Noch 91 unbesetzte Lehrstellen am Ende des vergangenen Ausbildungsjahrs Flüchtlinge im Kreis Darmstadt-Dieburg für Ausbildung im Handwerk gewinnen

Perspektive Handwerk: „Warum sollen Flüchtlinge nicht auch den Meisterbrief machen?“, fragt die IG BAU. Eine solide Berufsausbildung zahle sich für Zuwanderer langfristig aus, so die Gewerkschaft.

Ordentliches Handwerk statt Hilfsarbeit: Flüchtlinge im Kreis Darmstadt-Dieburg sollen gute Chancen im Handwerk bekommen – und dabei nicht nur als Handlanger eingesetzt werden. Das fordert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Die Gewerkschaft ruft die heimische Politik und Wirtschaft auf, alles zu tun, um Zuwanderer leichter in die Berufsausbildung im Handwerk zu integrieren. Hierfür sei nicht nur der Abbau bürokratischer Hürden notwendig, sondern auch Überzeugungsarbeit unter den Flüchtlingen selbst.

„Viele Menschen, die nach einer langen Flucht jetzt im Kreis Darmstadt-Dieburg leben, sind darauf angewiesen, ihre Familien in der Heimat finanziell zu unterstützen. Sie nehmen dabei aber oft schlecht bezahlte Jobs und Hilfstätigkeiten in Kauf“, sagt Günther Schmidt von der IG BAU Rhein-Main. Dagegen böten solide Berufe im Handwerk eine viel bessere Perspektive – und viel höhere Löhne. Es sei daher wichtig, die Flüchtlinge über die Vorteile der dualen Ausbildung zu informieren, so der IG BAU-Bezirksvorsitzende. Ein Großteil von ihnen sei genau im richtigen Alter, um eine Lehre zu beginnen. „Die Chancen sind enorm – für die, die zu uns kommen, aber auch für die Wirtschaft im Kreis Darmstadt-Dieburg“, ist sich Schmidt sicher. Und auf dem heimischen Ausbildungsmarkt gebe es „noch deutlich Luft nach oben“. So waren nach Angaben der Arbeitsagentur selbst nach Ablauf des letzten Ausbildungsjahrs im Kreis Darmstadt-Dieburg noch 91 Lehrstellen unbesetzt – viele davon im Handwerk. „Um hier einer Nachwuchskrise vorzubeugen, ist das Handwerk gut beraten, die Zuwanderer als Chance zu begreifen“, betont der Gewerkschafter. Für die Flüchtlinge lohne sich eine Ausbildung auf dem Bau, im Maler-Handwerk oder in der Gebäudereinigung dabei mindestens genauso wie für die Betriebe, sagt Schmidt. Während etwa ein gelernter Straßenbauer 18,64 Euro in der Stunde bekommt, sind es beim ungelernten Helfer nur 11,15 Euro. Und schon ein Bau-Azubi kommt im Schnitt auf 1.057 Euro im Monat. Eine Ausbildung zahle sich gerade langfristig aus: Beschäftigte mit einer abgeschlossenen Lehre verdienen in ihrem Leben rund 250.000 Euro mehr als ungelernte Kräfte, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ermittelt hat. „Wir müssen den Geflüchteten deutlich machen, dass eine Berufsausbildung eine Perspektive fürs Leben ist“, unterstreicht Schmidt. „Und dass das Handwerk nach wie vor goldenen Boden hat.“ Für die IG BAU Rhein-Main steht fest: „Es ist zu kurz gedacht, Flüchtlingen nur Niedriglöhne zu zahlen. Wir brauchen dieselben Tarif- und Sozialstandards für alle.“ Das gehöre zu Deutschland genauso wie der Meisterbrief im Handwerk. Wer jetzt die Aussetzung des gesetzlichen Mindestlohns für Flüchtlinge fordere, der betreibe unverschämte Interessenpolitik auf dem Rücken Bedürftiger. Die Politik müsse nun dafür sorgen, dass Flüchtlinge schneller eine Ausbildung beginnen und unkompliziert Deutsch lernen können. Schmidt: „Es kann nicht sein, dass Menschen im besten Alter viele Monate untätig in einer Sammelunterkunft zubringen müssen, während das Handwerk tolle Chancen bietet.“  (Text / Foto: : IG BAU)

 

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