Erfunden hat ihn aber kein Rentner, sondern eine junge Frau aus Schweden, die an Kinderlähmung erkrankt war und beim Laufen Unterstützung brauchte.
In Deutschland finden Rollatoren immer größeren Absatz. 3,5 Millionen Senioren seien inzwischen damit unterwegs, sagt Polizeioberkommissar Ralf Drexelius. Einerseits eine erfreuliche Entwicklung, bleiben die Menschen doch bis ins hohe Alter mobil und weitgehend unabhängig. „Mit der Zahl der Rollatorfahrer ist aber auch die Zahl der Unfälle gestiegen“, weiß Drexelius. Noch seien Rollatoren ein relativ neues Phänomen im Straßenverkehr. Zudem hätten einige Senioren nie einen Führerschein gehabt und seien daher mit den Verkehrsregeln wenig vertraut.
„Deshalb haben wir in Kooperation mit dem Seniorenbeauftragten des Landkreises ein Rollatortraining entwickelt“, sagt der Polizeibeamte. Einige Kreiskommunen hätten ihre Mitarbeit sofort zugesagt, darunter Babenhausen. Sieben Senioren kamen zur Auftaktveranstaltung in die Emmaus-Gemeinde. Einige brachten ihren Rollator gleich mit, andere nutzten das Training, um sich vor dem anstehenden Kauf beraten zu lassen.
„Einen Rollator sollte man probeweise fahren wie ein Auto“, empfiehlt Drexelius. Reifen und Bremsen müssten in einwandfreiem Zustand, die Lenkerhöhe dem jeweiligen Nutzer angepasst sein. „Viele Unfälle sind Folge falsch eingestellter Lenker, auf denen der Fahrer keinen Halt findet.“ Die Preisunterschiede sind enorm - manche „Neufahrzeuge“ bekommt man schon für 70 Euro, andere kosten mehrere Hundert Euro. Es gibt sie mit Klingel, Rück-spiegel, Regendach und Getränkehalter. Letzteres sei durchaus sinnvoll, da ältere Menschen oft zu wenig trinken, vor allem unterwegs, sagt der Kommissar.
Auch Elfriede Mohr (87) hat für ihren Rollator tief ins Portemonnaie gegriffen. Die Anschaffung habe sich gelohnt. „Ich war in Babenhausen mit die Erste, die sich einen Stadtflitzer gekauft hat“, erzählt sie. „Das war ungewohnt, manche Leute haben mich auf der Straße seltsam angeschaut. Aber da muss man drüberstehen.“ Als die Seniorenresidenz gebaut wurde, seien plötzlich viele ältere Menschen mit Gehhilfe in der Stadt aufgetaucht. „Obwohl wir uns oft nicht kennen, verbindet uns das Rollatorfahren. Wir sind eine Gruppe Gleichgesinnter und grüßen uns, wenn wir mit dem Rollator aneinander vorbeilaufen.“
Nicht alle gehen so offen mit dem Thema um, wie Elfriede Mohr. „Manche Senioren sehen in einem Rollator keinen Helfer, sondern ein Zeichen fürs Altern“, sagt Ralf Drexelius. Das Fahrtraining solle auch dazu beitragen, Hemmungen und Vorbehalte abzubauen. Dabei wird der Polizist von Sportlehrerin Sabrina Lautenschläger unterstützt. Sie gibt Gymnastikkurse für Senioren und macht mit den Teilnehmern vor dem Training mit der Gehhilfe einige Aufwärmübungen. Danach wird ein Slalomparcours aus Stühlen aufgebaut, um ein Gefühl für das Gehen mit Rollator zu entwickeln. Später werden typische Situationen im Straßenverkehr nachgestellt.
Viele Kommunen seien städtebaulich kaum auf die Bedürfnisse von Senioren eingestellt, sagt Drexelius. Zuviel Kopfsteinpflaster, zu hohe Bordsteine, zu viele Stolperfallen. „Das können wir zwar nicht ändern. Die Sicherheit der Senioren können wir aber erhöhen.“ mel
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