Bereits bei ihrer Ankunft hatte Schweitzer mit dem Fernglas ein Exemplar beim Sonnenbad auf einem Baumstamm im Scheunenteich entdeckt. „Schau mir in die Augen, Kleines“, so Schweitzer „das Geschlecht ist an der Augenfarbe erkennbar. Dieses Tier hier hat gelbe Augen, es ist ein Weibchen.“
Gleich zu Beginn der Exkursion konnten auch ca. 20 Teilnehmer die sich sonnende Sumpfschildkröte am Ufer des Teichs bewundern. „Mit dem Fernglas sehe ich sogar die charakteristischen Punkte an Hals und Kopf“, freute sich eine begeisterte Besucherin.
Schweitzer sprach über Lebensraum, Gewohnheiten und Fortpflanzung der sehr seltenen Amphibien. Die Sumpfschildkröte bevorzugt Stillgewässer, in denen sie vor allem Insekten, aber auch kleine Fische jagt. Die Tiere überwintern in geringer Tiefe in Ufernähe und vertragen auch kurzes Einfrieren. Mit 12 Jahren erreichen sie die Geschlechtsreife und sind dann ihr ganzes Leben lang fortpflanzungsfähig. „Je älter das Weibchen, desto größer das Gelege,“ so Schweitzer. Für die Fortpflanzung werden geeignete Eiablageplätze in Gewässernähe gebraucht. Der Boden dafür sollte leicht zu bearbeiten sein, mit wenig Pflanzen bewachsen und vom Menschen nicht genutzt werden. Ist der Boden sehr fest, transportiert das Weibchen in einer besonderen Analblase Wasser und weicht so den Boden auf. „Auch darum darf der Eiablageplatz nicht zu weit vom Wasser entfernt sein“, verdeutlicht Schweitzer. Die Eiablage erfolgt im Mai/Juni, die Jungtiere schlüpfen erst im nächsten Frühjahr. Und sind, da nur wenige Zentimeter groß, vielen Fressfeinden ausgeliefert. Aber auch erwachsene Tiere haben Probleme: die größeren und aggressiveren Amerikanischen Schmuckschildkröten sind Konkurrenten um Nahrung und um die besten Sonnenplätze. Auch Waschbär und Marderhund können den „Emys“ zum Verhängnis werden. „Rücken- und Bauchpanzer sind nicht wie bei Landschildkröten fest miteinander verwachsen, sondern werden von einem lederartigen Band zusammen gehalten. Das kann mit scharfen Zähnen und Krallen leicht geknackt werden“, bedauert Schweitzer.
Beim Spaziergang zum Auswilderungsplatz konnte leider kein weiteres Tier beim Sonnenbad gesehen werden. Viele Wasservögel sorgten für Unruhe und die Temperaturen erreichten an diesem Sommertag eine beachtliche Höhe. „Wahrscheinlich liegen sie jetzt lieber im Wasser“, meinte Schweitzer. Am Reinheimer Teich wurden insgesamt 40 Tiere ausgewildert, Schweitzer schätzt die Population auf doppelt so viele Tiere: „Genau weiß man das nicht, das Gelände ist zu unübersichtlich.“
Eine Vermehrung im Gebiet des Reinheimer Teichs ist bewiesen. Im letzten Jahr wurde ein Jungtier kurz nach dem Schlupf gefunden. Da die Überlebenschancen im Freiland gering sind, wird das „Susanne“ genannte Schildkrötenbaby vorübergehend im Frankfurter Zoo betreut. Vielleicht dürfen wir zur Auswilderung auch die Sumpfschildkröten-Expertin wieder begrüßen? „Die Südhessen sind ein besonderes Völkchen, ich komme immer wieder gerne hierher“, verabschiedete sich die aus Baden-Württemberg Angereiste.
Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Silke Schweitzer für die aufschlussreichen und hochinteressanten Einblicke in das Leben der Europäischen Sumpfschildkröte.
(Text: H.Hillerich)
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Rubrik: Babenhausen und Umgebung
14.07.2015
NABU Kreisverband Dieburg: Besuch der Sumpfschildkröten-Expertin am Reinheimer Teich
14. Juli 2015 - 11:21
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Im Artikel werden wird die Schildkröte als Amphibien bezeichnet, allerdings gehören Schildkröten der Klasse der Reptilien an.
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