In Sickenhofen wurde damals dieser Schritt aus der Selbständigkeit zu einem Stadtteil unter anderen durchaus skeptisch gesehen. Die letzte Gemeindevertretersitzung am 28.12.1976 fand in der Pfarrscheune statt und wurde von vielen Einwohnern besucht. Der letzte Punkt auf der Tagesordnung lautete „die Verabschiedung der Gemeindevertretung“. Der damalige Bürgermeister Friedel Wiesinger dankte allen Gemeindevertretern für ihre uneigennützige Tätigkeit, so steht es im Protokoll dieser Sitzung. Im letzten Vorstand der Sickenhöfer Gemeinde befanden sich neben dem Bürgermeister die Beigeordneten Rudolf Schrodt und Philipp Brunn, Gemeinderechner Otto Walentschka, die Sekretärin Frau Hahn und weitere Gemeindevertreter, unter ihnen der spätere Ortvorsteher Helmut Mahr.
Doch auch für die Sickenhöfer ging nach der Eingemeindung das Leben weiter, wenn auch jetzt die Behördengänge in Babenhausen erledigt werden mussten. Lange Zeit jedoch konnten im alten Sickenhöfer Rathaus bei Bürgersprechstunden allerlei Fragen zu verschiedenen Angelegenheiten durch Mitarbeiter der Stadtverwaltung geprüft und teilweise auch beantwortet werden.
Neue Straßennamen
Mit der Eingemeindung von Sickenhofen nach Babenhausen kamen auch alltägliche Probleme auf den Plan. Einige Straßennamen der kleinen Gemeinde waren identisch mit denen der anderen Stadtteile und es mussten Lösungen für alle Orte gefunden werden. Die Sickenhöfer Ortseingangsstraße von der B 26 nannte sich Bahnstraße und wurde in Sachsenhäuser Straße umbenannt, die Hegerstraße hieß vormals Odenwaldstraße (die gab es aber schon in Hergershausen) und die ehemalige Spessartstraße, die es auch in der Kernstadt gibt, wandelte sich zur Rosenstraße.
In den zurückliegenden 40 Jahren sorgten auch die Ortsbeiräte dafür, die lokalen Interessen des Dorfes in Babenhausen zu vertreten. Oft hatte es für die Bewohner den Anschein, dass die Stadtteile vernachlässigt wurden, aber trotzdem erfolgte auch die Weiterentwicklung der dörflichen Strukturen. So wurde Sickenhofen 1988/89 an die zentrale Kläranlage angeschlossen, die Erschließung zweier Neubaugebiete wurde zwischen 1995 und 2003 durchgeführt und der Einbau einer Kühlanlage in der Friedel-Wiesinger-Halle erfüllt bis heute bei vielen Veranstaltungen ihren Zweck. Weitere Verbesserungen betreffen u.a. die Vergrößerung des Kindergartens, den Stadtbusverkehr und die Breitbandversorgung. Trotzdem trauert so Mancher den früheren Zeiten nach, in denen es auf Briefen und Postkarten hieß: An ... in „6111 Sickenhofen“, denn nach der Eingemeindung lautete die postalische Bezeichnung „6113 Babenhausen 4“.
Auch das DI war weg
„Hände weg vom Landkreis Dieburg“, lautete ein Slogan seinerzeit, denn ebenfalls am 01.01.1977 wurden die Landkreise Darmstadt und Dieburg zusammengelegt und das Kfz-Kennzeichen DI verschwand für 36 Jahre in der Versenkung. Seit Beginn des Jahres 2013 haben Fahrzeughalter innerhalb des Landkreises Darmstadt-Dieburg wieder die Möglichkeit zwischen den Kennzeichen DA und DI zu wählen.
Erste urkundliche Erwähnung bereits vor über 1000 Jahren
Bereits im Jahre 987 wurde der Ort Sickenhofen erstmals in einer Urkunde erwähnt. Eine Passage daraus lautet: der in „sicgenhouon“ ansässige Liuthart muss eine Abgabe von zwei Denare zahlen.
Einige Heimatforscher, wie Ehrenortsvorsteher Helmut Mahr und Tilo Fink vom Heimat- und Geschichtsverein Babenhausen haben vieles dazu beigetragen, die Geschichte des Ortes in Wort und Bild festzuhalten. So ist unter anderem in verschiedenen Publikationen nachzulesen, dass sich auch die Schreibweise des Dorfnamens im Laufe der Zeit geändert hat, so beispielsweise von Siggenhoven im Jahre 1246 über Sickhofen (1527) bis zum heutigen Namen. Auch Aufschreibungen zu den Einwohnerzahlen sind vorhanden.
446 Einwohner wurden im Jahre 1829 gezählt, 1961 waren es 748 und mit Stand Dezember 2016 sind in Sickenhofen 1514 Personen mit dem ersten Wohnsitz gemeldet, so teilt es das Einwohnermeldeamt mit.
Wie in anderen Dörfern mit ähnlicher Struktur bietet auch Sickenhofen nur wenige Einkaufsmöglichkeiten. Ein Hofladen offeriert zwei Mal in der Woche Gemüse, Salate, Obst und es wird auch gern ein Schwätzchen mit den Kunden gehalten. Das gleiche gilt für die kleine
Postfiliale, wo es auch noch Zeitschriften, Backwaren und Schreibutensilien für Schulkinder gibt und auch für Freunde von Lotteriespielen ist dort gesorgt. Was noch bleibt sind ein Wirtshaus, die Kirche, zwei Bankfilialen und verschiedene Vereine. Gerade diese Gruppen sorgen dafür, dass sich die Menschen treffen und ihren Interessen nachgehen können. Bürgermeister Knoke hatte vor kurzem beim Seniorennachmittag erwähnt, dass es gerade die Vereine mit all ihrem Unternehmungsgeist sind, die sehr viel zu einer funktionierenden Dorfgemeinschaft beitragen.
Auch in den nächsten Jahrzehnten werden die Einwohner von Sickenhofen sich bei Vereinsfesten treffen, über politische Entscheidungen diskutieren, immer noch auf einen Bahnhaltepunkt warten, ihr passendes Autokennzeichen anschrauben und sich trotz allen Umständen wohlfühlen. (Text/Fotos: wk)
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