550 der etwa 12.000 Wahlberechtigten waren am Dienstagabend zur ECHO-Podiumsdis-kussion in die Babenhäuser Stadthalle gekommen, um die vier Bewerber um das Bürgermeisteramt im direkten Vergleich zu erleben und ihre Haltung zu den Themenkomplexen „Verkehr“, „Kasernenkonversion“, „Kinderbetreuung“ und „städtische Finanzen“ zu erfahren. Etwa die Hälfte wusste schon, wen sie wählen wird - nach eineinhalb Stunden hatte nur eine Handvoll Bürger ihre Meinung geändert. Die von der stellvertretenden Ressortleiterin Berit Paflik und ECHO-Redakteur Thomas Bach dazu vorbereiteten Fragen deckten sich überwiegend mit jenen, die das Publikum später stellte.
Betriebswirt Heinz Schumacher will den Etat, der ein Defizit von 2,6 Millionen Euro aufweist, durch Sparmaßnahmen in den Griff bekommen. „Wenn ihr mich wählt, bekommt ihr einen Sparbürgermeister“, kündigte er an. Bankkaufmann Rüdiger Manowski wies darauf hin, dass die Stadt erstmals einen Kassenkredit von 5,5 Millionen Euro in Anspruch nehmen müsse. „Wir müssen mehr Einnahmen generieren, neue Baugebiete ausweisen und mehr Gewerbe ansiedeln.“ Dem schloss sich IT-Fachmann Achim Knoke mit der Ergänzung an, Politik und Verwaltung müssten den Bürgern erklären, was sie vorhätten. „Ohne die Basis funktioniert es nicht.“ Gastronom Bernd Buchinger empfahl, Wunsch und Notwendigkeit stärker zu differenzieren, Entscheidungen nur dort zu treffen, wo sie nötig seien.
Im Etat findet sich auch die Kinderbetreuung - sowohl auf der Ausgaben-, wie auf der Einnahmeseite. Knapp sechs Millionen Euro kostete der Neubau der Kita Kunterbunt. Schumacher wollte über „den Klotz, den man mir vor die Nase gesetzt hat“ nicht sprechen, Manowski war überzeugt, dass der Bau kostengünstiger möglich gewesen wäre, und zu Lasten der Betreuung in den Stadtteilen gegangen sei. Buchinger - selbst fünffacher Vater - stellte die Frage, ob die Plätze reichten, wenn die Neubaugebiete erst von jungen Familien bezogen seien. Knoke verteidigte die Kita Kunterbunt ebenso wie die Entscheidung, die Gebühren nach Einkommen der Eltern zu staffeln. „Wir sind eine Solidargemeinschaft, in der die Starken die Schwächeren stützen. Die Staffelung ist gut und sozial gerecht.“ Manowski erinnerte daran, dass die aufwendige Gebührenberechnung die Stadt 20.000 Euro jährlich koste – Geld, das besser verwendet werden könne.
Beim Thema Verkehr waren sich die vier Kandidaten einig: Die Westumgehung ist für alle indiskutabel, ökologisch nicht tragfähig und zu teuer. Die Südumgehung sei sinnvoll, müsse aber im Zusammenhang mit der Kasernenkonversion gesehen werden. Hierbei tut sich aus Sicht der Bürger zu wenig. Auch Manowski sah kaum Fortschritte. „Seit sieben Jahren stehen die Gebäude leer, weil die Stadt noch immer mit der Eigentümerin Bima über einen Kaufpreis diskutiert. Wenn es nicht bald zu einem Abschluss kommt, wird das Babenhausen lähmen.“ Knoke versuchte, das fragile Verhältnis zwischen Bima, Stadt und Investor zu erklären. „Es ist politischer Konsens, die Kaserne als Wohn-, Freizeit- und Arbeitsort in die Stadt zu integrieren. Um das zu erreichen, müssen alle Akteure auf einen Nenner kommen.“
Die erhofften Einnahmen durch Gewerbeansiedlung in der Kaserne seien Utopie, sagte Schumacher und zitierte eine entsprechende Prognose aus einem Schreiben der Kommunalaufsicht zum städtischen Haushalt. Aus dem Publikum kamen zudem Fragen zur Unterbringung von Asylbewerbern und zu den Plänen der Kandidaten, mehr Transparenz und Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung zu schaffen. Es gebe verschiedene Varianten, die politischen Prozesse und Arbeiten der Verwaltung im Internet abzubilden, sagte Knoke. Schumacher will Parlamentssitzungen live ins Netz stellen, Manowski forderte die Bürger auf, zu den öffentlichen Sitzungen zu kommen. Buchinger will den Bürgern die Hemmung nehmen, sich direkt an den Bürgermeister zu wenden.
Zum Abschluss fragte Redakteur Thomas Bach die Kandidaten, wie sie den Wahltag verbringen werden. „Ich werde abends in der Gaststätte Roter Hahn sein. Allen, die dort sind, gebe ich einen aus“, sagte Heinz Schumacher. „Dann weiß ich ja, wo alle sind, wenn ich allein im Heinrich-Klein-Haus stehe“, so Achim Knoke schmunzelnd. mel
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Rubrik: Babenhausen und Umgebung
19.09.2014
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