Die Mitgliederzahlen der Kirchen sinken, in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) rund 1,4 Prozent jährlich, vor allem aber gehen bis zum Jahr 2025 viele Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand. Alle fünf Jahre sollen deshalb die Pfarrstellenpläne angepasst werden. Derzeit beschäftigt sich die Landessynode mit der Pfarrstellenbemessung für 2020 bis 2024.
2024 gehen rund 100 Pfarrer in den Ruhestand
Deren wesentliche geplante Änderungen: Die Pfarrstellen sollen um 1,6 Prozent jährlich gekürzt werden, die Schulpfarrstellen um drei Prozent – ausgenommen der Schulseelsorge. Die Dekanate sollen in ihren Leitungen gestärkt werden. Bis 2022 seien die vorgesehenen Fusionen umgesetzt, dann gebe es in der EKHN nur noch 25 statt 46 Dekanate, so Ehrmann. Im Jahr 2024 gingen etwa 100 Pfarrer in den Ruhestand und nur etwa 40 kommen nach. Deshalb sollten auch unter den Ruhestandspfarrern diejenigen aktiviert werden, die noch wollen. „Wir werden spätestens von 2023 bis 2030/31 um unbesetzte Pfarrstellen nicht mehr herumkommen“, sagte Ehrmann. „Trotz Anpassungen.“
Das Thema habe wie eine Münze zwei Seiten, sagte Dekan Joachim Meyer. Die eine seien die Zahlen, die zweite sei „das, was wir erleben: Der Abbau bedeutet Frust und Trauer bei den Betroffenen.“
Angst vor einem Stadt-Land-Gefälle
Sie habe große Angst, dass es ein Stadt-Land-Gefälle gebe, sagte Dr. Miriam von Nordheim-Diehl, Pfarrerin in Wersau. „Wir müssen dafür kämpfen, dass Landstellen attraktiv bleiben.“ Er als Schulpfarrer fühle sich wegen der geplanten starken Kürzung „diskriminiert“, sagte Hubertus Naumann. Die rein evangelischen Zahlen nähmen zwar ab, aber er und sein Kollege an der Landrat-Gruber-Schule in Dieburg hätten gemischte Kurse mit Konfessionslosen und auch Muslime. Und sie seien von allen Seiten begehrte Ansprechpartner für Lebensfragen.
Verteilungskriterien sind Sache der Dekanate
„Wo wird dem Rechnung getragen, wenn Gemeinden pfarramtlich verbunden sind?“ fragte Pfarrer Ulrich Möbus (Altheim-Harpertshausen). Als Kriterien für die Verteilung gelte bisher zu 80 Prozent die Anzahl der Mitglieder und zu 20 Prozent die Fläche. Den Dekanaten sei es aber freigestellt, eigene Kriterien zu entwickeln, so lange die Mitglieder zu mindestens 50 Prozent berücksichtigt würden, so Ehrmann. Anfang 2018 wird die Landeskirche die Gesamtzahl der Pfarrstellen für jedes Dekanat vorlegen. Als unterer Richtwert gelten 1500 Gemeindeglieder für eine volle Pfarrstelle und 750 für eine halbe, hingegen sollten 2500 Gemeindeglieder bei einer vollen Stelle beziehungsweise 1250 bei einer halben nicht überschritten werden, erläuterte Ehrmann.
Pfarrerin Dorothee Benner (Dieburg) plädierte dafür, den Zeitdruck aus den Beratungen zu nehmen. Die Kürzungen seien Stress für Pfarrer und Kirchenvorstände, sagte Elke Burkholz, Pfarrerin in Messel. Mehrheitlich wurde schließlich ein Antrag ihrer Kirchengemeinde an die Landessynode verabschiedet, wonach diese ein Konzept entwickeln soll, wie eine alternative Umgestaltung der Ortsgemeinden aussehen kann, die die emotionale Seite der Veränderungsprozesse mit im Blick hat. Bis das vorliegt, sollen die geplanten Kürzungen ausgesetzt werden.
Neuer stellvertretender Präses
Der Neue ist ein alter Hase: Volker Ehrmann (73) aus Dieburg wurde bei der Sommertagung mit 61 von 67 möglichen Stimmen zum stellvertretenden Vorsitzenden des Dekanatssynodalvorstandes und der Dekanatssynode gewählt. Ehrmann stand der Dekanatssynode und dessen leitendem Gremium bereits neun Jahre lang vor, bis er 2013 an Dr. Michael Vollmer (Georgenhausen) übergab. Volker Ehrmann gehört seit rund 37 Jahren dem Dekanatssynodalvorstand an. Fast ebenso lange – 31 Jahre – ist er Mitglied der EKHN-Synode, seit 2001 als Vorsitzender des Verwaltungsausschusses. Zudem engagiert er sich seit vielen Jahren bei der Diakonie Hessen. „Jawoll, ich traue mir das Amt ohne großes Einarbeiten zu“, sagte Ehrmann schmunzelnd. Er sei glücklich einen so loyalen Stellvertreter mit solch profunder Kenntnis zu haben, sagte Präses Michael Vollmer. Die Wahl war notwendig geworden, nachdem seine bisherige Stellvertreterin Irmgard Sykora (Fränkisch-Crumbach) aus persönlichen Gründen aus dem Dekanatssynodalvorstand ausgeschieden war. Ein Nachrücker für den Dekanatssynodalvorstand wurde noch nicht gefunden.
Vakanz in Nieder- und Ober-Klingen
Zur Situation der Pfarrstellen erläuterte Dekan Meyer in seinem Bericht, dass nach der Verabschiedung von Pfarrer Udo Fischer in den Ruhestand zum 1. Juli die Vakanz in Ober- und Nieder-Klingen beginne. Pfarrerin Esther Häcker und Pfarrer Alfred Schwebel aus dem Kirchspiel Otzberg sowie Pfarrerin Yvonne Blanco-Wißmann aus Reinheim, mit halber Stelle der Pröpstin beigegeben, werden die Vertretung übernehmen. Die Vakanz in Schaafheim hingegen ende zum 1. August; Pfarrer Marcus David wird am 20. August eingeführt.
Die Andacht zu Beginn der Synode hielt Michaela Meingast, Pfarrerin in Klein-Umstadt, Raibach und Dorndiel und Ideengeberin für das Raibacher Reformationstriptychon, das an diesem Abend auf der Bühne der Kulturhalle ausgestellt war und nach der Synode in die Brensbacher Kirche gebracht wurde. Dekanatskantorin Eva Wolf begleitete die Synode musikalisch und Bürgermeister Rainer Müller lobte in seinem Grußwort die gute Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden seines Ortes, Brensbach und Wersau.
HINTERGRUND:
Die Synode ist das regionale Kirchenparlament des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. Es tagt dreimal im Jahr, besteht aus 75 Personen und vertritt 40 Kirchengemeinden mit knapp 57.000 Mitgliedern zwischen Babenhausen und Reichelsheim.
(Text/Fotos: S.Rummel)
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