Auf einem seiner Bilder hat er eine Blattlaus gemalt, weiss ein Besucher zu berichten. Ja, es ist fast unglaublich, mit welcher Liebe zum Detail Walter Seidel seine Kunstwerke gestaltet. Selbst mit einer Lupe betrachtet, sind alle Details klar und deutlich zu erkennen.
Auf den Tag genau vor 50 Jahren begann meine Ausbildung als Designer für Webwaren, berichtet Walter Seidel bei der Eröffnung der Gemäldeausstellung. Er schildert seinen Werdegang und seinen Weg zur Malerei. Schon in der Schule kopierte er mit Bleistift und Wasserfarben die Bilder aus den Lesebüchern. In jungen Jahren kopierte er bereits die alten Meister und machte sich schon früh selbständig. Der seit langen Jahren anerkannte Künstler, der von seiner Kunst auch leben kann, veranstaltete bereits im In- und Ausland zahlreiche Ausstellungen.
Welch großes künstlerische Spektrum Walter Seidel sich selbst angeeignet hat, kann man nun im Babenhäuser Rathaus bewundern. Die Stilleben, die aussehen als wären es Fotografien, ziehen die Besucher in ihren Bann. Ausgestellt werden auch einige surrealistische Werke und Arbeiten seines sogenannten „PhantaRealismus“. Besondere Aufmerksamkeit wird von den Ausstellungsbesuchern aber den spätmittelalterlichen Stadtansichten von Babenhausen geschenkt. Walter Seidel hat hierfür mehrfach das Babenhäuser Stadtarchiv aufgesucht und intensive Gespräche mit den Schlossfreunden Babenhausen geführt. Er studierte alte Landkarten und Ansichten und verglich diese mit alten Dokumenten. Entstanden ist ein Meisterwerk. Mehrere Zeichnungen und Vorstudien bis hin zum fertiggestellten Werk ergänzen die Ausstellung. Eine Stadtansicht zeigt links das Schloß und rechts die heutige Altstadt. Im Hintergrund ganz links kann man sogar das alte Dieburger Schloß erkennen. Die Schafherde im Vordergrund, die Schwäne im Wassergraben des Schloßes, die Ankunft von fahrenden Händlern - man entdeckt immer wieder neue Einzelheiten und Details. Eine andere Ansicht von Babenhausen, aus der Perspektive von Altdorf aus gesehen, zeigt das Plakat der Gemäldeausstellung. Wie es sich für einen Künstler gehört, wurde das Plakat von Hand gemalt, geschrieben und gestaltet - schon das Plakat ist ein Kunststück.
Wer diesen besonderen Kunstgenuss erleben will, kann die Ausstellung während den Öffnungszeiten des Rathauses (bis 1. Oktober) besuchen. hz
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