Die personelle Situation in den Kindertagesstätten ist augenblicklich geprägt von einer chronischen Unterbesetzung gepaart mit einem Fachkräftemangel, denn es gibt so gut wie keinen Nachwuchs mehr. Diese Situation stellt nicht nur die Kita in Hergershausen vor große Probleme sondern betrifft auch die anderen Kindertagesstätten in Babenhausen. Es wurde die aktuelle Situation in den Kitas geschildert und man wolle die Kommunalpolitiker darauf aufmerksam machen. Ein Appell richtete sich allerdings an alle Beteiligten. Wenn man eine wertvolle pädagogische Arbeit in den Kitas erwarte, dann müsse nun eine Lösung gefunden werden – von allen gemeinsam. Es gilt schnell Lösungen zu finden, denn zur Zeit werden die Kinder oftmals „nur“ betreut. Veranstaltungen wie die Waldwoche oder die Umsetzung von speziellen Förderangeboten können nicht umgesetzt werden weil Fachkräfte fehlen.
Martina Bartz, Bereichsleiterin vom Arbeiter Samariter Bund (ASB, der die meisten Kitas in Babenhausen betreibt), ging auf die Äußerungen ein und verwies auf das regelmäßige „Jour Fix“ mit der Verwaltung und dem informellen Austausch aller Beteiligten. Es bestehe in Babenhausen augenblicklich eine Vakanz von zwei Fachkräften und insbesondere wären zwei Vollzeitstellen als „Springer“ sinnvoll um die „Spitzen“ in den Kitas abzufedern. Bartz räumte ein, dass die Fachkräfte laut Vorgaben „Pari“ seien, aber durch die besondere Kifög-Umsetzung in Babenhausen, entgegen anderen Kommunen, Lücken entstehen würden, die mit den seitherigen Fachkräften nicht abgedeckt werden können.
Hinzu kommen die verschiedenen Änderungswünsche der Eltern, die in Babenhausen umfangreicherer Möglichkeiten bieten, als in anderen Gemeinden. Dies sei für die jeweiligen Eltern zwar von Vorteil, stellt aber die Leitung der Kitas vor große Probleme beim aufstellen des täglichen Dienstplanes. Aufgrund der engen Personalsituation mussten daher zahlreiche Anträge von Eltern abgelehnt werden, da eine Umsetzung der Wünsche nicht möglich war.
„Es war uns allen bewusst“ teilte ein Mitglied der Kita-Arbeitsgruppe im Hinblick auf geschilderte Situation mit „dass es ausgereizt wurde, bis ins allerletzte“ und erläuterte die Problematik aus der Umsetzung des Kifög. Eine Kindergärtnerin zog einen für jeden nachvollziehbaren Vergleich. Es wäre wie bei einer Familie die eine Mietwohnung bezieht, obwohl sie eigentlich fünfzig Euro zu teuer sei, aber man die Hoffnung habe es irgendwie zu schaffen. Nach ein paar Monaten geht die Waschmaschine kaputt und auch der TÜV verlangt beim Auto eine größere Reparatur. Man versuche zwar alles, aber man habe ja seinen Puffer für die Miete verbraucht und so summieren sich die Beträge bis es einfach nicht mehr funktioniert. So gestaltet es sich auch bei den Kindertageseinrichtungen in Babenhausen „Nach eineinhalb Jahren ist es uns jetzt auf die Füße gefallen“.
Neben einer besseren Personalausstattung wurde insbesondere der Wunsch vorgetragen wieder „richtig“ mit den Kindern arbeiten zu dürfen. Der Beruf der meist weiblichen Kindergärtnerinnen ist durch eine große Portion Engagement und Enthusiasmus geprägt. Die Freude an der Arbeit mit Kindern steht im Vordergrund und ist oftmals wichtiger als der monetäre Aspekt. Daher sind Anreize wie die Umsetzung von speziellen Betreuungs- und Förderangeboten besonders von Vorteil, nicht nur für die Kinder. Man hat sich ja aus einem besonderen Grund für solche Angebote gezielt weiterqualifiziert.
Was kann man tun? Die Personalausstattung einfach nach oben anzupassen erscheint relativ leicht, auch wenn der Arbeitsmarkt aktuell „leer gefegt“ ist. Problematisch war bei der Diskussion, dass aus den erst angesprochenen 180.000 Euro Mehraufwand für „mehr Personal“ durch den Wortbeitrag eines fachkundigen Bürgers, der alle angesprochenen Wunschmaßnahmen kalkulierte, plötzlich 700.000 Euro Mehrkosten im Raum standen. Eine Zahl die sich der Schreiber dieser Zeilen von der Verwaltung und/oder dem ASB gewünscht hätte, die allerdings bei öffentlichen Sitzungen kaum konkrete bzw. nachvollziehbare Beträge nennen.
In diesem Zusammenhang muss die extra geschaffene Kita-Arbeitsgruppe kritisch hinterfragt werden. Obwohl in öffentlichen Sitzungen die Arbeit der Kita-AG regelmäßig ausgiebig gelobt wird, kam es zu diesem Hilferuf. Da diese Arbeitsgruppe nicht öffentlich tagt kann leider nicht nachvollzogen werden welche Inhalte dort, von welchem Personenkreis erörtert werden. Die Sorgen und Nöte der Kindergärtnerinnen waren es offensichtlich nicht.
Wie Eingangs aufgeführt war der Bericht ein Hilferuf. Auch wenn die anwesenden Kindergärtnerinnen mit den Mitgliedern im Sozialausschusses eine konstruktive Aussprache führen konnten, eine Lösung bleibt offen. Jetzt sind alle Beteiligten aufgefordert auch die nächsten Schritte vorzunehmen.
Sollte in den nächsten Wochen und Monaten die Thematik „zerredet“ werden und keine Taten folgen, dann besteht die Gefahr, dass einige Fachkräfte sich eine neue Herausforderung in einer anderen Kommune suchen, oder noch schlimmer, Kindergärtnerinnen wegen der großen Belastung mit Burnout-Syndrom langfristig ausfallen.
Der gemeinsame Schulterschluss, Betreiber, Eltern, Kindergärtnerinnen, Verwaltung und Politik war noch nie so erforderlich wie heute. hz
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Rubrik: Politik und Parteien
30.01.2019
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