Gleich zu Beginn startete das Orchester mit einem kraftvollen „March to Mars“, von dem der Radio-Moderator Tobi Kämmerer sie aber gleich wieder zurückholte in die Realität der Erde: mit viel Humor ging er mit den Konzertbesuchern noch einmal die Fluchtmöglichkeiten in der vom Brandschutz stark bemängelten Halle durch. Dass Kinder und Moderatoren als erstes gerettet werden sollten, verstehe sich von selbst.
Im nächsten Stück, „Folk Song Suite“ verband der Komponist R. Vaughan Williams seine Liebe zu Volksliedern mit der musikalischen Wucht eines Militär- orchesters und die Hergershäuser Bläser rissen mit der gleichen Wucht die heimischen Zuhörer mit. Mit dem „St. Florian Choral“ von Thomas Doss wurde es ruhiger und man merkte fast ein bisschen Gelassenheit, die in der sonst so hektischen Vorweihnachtszeit viel zu kurz kommt.
In den nun folgenden Szenen aus dem Schwarzwald zeigten die Musiker, dass sie nicht nur meisterlich mit ihren Instrumenten umgehen können, sondern auch stimmlich Einiges zu bieten hatten, als sie sich bei „Silva Nigra“ erhoben und als Chor eine sehr ansprechende Passage gesanglich vortrugen. Kurz vor der Pause wurde das Publikum nach Norwegen geführt, wo sie mit dem Konzertmarsch „Valdres“ dem Plätschern der Fjorde und Waldesrauschen lauschen konnten. So manch Einer folgte der Aufforderung Kämmerers und stupste seinen Sitznachbarn, als er das erste Hufgeklapper des Rossmarktes ausmachte.
Das Blasorchester braucht sich um passenden Nachwuchs keine großen Sorgen zu machen, denn mit der Kooperation des Vereins mit der Grundschule und da vor allem dank des Einsatzes von Anja Schulz und Sylvia Kraffczyk, ist für eine fundierte musikalische Ausbildung gesorgt. Das Jugendorchester gab eine Kostprobe seines Könnens mit der Glenn Miller Komposition „Little Brown Jug“ und einem Auszug aus der Filmmusik zu „The Beauty and The Beast“. Die Leitung der 15 jungen Musiker zwischen 9 und 18 Jahren hat der sehr engagierte Kilian Kumpf, der auch selbst Mitglied im großen Orchester ist. Ohne Zugabe durften sie natürlich nicht von der Bühne und bewiesen mit „Mission Impossible“, was mit Talent und Übungseifer alles möglich ist.
Als kleine Zwischeneinlage kam Ursula Kohl vom Turngau Odenwald und ehrte den Bläser Norbert Kern für unglaubliche 60 Jahre Vereinszugehörigkeit. Er bekam dafür eine Urkunde und die goldene Ehrennadel überreicht. Kilian Kumpf und Patrick Günther haben in diesem Jahr die „Akademie für böhmisch-mährische Blasmusik“ gegründet und bereits einige sehr erfolgreiche Workshops durchgeführt. Um einen Einblick in die Notenliteratur der Blasmusik aus der k. u. k.-Monarchie zu geben, spielte das Orchester den „Kaiserin Sissi“ Marsch, worauf sogar die seitliche Bühnendekoration mit großem Portrait der Kaiserin und goldener Krone mit rotem Samt und Hermelin abgestimmt war. Umrahmt von prachtvollen Weihnachtssternen, ergab es ein sehr festliches Ensemble.
Die „Steeephans Polka“ hatte alles, was eine gute Polka braucht, jedoch gewürzt mit einer Prise Wehmut und wurde sehr kraftvoll interpretiert.
Um wieder etwas mehr Coolness auf die Bühne zu bringen, spielten die Tonkünstler im Anschluss Italo-Western-Musik in dem Medley „Moment for Morricone“, das einem großem Filmkomponisten des Western-Genres gewidmet ist.
In nur 10 Minuten folgten nun insgesamt 17 Perlen aus „The Eighties“, die eine Dekade zwar schrecklicher modischer Verfehlungen, aber grandioser Musik war. Der hohe Wiedererkennungswert ließ das Publikum zum großen Teil mitsummen und man freute sich über altbekannte Titel.
Ein Weihnachtskonzert mit einem Orchester dieser Qualität mache den Turnverein sehr stolz, bedankte sich Ute Beck vom Vorstand des Vereins und überreichte kleine Präsente an die Beteiligten auf und hinter der Bühne. Ein besonderer Glückgriff sei dem Orchester wohl mit dem neuen Leiter Patrick Günther gelungen, der mit diesem Weihnachtsdebüt die Messlatte für kommende Jahre hochgelegt habe. Auch dem Leiter des Jugendorchesters Kilian Kumpf dankte Beck für seine liebevolle Arbeit mit den jungen Leuten. Mit dem Radio-Moderator Tobias Kämmerer habe man auch Glück gehabt, denn der Wahl-Hergershäuser sei ein „Inbegriff gelungener Integration“ und moderiere nun schon seit über zehn Jahren dieses Weihnachtskonzert auf sehr lockere und humorvolle Weise.
Nach den Geschenken gab das Orchester in abgedunkeltem Saal eine stimmungsvolle Zugabe mit klassischen und kirchlichen Weihnachtsliedern, die den Zuhörern noch lange in den Ohren und Herzen nachhallten. Jetzt kann Weihnachten kommen! kb
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Rubrik: Babenhausen und Umgebung
23.12.2017
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