Willi Seibert: „Ich abstrahiere meine Motive und bringe mich so ein in die Kunst”

Die Lieblingsmotive des Künstlers bilden Hergershausen und die Umgebung, die Seibert abstrahiert darstellt.

Am 8. und 9. November 2014 lädt die Stadt Babenhausen erneut zu den „Kunst- und Kulturtage” ein. Die Babenhäuser Zeitung stellt in den folgenden Ausgaben die teilnehmenden Künstler vor. Heute: Willi Seibert.

In der Wohnung von Willi Seibert bekommt der Eintretende schnell eine Idee davon, dass es sich um einen Künstler handelt. Insbesondere Landschaftsbilder von Hergershausen und der Umgebung zieren die Wände. „Ich male dabei nicht fotorealistisch, da ein gemaltes Bild nie die Qualität einer Fotografie erreichen kann. Vielmehr bringe ich Individualität in meine Werke mit ein, indem ich die Formen und Farben abstrahiere.“ Das große Vorbild stellt dabei Feininger, der ebenso wie Seibert seine Werke mit Individualität ausstattete.
Neben den Motiven seiner Heimat malt der Künstler auch Urlaubsszenen nach wie einer Gerberei in Marokko: „Ich stand erhoben über der Szene und war überwältigt von den verschiedenen Farben, in die die Mitarbeiter das Leder tauchten.“ Aber auch malerische Landschaften von Oslos Fjorden oder eine Gruppe Einheimischer Thailänder finden sich als Motive auf Seiberts Bildern wieder. Dabei experimentiert der Künstler im Rahmen der Acrylmalerei mit dem Einfließen von Sand zur Darstellung von Strukturen, dem Spachteln der Farbe oder aber der Einbindung von Strukturpaste. In der Regel malt Seibert auf Papier, das aufgespannt und grundiert wird. „Meine Werke präsentiere ich so, dass ich das Glas hinter das Bild setze. Somit kommt die Struktur des Bildes besser zum Vorschein und durch den Auftrag von Firnis ist es geschützt und kann leicht gereinigt werden.“
Das Wegwerfen von Bildern fällt Seibert schwer, weshalb er diese mit weißer Farbe übermalt und ein neues Bild entsteht - damit ist das Alte nach wie vor unter dem neuen Farbauftrag existent für den Künstler. Meistens malt Seibert nach der Vorlage von Fotografien: „Wenn ich im Freien in der Umgebung male werde ich ständig angesprochen, was ich denn da tue. Dabei komme ich einfach nicht weiter“, lacht Seibert.
Auch an der Aktmalerei hatte sich der Künstler geübt, eine Ausstellung der Werke jedoch lehnt der Künstler kategorisch ab: „Ich bin keineswegs prüde, aber meiner Meinung nach kann man den voyeuristichen Aspekt eines Aktes einfach nicht abschalten.“
Der Künstler hat das Malen erst im Ruhestand begonnen, davor war kaum Zeit für ein Hobby. „Als Jugendlicher habe ich in der Landwirtschaft meiner Eltern mitgearbeitet und wurde dann selbst Landwirt, bis ich schließlich das Landgut verkauft habe und im Außendienst der AOK tätig wurde.“ Im gesetzlichen Ruhestand ab 2003 schließlich begann der Künstler verschiedene Studiengänge der Geisteswissenschaften, bevor er an der TU Darmstadt als Gast-hörer anfing. „Das Malen hat mich schon immer interessiert und die anderen Studiengänge waren zwar interessant, aber wenig zielgerichtet.“ Aus diesem Grund bewarb sich Seibert an der TU-Darmstadt im Fachbereich Architektur bei Prof. Horst Böhm um eine Zulassung zu den Kursen im Zeichnen und freien Malen, wo Seibert ab 2004 an verschiedenen Work-shops und den Sommerakademien von Prof. Horst Böhm in Kronach teilnahm. Dadurch bildete sich eine Gruppe älterer Künstler, mit denen Seibert sich regelmäßig zum Malen und unterhalten trifft. Dort entstehen größtenteils neutrale Bilder wie Tiere, Landschaften oder aber Architekturszenen.       fhp

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