Vor knapp einem Jahr floh Soleyman Mohammad aus Afghanistan. Aus Angst vor dem Terror der Taliban nahm er einen 40 Tage langen Fußmarsch bis nach Ungarn auf sich. Zu zehnt in einem Auto ging die Reise weiter nach Österreich. Von dort aus mit dem Zug nach Gießen. Momentan lebt er in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung (HEAE) in Babenhausen.
Ähnliche Geschichten in unterschiedlichen Zeiten. Beide jedoch waren auf der Suche nach Sicherheit. Unter der Überschrift „Das bin ich!“ startete die Kinder- und Jugendförderung Babenhausen am Dienstag (15.) ihre neue Veranstaltungsreihe. In Zusammenarbeit mit dem ASB und der Bachgauschule, sollen in den nächsten Monaten Gesprächsrunden stattfinden, die besonders das Thema -Asylsuchende- aufgreifen. „Wir wollen zusammen mit Gerüchten und Vorurteilen aufräumen“, sagte Michael Spiehl von der Jugendförderung. „Dabei wollen wir miteinander anstatt übereinander reden. Denn ich kann mich noch an die ersten negativen Reaktionen erinnern, als es hieß, dass Flüchtlinge in die Kaserne kommen sollen.“
Zwei Männer, darunter Soleyman und eine Frau aus Afghanistan kamen am Dienstagabend in das Jugendcafé um ihre Geschichten zu erzählen. Ebenso erzählte Hans-Bernd Weber seine Geschichte. Im Zuge der Kinderlandverschickung während des zweiten Weltkriegs, musste er seine Eltern verlassen. Weber wurde in das Salzburger Land verschickt. Elfriede Hehner war aufgrund ihres hohen Alters nicht anwesend. Michael Spiehl zeigte ein von ihm aufgezeichnetes Interview mit ihr. „Wir sollten mal an unsere Geschichte zurückdenken. Nach und während des zweiten Weltkrieges wurden 14 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben. Damals haben wir auch Hilfe gebraucht. Deshalb sollten wir Jugendliche jetzt dafür sensibilisieren“, erklärte Spiehl weitere Beweggründe für die Veranstaltung.
Gespannt hörten die Schüler des Poilitik und Wirtschaft (PoWi) Leistungskurses den Erzählungen zu. „Momentan behandeln wir das Thema Menschenrechte im Unterricht. Da passt Asylrecht gut ins Thema“, sagte Lehrer Thomas Fuhlbrügge. „Im Unterricht haben wir uns bereits einige Fragen erarbeitet, die wir den Flüchtlingen und Herrn Weber stellen können.“ Das Ganze sollte nicht in Form von Vorträgen stattfinden. Vielmehr als große Diskussionsrunde, in der jeder am Gespräch teilnehmen konnte. „Durch die Zusammenarbeit mit der Bachgauschule erreichen wir genau die Zielgruppe die wir erreichen wollten,“ so Spiehl. Auch die Meinungen der Schüler spielten in den Gesprächen eine Rolle. „Warum sollten wir keine Flüchtlinge aufnehmen. So lange wir Platz und Arbeit für sie haben finde ich das okay,“ war zum Beispiel die Meinung von Pasquale.
Unter den Gästen waren nicht nur die zwölf Schüler des PoWi-Leistungskurses, auch Babenhäuser sind zu der öffentlichen Veranstaltung gekommen. Bis in den kommenden Sommer 2017 hinein, planen Kinder- und Jugendförderung, ASB und Bachgauschule weitere fünf Veranstaltungen dieser Art. Immer mit Asylsuchenden die von ihren Erfahrungen erzählen. Themenschwerpunkt dafür könnten unter anderem sein: Arbeit, Religion oder besondere Fähigkeiten. mro
Rubrik: Babenhausen und Umgebung
16.11.2016
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