Rege Debatten Synode des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald diskutiert in Reinheim über Mitgliedergewinnung und Pfarrstellenbemessung

REINHEIM. „Mitgliedergewinnung – Vision oder Utopie?“ war das Schwerpunktthema der Frühjahrssynode des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald am Freitag (24.) in Reinheim. „Wir müssen unsere eigene Lebensdeutung plausibilisieren“, sagt Pfarrer Dr. Steffen Merle, Leiter des Evangelischen Forums Hanau, in seinem Impulsreferat. Will sagen: Die Kirche müsse klarer herausheben, wofür sie stehe. 

Mitgliedergewinnung sei „nie eine Vereinnahmung, sondern immer eine Verausgabung“, sagte Merle. Wofür also steht die Evangelische Kirche und wie erreicht sie die Menschen? Darum ging es in den anschließenden Arbeitsgruppen, in denen rege diskutiert wurde. Diakonisches Handeln, wertschätzend auf die Menschen zugehen, sie neugierig auf Glaubensinhalte machen, Zeit haben, sich als Christ zeigen: Das waren nur einige der Statements, die dabei zusammengetragen wurden. Zu Beginn der Frühjahrstagung hatte der Reinheimer Pfarrer Hans-Georg Treblin in seiner Andacht von einer Frau erzählt, die vor Jahren aus der Kirche ausgetreten sei, sich nun aber für ein Angebot der Kirche – die Notfallseelsorge – völlig begeistere.

In Zukunft weniger Pfarrstellen

Das zweite große Thema der Frühjahrssynode war die Pfarrstellenanpassung. Bis Ende 2019 sinkt die Zahl der Pfarrstellen im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald von 37 auf 35 Stellen. Derzeit sind Mitglieder des Dekanatssynodalvorstandes dabei, mit den Kirchengemeinden zu sprechen, in denen Veränderungen anstehen. Das sind: Ober- und Nieder-Klingen, Spachbrücken und Ueberau, Groß-Bieberau, Heubach und Wiebelsbach, Neunkirchen, Langstadt und Schlierbach. In diesen Gemeinden gebe es überwiegend Reduzierungen, aber auch Aufstockung aufgrund der Größe, erläuterte der Vorsitzende der Dekanatssynode Dr. Michael Vollmer. Ursache ist, dass die Kirche insgesamt Mitglieder verliert, das Geld weniger wird und die Gemeinden kleiner werden.
Parallel dazu ist die Pfarrstellenbemessung für 2020 bis 2024 auf Landeskirchenebene in Planung und wird in diesem Jahr auch mehrfach Thema der Landesynode sein. Die neuen Zahlen für diese Pfarrstellenanpassung kommen 2018 in die Dekanate.  Das Dekanat stelle sich darauf ein, dass die Pfarrstellenzahl weiter sinke, sagte Vollmer. Welcher Pfarrstellenanteil einer Gemeinde zusteht, dafür wird bislang im Dekanat Vorderer Odenwald zu 80 Prozent die Gemeindegliederzahl und zu 20 Prozent die Fläche einer Gemeinde herangezogen. In der Sommersynode des Dekanats soll darüber diskutiert werden, welche Kriterien für die Pfarrstellenbemessung 2020-24 in der Region angelegt werden sollen. Bislang war dies Sache des Dekanatssynodalvorstandes, doch nach einer Gesetzesänderung im vergangenen Jahr entscheidet nun die Dekanatssynode über diese Kriterien.

Vorsorglich mehr Pfarrer eingestellt

Dass jetzt schon Stellen reduziert werden, habe auch damit zu tun, dass die Kirche in der Vergangenheit mit Blick auf den in den nächsten Jahren bevorstehenden Pfarrermangel mehr Pfarrerinnen und Pfarrer eingestellt habe, erläuterte Volker Ehrmann, Mitglied im Dekanatssynodalvorstand und langjähriger Delegierter in die Landessynode. Für die Kirchenvorstände Ueberau und Spachbrücken meldeten sich die Vorsitzenden Gudrun Körber und Astrid Kraft zu Wort, die ihre Sorge äußerten, dass mehr Arbeit auf die Ehrenamtlichen verlagert werde. Beiden Kirchengemeinden steht eine Kürzung der Pfarrstellen von je einer dreiviertel auf eine halbe Stelle bevor. Es sei die zweite Stellenkürzung innerhalb von zwei Kirchenvorstandsperioden, denn 2006/2007 sei schon einmal von einer ganzen auf eine dreiviertel Stelle gekürzt worden, sagte Gudrun Körber. „Wir sind enttäuscht, fühlen uns hilflos und ohnmächtig gegenüber den Plänen der Landeskirche“, sagte Astrid Kraft. Wie gerecht und kreativ mit der Pfarrstellenanpassung umgegangen werden könne, das sei die Herausforderung der nächsten Jahre, sagte Pfarrer Ulrich Möbus (Altheim-Harpertshausen). Schließlich müsse kein Pfarrer Angst um sein tägliches Brot haben.

Irmgard Sykora scheidet aus dem Vorstand aus

Nach über 15 Jahren, zuletzt als stellvertretende Präses, schied Irmgard Sykora (Fränkisch-Crumbach) aus persönlichen und privaten Gründen aus dem Dekanatssynodalvorstand aus. Sie wird als Synodale weitermachen. Daniel Keller, Diplom-Verwaltungswirt aus der Kirchengemeinde Altheim, wurde zum neuen Stellvertreter in die Verbandsvertretung des Evangelischen Regionalverbandes Starkenburg-Ost entsandt. Mit großer Mehrheit verabschiedeten die Synodalen außerdem ein Antrag der Kirchengemeinde Klein-Umstadt/Dorndiel an die Landessynode, wonach diese veranlassen soll, dass die Regionalverwaltung die Abrechnung der Mietnebenkosten für vermietete Wohnungen in ihren Katalog der Pflichtaufgaben übernimmt.

Hintergrund

Die Synode ist das regionale Kirchenparlament des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. Es besteht aus 75 Mitgliedern, tagt dreimal pro Jahr, ist das „politische“ Entscheidungsgremium des Dekanats und vertritt 40 Kirchengemeinden mit knapp 58.000 Mitgliedern zwischen Reichelsheim und Babenhausen. Die Mitglieder sind für sechs Jahre gewählt. Sie bestimmen die inhaltlichen Schwerpunkte und Ziele, verabschieden den Haushalt und wählen den Dekan/die Dekanin und den Dekanatssynodalvorstand. Der Vorstand jeder Kirchengemeinde entsendet – abhängig von deren Größe – ein bis drei Delegierte in dieses Gremium, dem sowohl Pfarrerinnen und Pfarrer als auch theologische Laien angehören. So können die Mitglieder Anträge beschließen, die sie in die Synode der Landeskirche einbringen.

(Foto/Text: Silke Rummel)

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