Während die Firma Aumann seit über 100 Jahren in Babenhausen ansässig ist und der Großvater der heutigen Geschäftsführer, Kevin und Markus Aumann, schon beim Bau der Kaserne im Jahr 1900/1901 aktiv war, ist die Firma Revikon in Babenhausen bislang noch nicht in Erscheinung getreten. Die Babenhäuser Zeitung hat sich mit Daniel Beitlich - einem der Geschäftsführer der Firma Revikon - getroffen, um die aktuellen Entwicklungen rund um die Kasernenkonversion in Erfahrung zu bringen.
Bemerkenswert: Als ein durchweg positiv denkender Mensch, der keine Schwächen oder Fehler, sondern immer die Möglichkeiten und Chancen sieht, präsentiert sich der erfahrene Projektentwickler Daniel Beitlich. Mit dieser Einstellung passt der Spezialist für Kasernenkonversionen wohl ideal nach Babenhausen. Bereits bei den Ausschusssitzungen und den Stadtverordnetenversammlungen zeigte er für die örtlichen Sorgen und Bedenken stets ein offenes Ohr. Gleichzeitig betonte er dabei immer, dass für die Konversion einer Kaserne die Zusammenarbeit aller beteiligten Stelle erforderlich sei um diese positiv und erfolgreich zu gestalten.
Aufbruchstimmung: Im Vorfeld kaum vorstellbar, aber nach dem Auftreten der Investoren nicht verwunderlich, wurden die „Kasernen-Beschlüsse“ in der Stadtverordnetenversammlung mit einer breiten Mehrheit beschlossen (die Babenhäuser Zeitung berichtete). Mit dieser großen Zustimmung der Lokalpolitik soll die Entwicklung der Kaserne nun auch von den Babenhäuser Einwohnern positiv wahrgenommen werden. Daniel Beitlich stellt klar „Eine Kaserne kann man nicht gegen die Politik oder gegen die Bevölkerung entwickeln“. Den Mehrheitsbeschluss sieht Beitlich als Signal für eine Aufbruchstimmung und mit diesem „positiven Flow“ gelte es nun alle Beteiligten „hinter den Karren zu bringen“ um die nächsten Schritte erfolgreich anzugehen.
Wie geht es weiter? Nach dem Abschluss des Kaufvertrages gilt es den beschlossenen Rahmenplan in einen Bebauungsplan zu entwickeln und dabei die Qualitätsmerkmale der Zertifizierung im Auge zu behalten. Der Startschuss für die ersten Maßnahmen auf dem ehemaligen Kasernengelände soll dann sofort nach rechtsgültigem Abschluss des Kaufvertrages beginnen. Die erforderlichen Vermessungen und die Arbeiten der notwendigen Gutachten für Umwelt, Verkehr, usw. werden umgehend vorgenommen, erst im Anschluss daran werden die ersten Bagger anrollen können. Als einer der ersten sichtbaren Schritte wird dann der Rückbau von einigen Gebäuden erfolgen. Daniel Beitlich bedauert, dass die Kaserne wie seither für die Bevölkerung gesperrt bleiben muss. Dies sei aber aus Gründen der Sicherheit erforderlich, denn die Eigentümer haben die Verkehrssicherungspflicht und die Gefahr, dass auf dem weitläufigem Gelände etwas passieren könne sei einfach zu groß. Es werden aber „Tage der offenen Baustelle“ vorgenommen, um den Bürgern einen Eindruck der aktuellen Entwicklungen zu geben. Mit diesen Veranstaltungen hat Daniel Beitlich bei der Konversion des „US-Depot“ in Gießen bereits gute Erfahrungen gemacht, hier haben in drei Jahren über Viereinhalbtausend Menschen sich ein Bild über den aktuellen Stand der Entwicklung machen können.
Umfangreiche Angebote: Nach erfolgtem Rückbau kann der Aufbau starten, wobei hier alle Bereiche gleichzeitig entwickelt werden. Mit dieser Vorgehensweise hat man bei den seither erfolgreich durchgeführten Konversionen gute Erfahrungen gemacht. Die Aufteilung in „Filetstücke“ und eine nachrangige Entwicklung anderer Bereiche ist nicht sinnvoll. Beitlich nennt in diesem Zusammenhang die vier Bereiche die in der Babenhäuser Kaserne entwickelt werden. Den historischen Bereich (das sogenannte Kreativquartier), den Gewerbebereich und die beiden Wohnbereiche (Ertüchtigung der bestehenden Wohnimmobilien sowie die Entwicklung des Neubau-Bereiches, hier sollen Einfamilienhäuser verschiedener Größen geschaffen werden). Mit der Schilderung seines schlüssigen Erfolgsrezeptes „da darf uns keiner entwischen, der in die Kaserne will“ startet Beitlich in den „Entwicklermodus“ und beweist nachhaltig, wie er bereits einige Konversionen erfolgreich durchführen konnte. Er schwärmt förmlich von den vielseitigen Möglichkeiten die in der Babenhäuser Kaserne geschaffen werden. Hier wird es für alle Interessenten ein passendes Angebot geben, ist sich Beitlich sicher. Ob eine Kanzlei im historischen Teil investieren will (mit Steuer-Optimierten Abschreibungsmöglichkeiten), oder eine junge Familie eine frisch modernisierte Mietwohnung sucht, wir können für jeden Wunsch ein richtig gutes Angebot machen, versichert Beitlich. Auch wenn im historischen Bereich der längere Leerstand seine Spuren hinterlassen habe, gäbe es gerade hier zahlreiche verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Wohnen und Arbeiten unter einem Dach, der Zusammenschluss von Start-up-Unternehmen oder Arbeitsgemeinschaften sind hier nur zwei Beispiele wie dem Kreativquartier mit kreativen Ideen wieder Leben eingehaucht werden kann. Die zahlreichen Varianten sollen auch das Erfolgsmodell der Konversion sein, denn ein breiter Nutzungs-Mix -aufgrund der vielfältigen Angebote- verspricht auch eine ausgewogene Nutzer-Mischung und vermeidet Quartiere in welchen soziale Brennpunkte entstehen können. Hierfür soll auch die neu zu schaffende Infrastruktur dienen. Die Nahversorgung der zukünftigen Bewohner soll hier ebenso gesichert werden wie die Versorgung mit Plätzen in Kindertagesstätten. Hier haben die Investoren der Stadt Babenhausen ein außergewöhnliches Angebot unterbreitet. Die Investoren werden auf eigene Kosten einen Kindergarten bauen (die Anzahl der Gruppen bestimmt die Stadt) und diesen an die Stadt vermieten. Die Stadt könne den Mietvertrag kündigen, falls die Kindertagesstätte nicht mehr benötigt wird. Weder Investitionskosten noch Abschreibungen würden dadurch den städtischen Haushalt belasten. „Ein faires Geschäft“ fasst Beitlich das Angebot an die Stadt zusammen.
Die Verkehrssituation: Auch die Verkehrsanbindung ist ein wichtiges Thema der Konversion. Intensive Gespräche unter anderem mit HessenMobil wurden und werden geführt, um intelligente Lösungen hierfür zu erarbeiten. Wichtig in diesem Zusammenhang sei hier auch die Vermeidung von Verkehr, auch daher werde die Kaserne mit Kita und Nahversorgern entwickelt um weiteren Straßenverkehr zu vermeiden. Die Anbindung an die B26 soll über mehrere neue Einfahrten erfolgen, ausreichende Aufstellflächen und intelligente Ampelschaltungen sollen für einen guten Verkehrsfluss sorgen. Eine Aufteilung der Verkehrsströme soll sichergestellt werden indem der Gewerbebereich über die Zufahrt der Schaafheimer Straße erfolgt.
Der Kaufpreis: Über den Kaufpreis wurde zwischen dem Verkäufer (die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz: BimA) und den Käufern (Stadt Babenhausen und die privaten Investoren) Stillschweigen vereinbart und man halte sich selbstverständlich an die getroffene Vereinbarung, führt Beitlich aus. Der entscheidende Punkt sei für ihn aber nicht der Kaufpreis an sich, sondern das Gesamtvolumen welches nun in Babenhausen investiert wird. Hier liegt das Investitionsvolumen voraussichtlich zwischen vierzig und fünfzig Millionen Euro. Für die Entwicklung der Kaserne sei sowohl die Geschwindigkeit als auch die Handlungsfähigkeit viel wichtiger, als der Euro-Betrag im Kaufvertrag. Hier sieht Daniel Beitlich sehr viele, extrem positive Aspekte, da er mit der Firma Aumann einen tollen und gut vernetzten lokalen Partner an der Seite habe.
Hintergrund / Firma Revikon:
Die Firma Revikon entwickelt zur Zeit eine Fläche von rund zwei Millionen Quadratmeter (Kasernen-Konversionen und Industriebrachen). Sein Geschäftspartner, Martin Bender, ist Geschäftsführer einer Baufirma mit rund 350 Mitarbeitern. Zum gut funktionierendem Netzwerk der Firma Revikon gehört auch das Architekturbüro Feldmann, mit rund 45 Mitarbeitern. Als Musterbeispiele für gelungene Kasernenkonversionen durch die Firma Revikon gelten die Armstrong Kaserne in Büdingen und das US-Depot in Gießen.
(hz)
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