Sportentwicklungskonzept: Aus Theorie wird Praxis: Erfolgsmodell „Runder Tisch des Sports“

Bei der aktuellen Diskussion um die Brandschutzmängel in den Hallen Hergershausen und Sickenhofen werden immer wieder Forderungen nach einem „Runden Tisch“ laut, in welchem auch die Ergebnisse aus dem Sportentwicklungskonzept einfließen sollen. Was aber ist dieses Sportentwicklungskonzept eigentlich? Eine Spurensuche.

Bei der aktuellen Diskussion um die Brandschutzmängel in den Hallen Hergershausen und Sickenhofen werden immer wieder Forderungen nach einem „Runden Tisch“ laut, in welchem auch die Ergebnisse aus dem Sportentwicklungskonzept einfließen sollen. Was aber ist dieses Sportentwicklungskonzept eigentlich? Eine Spurensuche.
Das Sportentwicklungskonzept basiert auf einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, die im Jahr 2009 das integrierte Stadtentwicklungskonzept für Babenhausen (kurz ISEK) beschlossen hat. Sowohl ISEK als auch das Sportentwicklungskonzept wurden mit einer breiten Mehrheit, die meisten Einzelbeschlüsse sogar einstimmig, befürwortet und beschlossen. Die parteiübergreifende Zustimmung signalisierte allen Beteiligten eine solide Basis für die weiteren Schritte.
Einer dieser Schritte war das Sportentwicklungskonzept. In dieser umfangreichen Dokumentation wurden alle Aktivitäten der Sport treibenden Vereine in der Kernstadt und allen Babenhäuser Stadtteilen zusammengefasst und die angebotenen Leistungen, aber auch die Chancen der Vereine gegenübergestellt.
Insgesamt wurden damals 25 Punkte aufgelistet, welchen man sich intensiver widmen wollte. Einer dieser Punkte war die Gründung eines „Sportgremiums“ aus welchem sich dann der sogenannte „Runde Tisch des Sports“ entwickelte, der seit 2013 drei- bis viermal im Jahr zusammenkommt um die Themen der teilnehmenden Akteure zu erörtern. Der Runde Tisch des Sports sieht sich als ein gesamtkommunales, also stadtteilübergreifendes Sportgremium. Die Tagesordnung wird partizipativ zusammengestellt und der Veranstaltungsort wechselt regelmäßig, was den Teilnehmern die Möglichkeit gibt die Sportstätten und die jeweilige Infrastruktur der gastgebenden Vereine besser kennenzulernen. Zu den Treffen finden sich die bis zu dreißig Teilnehmer ein, die sich aus Vertretern von Vereinen, den Babenhäuser Schulen und  städtischen Ansprechpartnern zusammensetzen. Die zielgerichtete Vorgehensweise und die Atmosphäre auf „Augenhöhe“ ist die Basis der lösungsorientierten Maßnahmen und Erfolge, die sich der „Runde Tisch des Sports“ auf die Fahnen schreiben kann. So konnte 2015 Michael Spiehl, von der Sportkoordination der Stadt Babenhausen, in einer Zwischenbilanz berichten, dass 19 der 25 Punkte bearbeitet wurden und schon einige Themen erfolgreich abgeschlossen werden konnten. 
Nicht nur das engere zusammenrücken und „Netzwerken“ der beteiligten Vereine kann als Erfolg verbucht werden, auch eine mögliche Baumaßnahme an den beiden Schulsporthallen in Babenhausen wurde verworfen, da durch einen „Hallenaufräumtag“ (der einmal jährlich stattfindet) genügend Freiräume in den Geräteräumen und Lagerflächen geschaffen werden um alle erforderlichen Sportgeräte in den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten unterzubringen. Hier haben die Vereine und die Schulgemeinde, ehrenamtlich und mit Engagement, den öffentlichen Trägern hohe Kosten eingespart. Die Verbesserung im Bereich des Schulschwimmens ist ebenfalls ein Erfolg dieses Gremiums. Durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten konnte für den Schulsport ein Zeitfenster im Babenhäuser Schwimmbad geschaffen werden, um den Schülern der ortsansässigen Schulen die Möglichkeit für den wichtigen und sinnvollen Schwimmunterricht zu ermöglichen.
Auch die Nutzung der beiden Sporthallen wurde durch den runden Tisch des Sports optimiert. Es wurden verbindliche Hallenbelegungsrichtlinien geschaffen, die eine gerechte Nutzung der Hallenzeiten sicherstellt. Eine gemeinsam beschlossene Präambel fasst die drei Säulen der Nutzung zusammen. Hier stehen die Sportvereine, der Schulsport sowie der Sport im schulischen Bereich und der vereinsgebundene Individualsport (auch Trendsportarten) im Fokus. Besonders beachtet wird hier der „normierte Sport“, der eine bestimmte Größe benötigt und für den besonders abgegrenzte Linien und Bereiche benötigt werden (ein Handballspiel ohne 7-Meter-Raum-Markierung ist  ebenso kaum vorstellbar wie ein Volleyball-Spiel ohne Feldbegrenzung). Der Wettkampf- und Spielbetrieb erhält ebenfalls eine besondere Gewichtung, hier haben Meisterschaftsspiele und Rundenwettkämpfe einen höheren Stellenwert als Aktionen von Freizeit-Mannschaften und Hobby-Sportgruppen. Auch die damals eingeführte einheitliche Zeittaktung von 90 Minuten hat sich bewährt, so kann der Verwalter der Hallenzeiten für die beiden Sporthallen, Bernd Kniese, bei einem erforderlichen Tausch von Belegungszeiten oder dem Wechsel der Sommer- bzw. Winterbelegung immer den Zeitplan beibehalten und die Anfragen wie auf einem „Spielbrett“ einfach hin- und herschieben. 
Dass diese Tätigkeit nicht so einfach ist, kann man sich vorstellen, denn Wunsch und Wirklichkeit ist hier nicht immer in Einklang zu bringen. Aber auch hier hat sich der „Runde Tisch des Sports“ positiv ausgewirkt und von einem früheren „Motzen und Meckern“ verwandelten sich die Besprechungen für die Hallenzeitenbelegung in eine für alle Teilnehmer offene Aussprache. Es bildete sich ein Netzwerk auf das oft und gerne zugegriffen wird.
Dies spiegelte sich auch beim letzten „Runde Tisch des Sports“ wider als Bernd Kniese den betroffenen Vereinen aus Hergershausen und Sickenhofen mögliche Nutzungszeiten in den Schulsporthallen anbot, denn die SG Rot-Weiß Babenhausen, der TSV Harreshausen, der TSV Langstadt und der SV Germania Babenhausen stellten spontan Hallenzeiten in Aussicht. 
Auch der Turnverein Babenhausen erklärte sich spontan mit den Turnvereinen Hergershausen und Sickenhofen solidarisch und stellte den dortigen Vereinsmitgliedern neben freien Hallenzeiten ein besonderes und außergewöhnliches Angebot zur Verfügung. Die Mitglieder von TV Hergershausen und TV Sickenhofen können, bis die Nutzung der dortigen Hallen wieder möglich ist, die zahlreichen Kursangebote des TV Babenhausen kostenfrei nutzen und sind in der TVB-Turnhalle herzlich willkommen. Eine tolle  Idee und prima Sache für die betroffenen Vereine, die es ohne den runden Tisch des Sports wahrscheinlich nicht gegeben hätte.              hz

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