„Es kann nicht sein, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch immer so stark benachteiligt sind. Viele Unternehmen in der Region nutzen das Lohngefälle aus, obwohl sie mehr zahlen müssten“, kritisiert Guido Noll von der NGG-Region Darmstadt und Mainz. Besonders problematisch sei die Situation in frauendominierten Berufen – etwa im Service einer Gaststätte oder im Verkauf einer Bäckerei. Wenn hier nicht nach Tarif gezahlt werde, träfen niedrige Löhne häufig auf Teilzeitjobs und befristete Stellen. „Die Folge sind geringe Einkommen und im Alter Mini-Renten, die Frauen dann beim Amt aufstocken müssen“, so Noll.
Nach Einschätzung des Gewerkschafters dürfte der tatsächliche „Gender Pay Gap“, die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, im Landkreis Darmstadt-Dieburg bei deutlich über 11 Prozent liegen. „Bezieht man Teilzeitstellen und Minijobs in die Rechnung ein, wird die Kluft noch größer. Denn hier arbeiten mehr Frauen als Männer. Zugleich sind die Löhne im Schnitt deutlich niedriger“, sagt der NGG-Geschäftsführer. Das zeige sich gerade im Gastgewerbe: Nach Angaben der Arbeitsagentur werden im Kreis aktuell 61 Prozent aller Teilzeit- und Minijobs in der Branche von Frauen erledigt.
„Hinzu kommt, dass noch immer zu viele Frauen zu Hause bleiben – nicht zuletzt auch, weil das Ehegatten-Splitting bei der Steuer die Rollenteilung verstärkt“, so Noll. Damit gehe dem heimischen Arbeitsmarkt eine große Chance durch die Lappen. Mit Blick auf die Alterung der Gesellschaft und den Fachkräftemangel müssten eigentlich schon heute viel mehr Frauen ins Berufsleben einsteigen.
Die NGG fordert die Unternehmen auf, die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern in vergleichbaren Positionen zu beenden. Auch die Politik sei gefordert. „Statt immer neuer Lippenbekenntnisse zum Frauentag brauchen wir einen gesetzlichen Anspruch auf gleiches Geld für gleichwertige Arbeit, der Wirkung zeigt und in den Betrieben zwingend umgesetzt werden muss. Alles andere ist im Jahr 2020 von vorgestern“, so Noll. (Text/Foto: NGG)
Sie befinden sich hier: Homepage › Babenhausen und Umgebung › Im Kreis Darmstadt-Dieburg verdienen Frauen 380 Euro weniger als Männer
Rubrik: Babenhausen und Umgebung
06.03.2020
Frauentag am 8. März / Gewerkschaft NGG kritisiert Lohnlücke: Im Kreis Darmstadt-Dieburg verdienen Frauen 380 Euro weniger als Männer
Das könnte Sie auch interessieren
- Kreis Darmstadt-Dieburg: Frauen machen 70 Prozent aller Teilzeit- und Minijobs
- Im Kreis Darmstadt-Dieburg haben 1.159 Flüchtlinge einen Job gefunden
- Kreis Darmstadt-Dieburg isst 2.790 Tonnen Schokolade pro Jahr
- Mehrwegflaschen für Klimaschutz und Arbeitsplätze im Kreis Darmstadt-Dieburg
- Flüchtlinge im Kreis Darmstadt-Dieburg für Ausbildung im Handwerk gewinnen
Kommentare