Vor rund 200 Besuchern dankte Klaus Mohrhardt vom Verein der Schlossfreunde dem Vertreter des neuen Besitzers: Igor Keler von der Alfa Consulting hatte es möglich gemacht, dass die Besucher sich aus der Nähe ein Bild über den Fortschritt der Arbeiten machen konnten. Lediglich die Innenbereiche konnten aus Sicherheitsgründen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Hier ist bereits weiträumig entkernt, die Handwerker sind vollauf beschäftigt“, erläuterte Geschäftsführer Igor Keler und stieg damit in die Präsentation der Planung und Ausführung ein.
Auf einen bestimmten Eröffnungstermin der Hotelanlage hatte sich die Alfa Consulting ohnehin nie festgelegt. Nun verlangsamt sich die Entwicklung spürbar, gebremst vor allem durch die politische Krise in der Ukraine. Die strahlt auch auf das Unternehmen aus, deren Gesellschafter in Kiew sitzen - dass das Hotel gebaut wird, steht jedoch außer Frage. Die Gesellschaft hatte das Schloss 2006 für 1,8 Millionen Euro gekauft, im Jahr 2010 hatte der Umbau begonnen.
„Für uns war eine schonende Sanierung von Beginn an wichtig - das ging immer vor einem eiligen Ausbau“, kommentierte Keler die Projektplanung, die eine enge Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden kennzeichnet. Dass sich diese behutsame Vorgehensweise gelohnt hat, davon zeugen nun die komplett restaurierten Fassaden des historischen Baus. Hinter den Mauern des Schlosses, das von einer beachtlichen Wehrmauer umgeben ist, wird das künftige Hotel mit 45 Doppel- und Einzelzimmern ausgestattet. „Jedes für sich individuell“, wie Keler mit Verweis auf die Gegebenheiten des geschichtsträchtigen Altbaus betont.
Der Grundstein des Babenhäuser Schlosses wurde bereits im 12. Jahrhundert gelegt, davon zeugen eingebaute Balken im ältesten Trakt, dem Westflügel. „Anhand des verwendeten Holzes, das direkt nach der Fällung verbaut wurde, konnte man die Entstehungszeit des Schlosses ziemlich genau beziffern.“ Die mächtige Wehrmauer aus der Barockzeit ist bereits saniert. Sie umgibt den ehemaligen inneren Wassergraben.
Wasser wird auch in Zukunft ein prägendes Element der Luxus-Schlossanlage werden. Außerhalb der südöstlich verlaufenden Wehrmauer soll der ehemalige äußere Wassergraben teilweise wieder hergestellt werden. Diese Wasserfläche wird ein prägendes Landschaftsbild im gesamten Anlagenensemble sein, das nicht nur innerhalb der Mauern zu sehen ist, sondern sich bis in den Schlosspark erstreckt. Ein unterirdischer Wellness- und Spa-Bereich im südlichen inneren Schlossgraben mit einer Fläche von 1200 Quadratmetern wird das Angebot für die Hotelgäste abrunden. „Aber auch dieser Bereich soll genauso wie der Schlosshof und unsere gastronomischen Angebote für die Öffentlichkeit zugänglich sein“, führt Geschäftsführer Igor Keler die Pläne für die ehemalige Wasserburg aus.
Öffentlich zugänglich sind auch mindestens zwei der vier imposanten Bastionen, die als Turmbauten die Ecken der Wehrmauer bilden. „Wir werden eine Bastion in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten, aus den drei anderen wird künftig ein Café entstehen sowie eine Hochzeitskapelle und eine Hotelsuite.“ Dass vieles im ursprünglichen Zustand erhalten wurde, zeigen die aufwändigen Restaurierungsarbeiten der rund 400 Fenster des Schlosses. Für die Betrachter sichtbar sind neben den vorherrschenden Fenstern aus der Renaissancezeit nun auch freigelegte Elemente der ursprünglich romanischen Fenster. Selbst zugunsten der „nur“ etwa hundert Jahre alten Fenster, die das Bild der Fassade prägen, haben die Bauherren keine Mühen gescheut. „Wegen des erhaltenswerten Zustands des Eichenholzes wurden die Fenster ausgebaut, aufwändig saniert und mit neuer Verglasung ausgestattet - allerdings in gewellter Verarbeitung, damit sie antik aussehen“, erläutert Keler schmunzelnd.
Bei der Fülle der Baumaßnahmen bleibt später dennoch nicht alles für den Besucher sichtbar. Auch unterirdisch wird weiter gebuddelt: In Nähe zum späteren Badebereich wird ein breiter Versorgungstunnel angelegt, der nicht nur Lagerfläche und Andienung sein soll, sondern auch der Hauptzugang des Personals. Ganz anders erreichen die Gäste das Hotel: Zum Gebäude gelangt man an der Ostseite des Schlosses über eine Brücke. Ein verglaster Aufzugturm an der Außenfassade im Bereich der späteren Lobby bringt die Gäste in die oberen Stockwerke zu ihren Zimmern oder Tagungsräumen. Vom gläsernen Aufzug aus dürfte man einen herrlichen Blick auf den Schlosspark und die freigelegte ehemalige Zwingermauer haben.
Noch scheint es ein weiter Weg bis dahin. Nach den Entkernungsarbeiten müssen nun Sanitär- und Elektroinstallation komplett neu ausgeführt werden. Erst dann können die Innenräume nach und nach fertig gestellt werden. Eine Eröffnung der verschiedenen Hotelbereiche in Etappen hält Keler für denkbar. „Wer wird im Schloss residieren?, fragen die Besucher am Donnerstag nach der Zielgruppe des Luxushotels. „Das werden Messe- und Geschäftsreisende aus Frankfurt sein“, ist sich Keler sicher, nennt aber auch den Wellness- und Gesundheitstourismus als einen Markt für das künftige Hotel. Und schließlich sind es die Babenhäuser selbst, die als Restaurantgäste oder Kaffeegenießer in Zukunft wieder einen Blick aus dem Schloss heraus nach draußen auf den Schlosspark werfen können. alex (Mehr Fotos unter Galerien.)
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