Minutenlanger Applaus für die Tangomesse

MichelsChor und Jugendchor führen „Misa a Buenos Aires“ von Martin Palmeri in Kirchen in Reichelsheim und Babenhausen auf

Eine lateinische Messe im Tango-Stil: MichelsChor und Jugendchor Reichelsheim führten an zwei Abenden die „Misa a Buenos Aires“ des argentinischen Komponisten Martin Palmeri auf - hier in der evangelischen Stadtkirche Babenhausen. Das Publikum dankte es mit stehenden Ovationen.

Am Ende herrscht erst einmal Stille. Dann beginnen die Zuhörerinnen und Zuhörer begeistert zu klatschen, sie stehen auf und klatschen immer weiter. Minutenlang. Es ist eine Verbeugung mit den Händen. Zuvor hatten MichelsChor und Jugendchor Reichelsheim und das Orchester unter Leitung von Dekanatskantor Matthias Ernst mit der „Misa a Buenos Aires” Gedankenbilder geschaffen, die von tiefem Schmerz und Leid erzählen, von Hoffnung, Kraft und überbordender Lebensfreude und davon, dass es zwischen Himmel und Erde viel mehr gibt, als der Mensch zu erfassen vermag.

Martin Palmeri (*1965) gelingt mit seiner „Misa a Buenos Aires“ eine beeindruckende Stil-Synthese. Die Komposition bietet die Möglichkeit, das Spannungsfeld zwischen dem alten lateinischen Text der katholischen Liturgie und dem argentinischen Tango zu erkunden. Anleihen an barocke Kompositionstechniken und eine raffinierte Harmonik, die den Chor bisweilen vor große Herausforderungen stellt, runden das Bild einer bemerkenswerten zeitgenössischen Messekomposition ab.
Dass diese Tangomesse für gemischten Chor, Mezzosopran, Bandoneon, Klavier und Streicher eine solche Eindringlichkeit hat, liegt vor allem an den Ausführenden und an einem leidenschaftlichen Dirigieren von Matthias Ernst. Die Chorstimmen ergänzen sich wunderbar. Mezzo-Sopranistin Esther Valentin bezaubert mit ihrer klaren und nuancenreichen Stimme. Die Instrumentierung ist sparsam gesetzt, was den Reiz der Messe noch verstärkt: Karin Eckstein am Bandoneon, Tanja Spatz am Flügel, Frank Willi Schmidt am Kontrabass, zudem Angela Fischer und Peter Jutz an den Violinen und Hilde Singer-Biedermann an der Viola schaffen eine Dramatik und Harmonie mit Gänsehaut-Feeling.
Eingestimmt wurde das Publikum in Reichelsheim und Babenhausen mit dem Libertango von Astor Piazzolla, der Motette „Unser Leben ist ein Schatten“, die Johann Bach, dem Großonkel von Johann Sebastian Bach, zugeschrieben wird, dem Bandoneon-Solo „Un Fueye en Paris“ von Leopoldo Federico, Gabriel Faurés „En prière“ und Piazzollas „Oblivión“.   (Text/Foto: S.Rummel)

Kommentare

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
CAPTCHA
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
3 + 0 =
Lösen Sie diese einfache mathematische Aufgabe und geben das Ergebnis ein. z.B. Geben Sie für 1+3 eine 4 ein.


X