„Heute ist Maria für mich eine Hospizhelferin“, sagte Pfarrerin Silvia Rollmann in ihrer Predigt über das zwölfte Kapitel des Johannesevangeliums. Demnach kommt Jesus sechs Tage vor Ostern nach Bethanien zu Lazarus, den Jesus von den Toten auferweckt hatte. Sie nehmen das Abendmahl und Maria salbt Jesus die Füße mit einer wertvollen, duftenden Salbe und trocknet sie mit ihrem Haar. Judas bezichtigt Maria der Verschwendung, da sie den Erlös aus der Salbe den Armen hätten geben können, doch Jesus verteidigt sie und sagt, dass sie die Armen allezeit um sich hätten, ihn aber nicht.
Es sei eine „wunderbare Geschichte“, sagte die Pfarrerin, die auch Klinikseelsorgerin und im Organisationsteam des Hospizvereins ist, weil sich hier jemand Jesus zuwende, der sich sonst immer den Menschen zuwende. Daran werde deutlich, dass er die Bedürfnisse der Menschen teile. „Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Mensch Sehnsucht nach Liebe, Anerkennung und Aufmerksamkeit hat“, sagte Rollmann. Hospizhelferinnen stellten sich dem und nähmen die Bedürfnisse des Einzelnen wahr. Sie trügen auch einen Gewinn davon, der mit Geld nicht aufzuwiegen sei. Sie dürften den Menschen in seiner Einmaligkeit kennenlernen, ihm nahe kommen und sich selbst begegnen. „Leben ist Leben bis zum Schluss.“
„Ein ganz wichtiger Dienst“
Eine duftende Essenz, wie in der Geschichte, sei ein wunderbares Symbol für den Dienst am Menschen, führte Silvia Rollmann weiter aus. „Indem man es mitbringt, zeigt man: Du, ich habe etwas mitgebracht, ich schätze Dich wert.“ Duftende Öle spielten auch in der Sterbebegleitung eine wichtige Rolle, viele Hospizhelferinnen und -helfer machten Handmassagen. Die Salbung mit Öl schaffe Raum und Begegnung, auch da, wo Worte nicht mehr gehört würden. In der Sterbebegleitung komme es darauf an, sich auf den Kranken einzulassen und nach dessen Bedürfnissen zu sehen. Das zu lernen, sei eine wesentliche Aufgabe der Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizhelferin und zum ehrenamtlichen Hospizhelfer. „Ihr tut damit einen ganz wichtigen Dienst, einen christlichen Dienst“, sagte Silvia Rollmann.
Gesegnet und entsendet wurden: Dorothee Diehl, Reinhild Buff-Peters, Elli Stein, Yvonne Bauer, Yvonne Benett, Stefanie Rudolf, Marina Jakoby, Martina Muhl, Ilse Koob, Marion Schoch, Ulla Kenter und Heike Gehrig. Sie alle haben in den vergangenen neun Monaten einen rund 100-stündigen Vorbereitungskurs absolviert. Der Gottesdienst in der Stadtkirche Groß-Umstadt, gestaltet von Pfarrer Christian Lechelt und Pfarrerin Silvia Rollmann und von Dekanatskantorin Eva Wolf an der Orgel begleitet, bildete den feierlichen Abschluss der Ausbildung.
„Gesellschaft lässt Kranke und Sterbende nicht allein“
Joachim Meyer, Dekan des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald, brachte einen Einkaufstrolley voller Bücher – ein Geschenk für die neuen Hospizhelferinnen, aber auch für den Hospizverein zum 20. Geburtstag. Die Büchlein sollten sie unterstützen, denn sie fänden darin Sprache für verschiedene Situationen, so Meyer.
Nach dem Gottesdienst ging es in die Stadthalle zum Sektempfang und zum Theaterstück „Tot aber glücklich“. „Niemand von uns geht als Individuum allein für sich zu Kranken und Sterbenden, sondern wir gehen als Gesendete, also im Auftrag“, sagte die erste Vorsitzende des Hospizvereins, Elisabeth Fischer, in ihrer Ansprache. „Wir sind bei unserer Arbeit gehalten vom Verein, gehalten von den Kirchen und letztlich gehalten von der Gesellschaft und bringen die Botschaft, dass die Gesellschaft die Kranken und Sterbenden nicht allein lässt.“ (S.Rummel)
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