Mit der „Giraffe“ hoch hinaus

Lisa-Marie gießt einige Blumenampeln mit dem Hoch-Einrad.

Manchmal können salopp daher gesagte Sätze ungeahnte Folgen haben. Bei Familie Fendt aus Sickenhofen war es Vater Martin Fendt, der seine Tochter Lisa-Marie nur ein wenig necken wollte. Doch sie nahm den „albernen Spruch“, wie Martin Fendt heute sagt, ernst und wurde so zu einer kleinen Attraktion im Babenhäuser Stadtteil.

Denn seit ein paar Wochen ist Lisa-Marie mit ihrem XXL-Einrad in Sickenhofen unterwegs und macht sich innerhalb des Ortsverschönerungsvereins nützlich, indem sie aus knapp drei Meter Höhe die Blumenampeln an den Straßenlaternen gießt. „Ich fahre seit sechs Jahren Einrad“, beginnt die Sechzehnjährige ihre Geschichte. „Bei einem Fest hatte ich jemanden gesehen, der Kunststücke auf dem Einrad vorführte und wollte es unbedingt auch lernen.“ Die Möglichkeit dazu bot der Turnverein Babenhausen, zu dessen umfangreichen Sportangebot auch das Einrad fahren und die Jonglage zählen. Dort übte Lisa-Marie zunächst auf einem Leihrad. Ein Mal pro Woche trainiert sie beim TVB. Obwohl sie zu den besonders Talentierten zählt, habe sie nie die Ambition gehabt, an Meisterschaften teilzunehmen. „Ich mache das nur zum Vergnügen und manchmal auch, um anderen eine Freude zu machen.“ So trat Lisa-Marie beim Zirkusfest des Babenhäuser Blasorchesters auf, beeindruckte dort ihr Publikum mit einem Hoch-Einrad, das im Hause Fendt nur als „Giraffe“ bezeichnet wird. Die Gabel ist deutlich länger als bei herkömmlichen Einrädern, der Sattel somit gut 1,70 Meter hoch. Nicht nur die Maße sind üppiger, auch der Preis ist es. Etwa 250 Euro kostete die „Giraffe“, für die Lisa-Marie eisern sparte. „Als sie zum ersten Mal damit auf der Straße vor unserem Haus fuhr, schlug ich vor, dass sie bei der Gelegenheit gleich die Blumenampeln gießen könne“, erzählt Vater Martin Fendt lachend. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie das ernst nimmt.“ Fendt ist zweiter Vorsitzender des Sickenhöfer Ortsverschönerungsvereins, der vor einigen Jahren damit begann, die Straßenlaternen mit üppig blühenden Geranienampeln zu schmücken. „32 Blumenampeln gibt es inzwischen, alle haben Paten, die die Pflege übernehmen“, sagt er. „Jeder hat seine Technik, die Pflanzen zu gießen, denn sie sind üblicherweise in etwa zwei Meter Höhe angebracht. An unserem Haus mussten wir die Blumen aber noch einen halben Meter höher hängen, weil die Straße dort so eng ist, dass die Müllautos an den Ampeln hängenbleiben und die Blüten abreißen würden.“
Die Leiter, die er zuvor fürs Blumen gießen brauchte, könne er nun getrost im Keller lassen. „Dafür haben wir ja Lisa-Marie.“ Im Ort ist die Schülerin für ihren Ideenreichtum bekannt – allein der originell gestaltete Vorgarten ihres Elternhauses mit bunt bemalten Stühlen und Blumenschalen aus ausgedienten Backblechen entsprang ihrer Fantasie. mel

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