Schloss Babenhausen: Die „politische Großwetterlage” verzögert die Bauarbeiten

Das Schloss Babenhausen ist auf dem Weg zum Fünf-Sterne-Hotel.

Wird heute ein bedeutendes Bauwerk errichtet, darf eines nicht fehlen: der symbolische Spatenstich. Ob auch Adlige aus dem Hause von Münzenberg im Jahr 1187 beherzt zur Schippe griffen, um mit einem Spatenstich den Beginn der Bauarbeiten am Babenhäuser Wasserschloss zu markieren, ist nicht dokumentiert.

Davon abgesehen, gibt es über die fast 830 Jahre währende Geschichte des Schlosses aber zahlreiche Erkenntnisse. So war das Bauwerk Jagdschloss und Sommerresidenz, Festung und Kerker - sogar als Hochzeitsgabe wurde es schon dargebracht. Kuno III. von Münzenberg machte es 1236 seiner Braut Adelheid von Tübingen zum Geschenk.
Eines aber war das Schloss, das wegen seiner architektonischen und baulichen Besonderheiten den Titel „Nationales Denkmal“ trägt, noch nie: Ein Fünf-Sterne-Hotel. Seit im Jahr 2008 das Unternehmen „Alfa Consulting“ mit Sitz in Babenhausen und Eigentümern in der Ukraine das Anwesen kaufte, ist der Umbau in ein exklusives Hotel für internationale, gut situierte Gäste in Planung.
Ursprünglich sollte das Hotel Ende 2013 eröffnet werden. Doch die Sanierung des Gebäudes erwies sich als aufwendiger und umfangreicher als zunächst gedacht. Hinzu kam der „Umschwung der politischen Großwetterlage“, wie Klaus Mohrhardt, zweiter Vorsitzender des Vereins „Schlossfreunde Babenhausen“, die Ereignisse in der Ukraine nennt. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts Anfang 2014 gerieten die Finanzflüsse und mit ihnen die Bauarbeiten am Babenhäuser Schloss ins Stocken.
Nach mehr als einem Jahr Pause wurden im Oktober die Arbeiten wieder aufgenommen. Erstmals habe er nun auch einen der Eigentümer von „Alfa Consulting“ und damit des Schlosses kennengelernt, berichtete Klaus Mohrhardt nun im Rahmen eines Vortrags über Vergangenheit und Zukunft des Anwesens, zu dem knapp 50 Gäste kamen. „Das Treffen mit dem Eigentümer war informativ und vielversprechend.“ Euphorie sei nicht nur spürbar gewesen, sondern zeige sich nun auch in den Baufortschritten.
So wurde nun damit begonnen, einen Durchstich vom südöstlichen Teil des Schwanengrabens, der die Schlossmauern umgibt, zu schaffen. Durch diesen sollen später die Versorgungsleitungen von einer Hackschnitzel-Heizungsanlage zum künftigen Hotel gelegt werden. Der Schwanengraben führte einst tatsächlich Wasser. Er hatte die Aufgabe, das Schloss, das zusammen mit der Stadt Babenhausen ab 1445 zur Festung ausgebaut wurde, für Feinde schwer einnehmbar zu machen.
Das Wasser machte aus dem Erdreich allerdings auch einen Sumpf, in dem das Mauerwerk nur hielt, wenn man zuvor tief im Boden Eichenholzbalken versenkte, die die Schlossmauern stützten. Beim Bau des Durchstichs seien diese Balken nun wiederentdeckt worden, berichtete Mohrhardt. „Die damalige Bauweise ist nun archäologisch bestätigt.“ Im Ostflügel soll ein Spa- und Wellnessbereich entstehen, für den derzeit der Unterbau errichtet wird. Auch laufen die Vorarbeiten für den Bau eines gläsernen Aufzugs, der mehrere Stockwerke auf der Ostseite verbinden soll.
Von besonderer Bedeutung ist der Hirschbrunnen im Innenhof. Er wurde 1717 errichtet und ist ein Beleg für die damalige Nutzung des Anwesens als Jagdschloss. Ein Wunsch der Babenhäuser Schlossfreunde ist es, 2017 das 300-jährige Bestehen des Bauwerks mit einem „Hirschbrunnenfest“ zu feiern. Zwar hätten Schlossbesitzer und -verwalter nicht versprechen können, dass die Arbeiten bis dahin abgeschlossen sind. „Unserem Ansinnen stehen sie aber wohlwollend gegenüber“, so Mohrhardt.
Im Anschluss an den informativen und kurzweiligen Vortrag des zweiten Vorsitzenden, der nach eigener Aussage vom „Lokalhistoriker-Virus“ befallen ist, fand die Hauptversammlung der Babenhäuser Schlossfreunde statt. Der Verein zählt derzeit
88 Mitglieder, die sich der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Wasserschlosses widmen.      mel

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