Es war eine besondere Sitzung, das zeigte sich schon an der Sitzordnung: Die Synodalen tagten nicht wie gewohnt an langen Tischreihen, sondern saßen in kreisförmig angeordneten Gruppen aus benachbarten Kirchengemeinden und mit Klemmbrettern auf dem Schoß zusammen. Schließlich gab es im Anschluss an die offizielle Tagesordnung noch ein besonderes Dankeschön an die Synodalen: ein Konzert von Eugen Eckert, Pfarrer, Texter neuer geistlicher Lieder und Mitbegründer der Band Habakuk, Andreas Neuwirth (E-Piano), Raphael Wolf (Saxofon), beides Mitglieder der Band Habakuk, sowie Pfarrerin und Sängerin Miriam Küllmer-Vogt.
Mit dieser 18. Tagung ging die erste Synode des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald zuende, das 2010 aus den Dekanaten Groß-Umstadt und Reinheim entstanden ist. Zu Gast waren neben Groß-Bieberaus Bürgermeister Edgar Buchwald auch Dekan Christian Rauch und Pastoralreferent Andreas Reifenberg vom Katholischen Dekanat Dieburg sowie Matthias Kessler, Leiter der Regionalverwaltung Starkenburg-Ost. Die neuen Synodalen kommen im Februar bei der konstituierenden Sitzung zusammen.
Personalkosten machen den größten Batzen im Haushalt aus
„Wir haben uns ganz gut zusammengefunden in den letzten sechs Jahren“, sagte der Vorsitzende Dr. Michael Vollmer. Viele Menschen seien tätig gewesen und hätten einen wichtigen Beitrag geleistet. Dafür wolle er danken. Sorge bereitet ihm hingegen, dass inzwischen auf Bürgerversammlungen auch aggressive Stimmen gegenüber Flüchtlingen zu hören seien. Die Kirche sei aufgefordert, Stellung zu beziehen, so Vollmer. Dabei mögen die Leitsätze des Dekanats Richtschnur sein, vor allem aber könne Christen der Satz aus Matthäus 25 leiten: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.“ Ein weiteres aktuelles Thema sprach der Präses in seinem Bericht an – die drohende Schließung des Luisenkrankenhauses in Lindenfels – und wandte sich gegen „die weitere Verschlechterung der Versorgung kranker Menschen und der Arbeitssituation von Beschäftigten in der stationären medizinischen Versorgung in unserer Region“.
Ohne Rückblick ging es auch für Willi Delp (Niedernhausen), der im Dekanatssynodalvorstand für die Finanzen zuständig ist, nicht. Vor dem Zusammengehen der beiden Dekanate habe es Befürchtungen gegeben, dass die Fusion zu Einsparungen führe. Das habe sich nicht bewahrheitet, sagte Delp. Im Gegenteil. Jahr für Jahr seien Überschüsse erwirtschaftet worden. Und das, obwohl die viertel Stelle Fundraising aus eigenen Mitteln finanziert werden. Er übergebe ein „gut bestelltes Haus“, sagte Delp, „wenn auch mit der Einsicht, dass sich diese Entwicklung so nicht wiederholen lassen wird“. Der Haushalt 2016 hat ein Volumen von rund 1,95 Millionen Euro. Der Hauptanteil an Einnahmen – etwa 1,53 Millionen Euro – stammt aus der Kirchensteuer. Den größten Ausgabenposten, nämlich etwa 1,33 Millionen Euro, machen die Personalkosten aus. Mit großer Mehrheit stimmten die Synodalen dem Haushaltsplan 2016 zu. Die Jahresrechnung 2014, von Dorothea Schmidt und Wolfgang Erben geprüft, wurde einstimmig abgenommen. Sie schließt mit knapp zwei Millionen Euro. Mit großer Mehrheit hat die Synode zudem beschlossen, dass die Partnerschaftskollekte 2016 für die Partnerschaftsarbeit mit der Moravian Church in Südafrika verwendet wird.
Würdigung von drei Prädikanten
Auftrag der Kirche ist die Verkündigung des Evangeliums. Das machen nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern auch Ehrenamtliche. Sie steckten viel Herzblut in die Gestaltung der Gottesdienste, sprächen aus ihrer konkreten Lebenserfahrung und reisten bei Wind und Wetter durch die Gemeinden, ohne genau zu wissen, was sie dort erwarte, sagte Dekan Joachim Meyer. „Prädikant, Prädikantin zu sein, das ist nichts für Feiglinge, sondern ein Dienst für Begeisterte.“ Meyer würdigte Ernst Schäfer aus Harpertshausen für 20 Jahre sowie Irmgard Sykora aus Fränkisch-Crumbach, die sich neben dem Prädikantendienst an vielen Stellen im Dekanat engagiert, und Carsten Kleinschmidt für zehn Jahre.
Reformationsjubiläum: „Gott allein!“
Jahresthemen setzen im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald Akzente. Mit großer Mehrheit hat die Synode beschlossen, dass es für die kommenden zwei Jahre „Reformationsjubiläum 2017 – Gott allein!“ lauten soll. „,Gott allein‘ verstehen wir dabei ganz im Sinne der Liebeserklärung Martin Luthers an seinen Gott, wie er sich in Jesus Christus offenbart“, sagte Dekan Joachim Meyer. Es gehe darum, den Glauben an diesen Gott wieder neu als Kraftquelle zu erschließen und als Orientierungshilfe in einer angstbesetzten unübersichtlichen Zeit. Darüber hinaus soll die Feier des Gottesdienstes am 31. Oktober 2017 gemeinsam mit Nachbargemeinden gestaltet und eine Übertragung des zentralen Gottesdienstes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) – also Public Viewing – ermöglicht werden.
Antrag: Familienzentren weiter fördern
Nicht nur das Land Hessen fördert Familienzentren, sondern auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Allerdings läuft diese Förderung nach drei Jahren aus. Das Dekanat wendet sich nun mit einem Beschlussvorschlag, den es vom Dekanat Wetterau übernommen hat, an die Ende November tagende Kirchensynode, dass die bisher geförderten Familienzentren auf Antrag auch nach Ablauf der jetzigen Förderperiode weiterhin finanziell unterstützt werden, „um eine nachhaltige Verstetigung der begonnenen Arbeit zu ermöglichen“. Im Dekanat haben sich die Kirchengemeinden in Babenhausen, Reinheim, Groß-Zimmern und Klein-Umstadt auf den Weg gemacht. Es sei ein langer Prozess, drei Jahre Förderung reichten da nicht, erläuterte Christiane Hucke vom Diakonischen Werk. „Man beteiligt die Menschen, das geht sehr langsam“, sagte Pfarrerin Mechthild Bangert aus Reichelsheim, wo es mit dem Generationennetz ein ähnliches Projekt in Kooperation mit der Mary Anne Kübel Stiftung gibt. Hinzu komme, so Dekan Meyer, dass zwei wesentliche Ereignisse das Projekt verlangsamt hätten – Kirchenvorstandswahl und das Kinderförderungsgesetz (KiföG) hätten viel Zeit gebunden.
Hintergrund
Die Synode ist das regionale Kirchenparlament des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. Es vertritt 40 Kirchengemeinden mit rund 60.000 Mitgliedern zwischen Reichelsheim und Babenhausen. Die Mitglieder sind für sechs Jahre gewählt. Sie bestimmen die inhaltlichen Schwerpunkte und Ziele, verabschieden den Haushalt und wählen den Dekan/die Dekanin. Der Vorstand jeder Kirchengemeinde entsendet – abhängig von deren Größe – zwei bis drei Delegierte in dieses Gremium, dem sowohl Pfarrerinnen und Pfarrer als auch theologische Laien angehören. Die Synode tagt dreimal pro Jahr und ist das „politische“ Entscheidungsgremium des Dekanats. So können die Mitglieder Anträge beschließen, die sie in die Synode der Landeskirche einbringen.
(Text/Fotos: S.Rummel)
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