Seniorenresidenz: Vernissage von „The Matrixer”

Fotokünstler Reinhold Blaha bedankte sich auf besondere Art bei der Leiterin der Seniorenresidenz, Jaqueline Müller, die erneut eine Kunstausstellung möglich machte.

Er nennt sich „The Matrixer“ und das aus gutem Grund. Reinhold Blaha orientiert sich bei seiner Arbeit oft an dem Film „Matrix“, der davon handelt, dass die Menschheit von höheren Wesen in einer Scheinwelt gefangen gehalten wird. Ohne eigenen Willen und ohne die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben.

„Es ist zwar ein Science-Fiction-Film, aber im Kern enthält er doch etwas Wahres“, findet Blaha. „Die Grenzen zwischen Schein und Wirklichkeit verschwimmen auch in unserem Leben oft, und wir müssen aufpassen, dass wir uns von den überflüssigen Dingen befreien und auf das besinnen, was wir für unser Leben wirklich wollen.“ Der 46-Jährige nutzt für seine Fotokunst zwar auch gern Techniken wie High Dynamic Range – also eine mehrfache Belichtung – um seine Bilder zu verfremden. Doch dabei geht es ihm nicht darum, eine Scheinwelt zu erschaffen. Vielmehr nutzt er das künstlerische Stilmittel, um ein Bewusstsein für die Realität zu schaffen.
Zu seinen bevorzugten Motiven gehören brachliegende Industrieflächen und Fabrikhallen. Um sie zu finden, reist Reinhold Blaha durch ganz Deutschland. Mitunter lässt sich die besondere Atmosphäre lange ungenutzter und unbewohnter Gebäude aber auch ganz in der Nähe einfangen. So verbrachte der Fotograf einen Tag auf und in einem Teil der Babenhäuser Kaserne, dokumentierte den Verfall der Räume.
Ein Bild zeigt die Sanitäranlage oder das, was von ihr übrig ist. „Deckel runter“ heißt das Bild, auf dem neben Waschbecken und offenliegenden Stromleitungen und Heizungsrohren auch eine Toilette mit hochgeklapptem Deckel zu sehen ist. In der Seniorenresidenz K&S, wo Reinhold Blaha derzeit 27 Fotografien ausstellt, hängt das Bild – natürlich – zwischen den Türen der beiden Besucher-Toiletten.
Die Kunst und das technisch-handwerkliche Können gehen eine ideale Verbindung ein, schaffen Eindrücke, die fast unwirklich erscheinen. Dies liegt auch daran, dass Blaha nicht einfach fotografiert, was sich als Motiv anbietet, sondern zunächst das Gelände, das Gebäude oder die Landschaft erkundet und die Stimmung auf sich wirken lässt. Erst dann packt er die Kamera aus.
Viele der Werke, die in der Seniorenresidenz zu sehen sind, entstanden in Bouxwiller und Babenhausen. Der Künstler inszeniert seine Motive so, dass auch Details und Ausschnitte als Gesamtheit wirken – wie eine Reihe Briefkästen oder die Tür eines Fachwerkhauses. Ein besonderes Werk zählt nicht zu den Exponaten. Es ist der Blick über die Dächer der Babenhäuser Kernstadt, aufgenommen von der Terrasse der Seniorenresidenz. Das Bild ist ein Geschenk des Künstlers an die Einrichtung, die mehrfach Künstlern die Möglichkeit bot, ihre Werke im öffentlich zugänglichen Teil der Residenz auszustellen.    mel

 

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