Jörn Heise von der deutsch-jemenitischen Gesellschaft fokussierte seinen Vortrag auf den kulturellen Reichtum dieses Landes. Er hat im Jemen gelebt und gearbeitet. Seine Eindrücke über die zahlreichen Regionen des Jemen, wovon zwei unter dem Schutz der UNESCO als Weltkulturerbe geführt werden, stellte er den Gästen in eindrucksvollen Fotos vor. So haben zum Beispiel die Besetzungen des Jemen durch das Osmanische Reich sowie die Kolonialisierung durch Groß-Britannien in dem ursprünglichen Königreich von Saba ihre kulturellen, architektonischen sowie auch politischen Spuren hinterlassen.
Eines der bekanntestes Kulturdenkmäler im Jemen sind die Hochhäuser an der Grenze zu Oman und Saudi Arabien gelegenen Hadhramaut, die zu den ersten Hochbauten in der Menschheitsgeschichte zählen und mit ihrer Bausubtanz auch als die ersten professionellen Lehm-Öko-Bauten in der Geschichte geführt werden.
„Das Wadi Hadhramaut, ist eine fruchtbare Flussoase, umgeben von kilometerlangen Dattelpalmhainen und majestätischen Tafelbergen. In dieser Kulturlandschaft liegen die drei Städte Shibam, Sa'yun und Tarim. Hier ist auch Shibam, das Manhattan der Wüste mit seinen 300 Jahre alten und bis zu 30 Meter hohen Wolkenkratzern im arabisch jemenitischem Stil, so Herr Jörn Heise, Vorstandsmitglied der deutsch-jemenitischen Gesellschaft.
Herr Wolfgang Herdt aus Dieburg ist in der Entwicklungshilfe für den Jemen tätig und berichtete über die aktuelle Not-Situation im Land. Mit detaillierten Einblicken in die politischen und sozialen Zusammenhänge betonte er, dass sich die Machtkämpfe im Jemen zur größten humanitären Katastrophe weltweit entwickelt haben. Es bleibt abzuwarten, ob der in letzter Woche in Stockholm ausgehandelte Friedensabkommen zwischen den von Saudi-Arabien und den Vereinigten Emiraten unterstützten Regierung und der vom Iran unterstützten Huthies eine Milderung zur aktuellen Krise im Land bringen werden. In Stockholm wurde unter anderem vereinbart, dass die von den Huthies besetzte Hafenstadt Hudaida unter die Kontrolle der UN gestellt und somit die Versorgung des Landes sichergestellt werden soll. Das dabei in den letzten Wochen wichtige Brücken in der Stadt durch Luftangriffe zerstört wurden und die logistische Herausforderung jedoch, wie die Güter vom Hafen in das Land transportiert werden sollen, ungelöst blieb, ist kein Inhalt der Gespräche gewesen.
Als wichtigen Aspekt für die Zukunft präsentierte Herr Herdt die Zukunftsprognose bezogen auf die wachsende Bevölkerung vom Jemen bis zur Sahel-Zone. Diese Entwicklung ist für Europa von großer Bedeutung gerade im Hinblick auf die Notwendigkeit staatenübergreifender Migrationsabkommen bedeutsam und zugleich ein Signal dafür, dass eine nachhaltige Friedens- und Entwicklungsförderung Vorort immens wichtig ist. „Der Krieg hat den Jemen, das ohnehin das ärmste Land der arabischen Welt war, in die größte humanitäre Katastrophe der Gegenwart gestürzt. Das Rote Kreuz schätzt, dass von den 27 Millionen Menschen, die im Jemen leben, 18 Millionen nichts oder nicht genug zu essen haben. Frieden ist unendlich wichtig für diese Menschen appellierte Herr Wolfgang Herdt an die Anwesenden.
Hülya Lehr aus der Nachbargemeinde Münster erinnerte an den 70. Geburtstag der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10.12.2018 und betonte „Menschenrechte gelten für jeden, auch im Jemen. Dazu gehört an erster Stelle Frieden, medizinische Versorgung und Ernährung“.
Mit Blick über den Tellerrand zeigten die Teilnehmer ihr großes Interesse für eine nachhaltige Friedensarbeit für den Jemen und spendeten 920 Euro zugunsten Ärzte ohne Grenzen.
Hülya Lehr und Wolfgang Herdt als Veranstalter dieses gelungenen Nachmittags im Schloss Fechenbach in Dieburg hatten einen besonderen Wert darauf gelegt keine Bilder von hungernden und sterbenden Kindern zu präsentieren. „Denn, die Würde des Menschen ist unantastbar! Auch im Krisenland Jemen“ sind sich beide einig.
(Text/Foto: hle /whe)
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Rubrik: Babenhausen und Umgebung
17.12.2018
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