Abgang zur Hauptsendezeit: Schwierige Senderwahlen bei der Abiturfeier der Bachgauschule

Die Primetime ist die wichtigste Sendezeit im Fernsehen, für die Abiturienten hat das Zeichen „20:15“ aber eine ganz andere Bedeutung. Für sie ist es ein entscheidendes Jahr, denn sie haben ihr Abitur nun in der Tasche. Grund genug, bei der Abiturfeier verschiedene Sender nach ihren besten Sendungen zu untersuchen. Das Ergebnis präsentierten die Abiturienten vor der vollbesetzten Stadthalle ihren Familien und Lehrkräften. Und so wurde während über vier vergnüglicher Stunden hin und her gewechselt zwischen Programmen, die kurze Videoeinspielungen zu den verschiedenen Tutorien zeigten. Im Mathematik-Tutorium wurde die Magie beschworen und die Biologie-Leistungskursler informierten über die Lebensgewohnheiten einer neu entdeckten Art oder sahen ihren Lehrer als „Superman“. Alle Tutoren, so nennen die Bachgauschüler ihre Klassenlehrer, erhielten für ihre Leistungen in den letzten beiden Jahren einen „Oscar“. Und es gab auch Premieren: Zwei Lehrkräfte verabschiedeten zum ersten Mal ein Tutorium und waren dabei so aufgeregt wie ihre nun ehemaligen Schüler.

Viele gute Wünsche wurden in den Sendungen der Schulleitung und des Fördervereins der Bachgauschule (FORUM) ausgesprochen. So empfahl die Schulleiterin, Christina Martini-Appel, nicht aufzugeben und ganz fest an sich zu glauben. Dann wäre Vieles möglich, meinte sie, egal ob man den Doktortitel machen will, Millionär werden möchte oder den Nobelpreis anstreben würde. Volker Wolkenhauer, der Vorsitzende des FORUM vertrat die Meinung, dass die Lebenseinstellung und die Zuversicht entscheidend für das weitere Leben sein werden. Aber er bedauerte die Abiturienten auch. Wolkenhauer hatte die Bedeutung der Wörter Abitur, Schule und Lehrer untersucht und kam zu dem Schluss: „Sie verlassen jetzt einen Ort der Muße, den Sie unter der Aufsicht von Sklaven besucht haben“.
Schule ist aber mehr als nur Spaß zu haben, das machte Simon Klepper in seiner Rede als Schulsprecher der Bachgauschule deutlich. Er verglich die Schulzeit mit einem Roadtrip. Es fängt in der Grundschule mit einem Platz auf der hinteren Bank an, später wechselt man nach vorne auf den Beifahrersitz. Aber erst in der Oberstufe darf man dann selbst fahren. Für Klepper war die Schule wie ein KFZ-Unternehmen, das dafür sorgt, dass die Fahrer zum Ziel kommen. In diesem Jahr brachte die Bachgauschule 95 Abiturienten ins Ziel, dabei kamen 19 Schülerinnen und Schüler in das Finale von „BSDS: Bachgauschule sucht den Superstar“. In allen Tutorien wurden die Abiturienten mit den besten schriftlichen Abiturarbeiten geehrt. Unter ihnen waren die Jahrgangsbesten: Clarissa Kreh, Simon Klepper und Hendrik Cwielong. Clarissa Kreh räumte noch weitere Preise ab: Sie erhielt den Abiturpreis der deutschen Mathematiker-Vereinigung und, zusammen mit Felix Strotkamp, den Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Über den Carl Diercke-Preis für hervorragende Leistungen im Fach Erdkunde freuten sich Hendrik Cwielong und Marcel Wachtel.
Der vom Förderverein FORUM gestiftete Preis für besonderes schulisches Engagement ging in diesem Jahr an Simon Klepper. Die Vorjahrespreisträgerin Alisha Grunze betonte, dass es in einem Jahrgang mit großem sozialem Engagement schwierig sei, einen Schüler besonders hervor zu heben. Aber sie konnte sich noch genau an das erste Treffen mit Klepper erinnern: „Es war in der ersten Sitzung der Schülervertretung und Simon erklärte gleich, dass er sich als stellvertretender Schulsprecher zur Wahl stellen würde“. Das wurde er dann auch und ein Jahr später folgte er Alisha auf dem Posten des Schulsprechers. Klepper führte in dieser Zeit Aktionen der Schülervertretung weiter, wie zum Beispiel die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Zusammen mit Kilian Treitl und Felix Strotkamp organisierte er sehr erfolgreich den ersten Sponsorenlauf der Bachgauschule. Für seine Verdienste in der Schule bekam er „Das Auge“, einen von der Babenhäuser Künstlerin Karola T. Bossdorf gestalteten Preis.
Neben diesen eher ernsten „Sendungen“ kam der unterhaltsame Teil nicht zu kurz. Im Musikprogramm gefiel Julia Baumann mit einem tollen Liedvortrag.
Zum Schluss wechselten die Moderatoren Tom Feuerstein und Daniel Schulz dann in den nicht ganz jugendfreien Sendebereich zum Männerballett. Dort verblieb die Feiergemeinde bis zum späten Sendeschluss.
Was kommt, wenn der Fernseher ausgeschaltet wird? Viele der Abiturienten wollen ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren oder sich im Ausland umsehen. Für andere steht fest, dass sie studieren werden. Sie wollen Lehrer werden oder Wirtschaftslehre studieren, Ausbildungsberufe werden ebenfalls angestrebt. Ganz gleich, wie gut es ihnen am „Ort der Muße“ gefallen hat, es wurde Zeit für den Abgang. Hoffentlich werden viele der Abiturienten immer wieder einen Programmknopf mit der Aufschrift „Bachgauschule“ finden.   (Text/Fotos: GO)

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