Bauboom und Artenschutz

Aus dem Winterschlaf erwacht, wendet sich auch der naturliebhabende Babenhäuser seinem noch in Spuren ländlichen Umfeld zu. Ambitioniert und von den weiß- und rosablühenden Farbtupfer in Wald und Flur begeistert fühlt er sich per Rad oder Pedes pudelwohl. Oft unbemerkt bleibt die Stille in den Kronen, Ästen und Zweigen. Kaum durchdringt das Lied eines Vogels das beständige Brummen und Summen der - nein, nicht der Bienen, Käfer u.a. Insekten – sondern der Baumaschinen, Kräne und Bagger.

In allen Himmelsrichtungen und Ortsteilen wird fleißig und eilig die interpretierte Wohnungsnot bekämpft: schwarze Straßen und sachlich-kühle Bauwerke metastasieren über ehemalige Äcker und Wiesen und nötigen durch deren fortwährende Verknappung zu weiterer Intensivierung des Anbaues mit den bekannten Folgen des Artensterbens. Nein – natürlich besteht Bedarf und Interesse an dieser Entwicklung, und der Nutznießer sind einige: Stadtkämmerer erhoffen sich steigende Einnahmen in klammen Kassen, Baugrundverkäufer freuen sich über das gezogene Freilos, Bauarbeiter aus vielerlei Ländern sind froh über die befristeten Jobs in Deutschland, interessierte Geldgeber aus Ankara und dem ferneren Osten nutzen gern die Chancen zum dauerhaften Anlegen, Makler tanzen im warmen Regen und „Investoren“ genießen die Dauerbesonnung und Aura eines wohltuenden Weltenretters. Nicht zuletzt sind es auch die aus der EZB-Luft geschöpften monatlichen EURO-Milliarden des smarten Herrn Draghi, die sich dadurch flugs und geschickt zu manifestieren verstehen. Und wieder nein – man braucht weder dem Bauumtermehmer seinen eigenen Golfplatz, noch dem Kiesgrubenbesitzer sein Haus am See neiden – sie nutzen dieses zeitliche Glück ebenso wie der frische Eigenheimbesitzer sein individuelles Traumhaus. Viel mehr bewegt mich die Frage, was all Diejenigen bewegt, die in den zahlreichen Gremien, Räten und Versammlungen den Bauvorhabensentscheidungen zustimmen, obwohl sie selbst keinerlei Nutzen davontragen? Ist es die Verantwortung? - für das Allgemeinwohl? - für „den Fortschritt und die Entwicklung“? Ist es das gute Gefühl „etwas zu bewegen“? - eine Entscheidung für „etwas Dauerhaftes“ mit zu treffen? - durch „Gutes tun“ gut zu sein? Wieso auch immer - vielleicht kommt auch irgendwann jemand mal auf den Geschmack, sich für den Schutz von Natur und Umwelt einzusetzen oder das Gute darin zu entdecken, die identitätsstiftende Kraft einer naturnahen Heimat zu erhalten? Ja das klingt schrecklich konservativ. Ist es auch. Fast so konservativ wie die Schwalben, die seit Jahrhunderten ihren Weg zurück nehmen, um ihr altes Nest wieder zu finden. Bald werden sie wieder eintreffen und zwischen Baukränen und über sterilen Flächen nach der immer dürftiger werdenden Nahrung für ihre Jungen suchen. Vielleicht bereuen sie es, aus dem Winterschlaf erwacht, und ihrer konservativen Hoffnung auf Leben gefolgt zu sein. Und vielleicht kommen sie im nächsten Frühjahr schon nicht mehr – Gründe dafür gibt es leider genug.    Martin Hartmann

Kommentare

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24. April 2018 - 02:02

Das Artensterben - manche sterben nie aus

Das Artensterben resultiert ja wohl eher durch Bauers Glyphosat und Co. und ist somit vor der Eroberung des Ackerlandes durch Baumaschinen bereits weitgehend abgeschlossen.
Im Wohngebiet Ost zwitschert und brummt es noch! Manchmal ist es auch Baulärm....
Wer sich der Zukunft verschließt und den nachfolgenden Generationen keine Chance zur Ansiedlung und der beruflichen Tätigkeit geben will, ist für mich ein ewig Gestriger, der, Ruhe suchend, bitte in die Wüste auswandern und schweigen soll.

Ich für meinen Teil finde es viel schlimmer, dass z.B. Leute, die einen riesigen Garten haben, den riesigen Rasen mähen und das Gemähte einfach über den Zaun, an den Waldrand und an/in den Bach schmeißen. Mit welchem Recht? Genauso wie diese Müllschweine, die ihren Abfall in den Wald schmeißen. Und all das wohl zur nächtlichen Stunde, damit ja keiner es sieht. Deshalb kann ich schon lange nicht mehr die Natur genießen, denn überall liegt inzwischen der Müll herum, der achtlos und respektlos weggeworfen wird. Und das mit krimineller Energie, denn wer müht sich sonst so, seine Fernseher, Teppiche, Videocassetten, Windeln, Bauschutt, Grünschnitt usw. in den tiefsten Wald zu karren.
Ich hatte mal an die Stadt geschrieben, ob man nicht, wie andere Kommunen einen Müllsammeltag im Jahr veranstaltet, damit das Ganze neben der Nützlichkeit auch bei der Bevölkerung für Aufmerksamkeit sorgt. Es kam leider keine Antwort. Sind scheinbar schon mit der einfachen Grünpflege überlastet.

27. April 2018 - 15:05

Müllsammelaktion

Der ZAW bietet hier Unterstützung an (nicht irritieren lassen wenn auf der Webseite noch 2017 angegeben wird):

https://www.zaw-online.de/index.php?option=com_content&view=article&id=227&Itemid=357

Es brauche jemanden der sich da den Hut aufsetzt und das organisiert. Früher hat das die Stadt/der Bauhof für das ganze Stadtgebiet gemacht. Zum einen hat man dafür kein Personal mehr (bitte jetzt keine Diskussion dazu) und was noch viel schlimmer ist - die freiwilligen Helfer fehlen. Das Engagement ist immer weniger geworden. Leider ein typisches Problem unserer Zeit.
Der Ortsbeirat in Hergershausen will so eine Aktion starten und hofft die Leute aktivieren zu können.
Einfach mal den ZAW ansprechen.

28. April 2018 - 12:58

Ich habe dies so nicht gemeint.

Es ist lobenswert, dass der ZAW Hilfe anbietet. Freiwillige sollen den Abfall einiger Mitbürger (ich würde sie gerne anders nennen) weg räumen die nicht wissen wollen was sich gehört ? Die Stadt bietet genügend Möglichkeiten an, den Abfall los zu werden. Leider gibt es immer noch "Mitbürger" die entweder zu faul sind, zum Bauhof zu fahren, oder denen die paar Euro wohl schon zuviel sind die sie dort bezahlen sollen. Mich stört, dass ständig und immer für jedes Propblem nach der Stadtveraltung geschrien wird anstatt mal darüber nach zu denken was er für die Stadt und ein vernünftiges Zusammen leben tun kann. (Meist sind dies die größten Kritiker, wenn es darum geht Gebühren zu erhöhen um die Bequemlichkeit diese kleinen Gruppe finzieren zu können)
Wer mich kennt weiß, dass ich immer gerne bereit bin zu helfen. Ich bin aber nicht bereit Zeit für Mitmenschen zu opfern die ihren Müll fallen lassen wo es für sie am bequemsten ist. Leider profitieren inziwschen immer diejenigen die sich gegen alles und jedes auflehnen und am lautesten schreien. Man beschwert sich inzwischen auch schon darüber, wenn man einen Strafzettel bekommt weil keine Parkuhr angbracht wurde. Noch schlimmer, es gibt dann auch noch Zustimmung für die Kritik an die Stadt.

24. April 2018 - 17:27

Wie üblich

Leider ein sehr gutes Beispiel dafür wie in Babenhausen argumentiert wird. Bringt jemand ein berechtigtes Problem auf (das übrigens wissenschaftlich bewiesen ist) dann wird sofort die Schuld auf andere geschoben. Der Zuzug nach Babenhausen hat mit der Versiegelung von Ackerland nichts zu tun ?
Dass der Abfall angeprangert wird, der im Wald und wo auch immer anzutreffen ist, bleibt unbestritten. Auffällig ist aber, dass man wieder die Stadt dafür verantwortlich macht. Kann es richtig sein die Stadt aufzufordern den Müll von verantwortungslosen Mitbürgern zu beseitigen ? Kann es richtig sein, dass wieder 90% der Gebührenzahler dafür aufkommen, dass 10% nicht wissen wie man sich benimmt ? Mir fällt auf, dass in ihrem Beitrag sehr viele Utensilien vorkommen die bei Neubauten gebraucht werden ? Wir alle sollten endlich damit anfangen auf uns selbst zu achten und nicht immer mit dem Finger auf die Stadt zeigen. Täusche ich mich oder taucht diese Unsitte erst seit ein paar Jahren verstärkt auf.
Übrigens anonym und unsachlich zu kritisieren ist nicht fair, weder der Stadt und deren Mitarbeiter, noch den Mitmenschen gegenüber.
F.J. Gruber



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