Liegestütze sind auch für leidenschaftliche Sportler eine eher unangenehme Übung. Nicht ohne Grund wurden früher im Sportunterricht Liegestütze gern als Strafe fürs Zuspätkommen verhängt. Auch Heinz Uhl kennt die Disziplinierungsmaßnahme noch. Der Fünfundachtzigjährige war sein Leben lang sportlich, ist noch immer Mitglied im Turnverein Babenhausen. Liegestütze waren für ihn viele Jahre kein Thema mehr. Heute kann es sie wieder machen - freiwillig.
Möglich macht ihm dies eines von vier neuen Bewegungsgeräten, die nun in Harreshausen errichtet wurden. Sie grenzen direkt an einen bestehenden Spielplatz, der bereits jetzt gern als Treffpunkt genutzt wird. Auch Kindergeburtstage wurden dort schon gefeiert. Da die Einrichtung für die Harreshäuser weit mehr ist als ein reiner Spielplatz, schlug der Ortsbeirat schon 2011 vor, das Gelände zu erweitern und mit seniorengerechten Angeboten zu ergänzen.
„Unser Gedanke war, einen Treffpunkt für alle Generationen zu schaffen. Einen Ort, an dem Großeltern ihren Enkeln nicht nur beim Spielen zusehen, sondern selbst aktiv werden können“, sagte Ortsvorsteherin Heidrun Koch-Vollbracht nun bei der Eröffnung des Mehrgenerationenspielplatzes in Harreshausen. Als Vorbild habe der Familiensportpark in Schaafheim gedient, der im vergangenen Herbst eröffnet worden war.
Hier wie dort kommen die Geräte von der Firma „Playparc“, die sich auf Spiel- und Bewegungskonzepte für den Außenbereich spezialisiert hat. „Unsere Geräte sind überwiegend so konzipiert, dass sie sich sowohl für ältere Menschen als auch für geübte Sportler eignen. Beide Gruppen können Balance, Beweglichkeit und Kraft trainieren“, erklärte Playparc-Mitarbeiter Oliver Seitz. Er war zur Eröffnung gekommen, um die Stationen zu erläutern.
An jeder Station gibt es drei Schwierigkeitsgrade, die Übungsabläufe werden auf großen Tafeln dargestellt. Im Grunde seien die Geräte aber selbsterklärend, sagte Seitz. Bevor Bürgermeisterin Gabi Coutandin („Mit 61 Jahren gehöre ich ja auch zu den Senioren“) die hohen Schuhe auszog und den kleinen Bewegungsparcours durchlief, bewies Heinz Uhl eindrucksvoll, was im fortgeschrittenen Alter noch möglich ist. Von den Umstehenden gab´s anerkennenden Beifall für seine Übungen an den Stationen „Schwebende Plattform“ und „Liegestütz“.
An „Armzug“ und „Slackline“ - ein breites, straff gespanntes Gummiband fürs Training des Geleichgewichts - wollte er sich nicht versuchen. „Ich mag lieber die klassischen Geräte“, sagte der Senior mit einem Schmunzeln. Im Alltag sei er mit einem Rollator unterwegs, mit dem er bequem vom gegenüberliegenden Seniorenwohnheim Bethesda zum Mehrgenerationenspielplatz komme.
Pflegedienstleiter Frank Wieseler begrüßte das neue Freizeitangebot. „Einige Bethesda-Bewohner werden es nicht nutzen können, da sie einen zu hohen Pflegebedarf haben“, sagte er. „Für viele ist es aber ein ideales, gut zu erreichendes Freizeitangebot, das den Bewohnern unseres Hauses neue Möglichkeiten eröffnet, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.“
10.000 Euro ließ sich Babenhausen die Erweiterung des Spielplatzes kosten. Eine sinnvolle Investition für eine immer älter werdende Gesellschaft, in der auf die Bedürfnisse von Senioren oft noch zu wenig eingegangen werde, so Coutandin. mel
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