40. Grenzgang in Harpertshausen im Zeichen des Wolfes

Beim 40. Grenzgang liefen unter anderem Erwachsene mit ihren Kindern mit, die damals in den ersten Jahren schon dabei waren, als sie selbst noch Kinder waren, wie Kurt Kratz erkannte. Was gut ist, hält sich eben und wird zur Tradition!

Langsam füllt sich der Platz bei der Linde in der Dorfmitte, denn die Grenzgänge sind in Harpertshausen sehr beliebt. Ortsvorsteherin Frau Dr. Martina Seuß begrüßt die rund 60 Mitläufer zum 40. Grenzgang, der dieses mal Richtung B26 bis zur Grube Kiessee und dann durch das Waldgebiet „Hißlache“ Richtung Langstadt führt. Von da zurück zum Ort, wo man einen kleinen Schlenker durch das Neubaugebiet plante, um dann schließlich pünktlich zum Mittagessen im Feuerwehrhaus einzutrudeln.

Wie immer gab es auf dem Weg viel Wissenswertes zu erfahren und bereits vor dem Start gab es Fakten zur Kanalsanierung beim Wittmunder Platz. Um den Gerüchten einer Kostensteigerung von 70.000 Euro den Wind aus den Segeln zu nehmen, erläuterte Seuß die Zahlen und konnte beruhigen, dass ein Großteil dieser sogenannten „Mehrkosten“ nur deshalb zusätzlich in den Haushalt von 2018 gestellt wurden, weil es zu Bauverzögerungen kam und so dieses Geld nicht in 2017 ausgegeben wurde, sondern erst in diesem Jahr verbraucht würde. Ein Schaden durch Bodenverschmutzung und diverse Veränderungen zu den Plänen, die den vorgefundenen alternativen Fakten zu verdanken waren, haben Mehrkosten von insgesamt 26.000 Euro verursacht, die nun teils von den Bürgern und teils durch die Stadt gestemmt werden müssten.
Bürgermeister Achim Knoke richtete kurz das Wort an die Menge mit den launischen Worten, dass er erst das Volk auf den Weg bringe, um dann sofort in den Verteidigungsmodus zu schalten. Er bedauerte sehr, in diesem Jahr nicht mitlaufen zu können, doch zuhause standen schon die Narren zur Machtübernahme bereit und er wollte diese liebgewonnene Tradition gerne weiterführen. Für den Magistrat lief jedoch Wulf Heintzenberg mit und auch die ehemalige Bürgermeisterin Gabi Coutandin ließ es sich nicht nehmen, an diesem frischen Morgen durch die Natur zu streifen.
Tanja Wöber vom Hessenforst lieferte unterwegs nicht nur Infos zur Kartelländerung zum Thema Holzverkauf, sondern berichtete auch, dass es einen neuen Forstamtsleiter gebe. Seit letztem August ist Ronny Kolb im Amt und sein Vorgänger Helmut Seitel seitdem Regionalleiter für den Raum Südhessen.
Bei einem der Zwischenstopps im Wald, bei denen die Feuerwehr mit warmen Getränken bewirtete, erzählte sie auch viel über den sich im Odenwald niederlassenden Wolf. Aus Sicht der Förster sei das eine sehr willkommene Entwicklung, denn „wo der Wolf geht, wächst der Wald“, wie schon die Indianervölker wussten. Während früher der Wolf in ganz Europa verbreitet war, wurde er in vielen Gegenden durch menschliche Verfolgung ausgerottet und auf wenige, isolierte Vorkommen zurückgedrängt, da er der Nutztierhaltung des Menschen und als Beutekonkurrent weichen musste. Erst in den 1980er Jahren erfolgte ein Umdenken und seit 1992 wurden Wölfe EU-weit als prioritäre FFH-Art unter Schutz gestellt.
Seit 2006 finden sich in Hessen immer wieder durchziehende Wölfe ein. Von 2006 bis 2011 konnte ein einziger Wolf nachweislich im Reinhardswald überleben, der sich großer Beliebtheit bei der Bevölkerung erfreute. Dies war vor allem der Umsicht der in Nordhessen mit dem Management betrauten Personen und Institutionen zu verdanken. Es wird erwartet, dass in nächster Zeit mehr Wölfe den Weg nach Hessen finden werden und so will man durch Aufklärung die Grundlage für ein konfliktarmes Zusammenleben von Wolf und Mensch in Hessen schaffen. Als „lernendes“ Konzept werden weiter Gespräche mit betroffenen Gruppen wie Schafhaltern, Jägern, Förstern, Waldbesitzern und dem ehrenamtlichen Naturschutz geführt und der weitere Handlungsbedarf daraus abgeleitet. Zu diesem Thema wurde Wöber mit vielen Fragen bombardiert, die sie gerne und kompetent beantworten konnte. Sie verwies auch auf weitere Informationsquellen wie der Seite des hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, wo man ebenfalls Verhaltenshinweise für Begegnungen mit Wölfen nachlesen könne.
Mit solch interessantem Gesprächsstoff versorgt, vergingen die rund sechs Kilometer Wanderstrecke wie im Fluge und man freute sich auf die leckere Erbsensuppe mit oder ohne Würstchen, die im Feuerwehrhaus aus dampfenden Töpfen lockte. Da auch für Kaffee und Kuchen gesorgt war, konnte man noch lange in der geheizten Halle bei den Floriansjüngern verweilen.    kb

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