„Gerade in schwierigen Lebenssituationen zeigt sich, wie wichtig neben der Familie auch die Gemeinschaft und der Zusammenhalt im Verein sind“, sagt Hans-Jürgen Burkhard vom Vorstand des Turn- und Sportvereins. „Um Mitglieder, die Unterstützung im Alltag benötigen, wollen wir uns besonders kümmern und dafür sorgen, dass sie weiter am Vereinsleben teilhaben können.“ In der Zeit nach dem Unfall sei Vorstand und Mitgliedern erstmals bewusst geworden, welche Hürden sich für einen Menschen auftun, der in seiner Mobilität eingeschränkt ist. „Schon ein Bordstein wird zum unüberwindbaren Hindernis. Ganz zu schweigen von Treppen, zu schmalen Türrahmen oder zu hoch angebrachten Toilettensitzen oder Waschbecken“, sagt Burkhard.
So habe der TSV beschlossen, das Vereinsheim neben der Harreshäuser Mehrzweckhalle barrierefrei umzubauen. Mehr noch: Der TSV wollte nicht mehr nur ein gemeinnütziger, sondern zusätzlich ein mildtätig wirkender Verein werden. Schon 2012 beantragte er die Mildtätigkeit, die vom Vereins-register auch genehmigt wurde. „Als rein gemeinnütziger Verein dürfen wir Mitgliedsbeiträge nicht für einzelne Personen verwenden, sondern müssen zum Nutzen der Gemeinschaft agieren“, erklärt Burkhard. Die Mildtätigkeit berechtige nun den TSV, auch einzelne, in Not geratene Mitglieder, finanziell zu unterstützen.
„Im konkreten Fall gab es große Hilfsbereitschaft aus den Reihen unserer Mitglieder und der Bevölkerung. Vereinzelte Benefizveranstaltungen hatten enormen Zuspruch, aber ein Verein unserer Größe kann das auf Dauer organisatorisch nicht stemmen.“ Zudem würden mitunter kleinere Hilfestellungen benötigt, wie Reparaturen am Rollstuhl oder Medikamente, die nicht zum Leistungskatalog der Krankenkasse zählten. „Dafür wäre der Aufwand einer Benefizveranstaltung zu hoch“, sagt Hans-Jürgen Burkhard.
Durch den Unfall habe sich die Wahrnehmung der Vereinsmitglieder verändert. „Wir sind aufmerksamer für die Probleme von Menschen mit Beeinträchtigungen geworden und möchten erreichen, dass jeder etwas achtsamer und sensibler für die Situation anderer wird. Niemand soll wegen einer Behinderung vom sportlichen Geschehen ausgeschlossen sein.“ Für 2014 hat der TSV Harreshausen mit dem barrierefreien Umbau des Vereinsheims Großes vor.
Das Gebäude liegt am Hang, Aufenthaltsraum und Toiletten sind ebenso wie Spielfeld und Umkleidekabinen nur über Treppen zu erreichen. Über Rampen sollen künftig auch Rollstuhlfahrer alle Bereiche des Vereinsgeländes selbstständig erreichen können. „Mit dem behindertengerechten Umbau der Sanitäranlage haben wir schon begonnen. Beim Bau der Rampen müssen wir gesetzliche Vorgaben zu Neigungswinkel, Breite und Oberfläche einhalten“, sagt Burkhard.
Die Vorarbeiten seien entsprechend aufwendig, auch mussten erst Fördergelder beantragt werden. „Deshalb können wir den Umbau erst im neuen Jahr starten.“ mel
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