Waldkindergarten in Harpertshausen: „Die bunten Vielfalter“ mit Bollerwagen und Bauwagen

Zur Vorstellung des Waldkindergartens waren viele junge Familien mit ihren Kindern sowie Vertreter der politischen Gremien gekommen.

Über die Grundausstattung des Bollerwagens würde sich so mancher Heimwerker oder Bastelfreund freuen. Schaufeln, Säge, Seile und ein Erste-Hilfe-Kasten gehören ebenso dazu wie Kreide, Wolle, und für die Entspannung nach der kreativen Phase gibt es auch eine Hängematte.

„Falls mal etwas schiefgeht, haben wir auch Wechselkleidung dabei“, sagt Larissa Romann. Denn der Bollerwagen ist nicht etwa Teil einer mobilen Werkstatt für Erwachsene, sondern ein wichtiges Utensil im Waldkindergarten „Die bunten Vielfalter“ und enthält das Notwendigste, was die Kinder zum Basteln und Gestalten brauchen. Und weil die jüngsten „Vielfalter“ gerade einmal drei Jahre alt sind, ist Wechselkleidung mitunter eine gute Idee.
Neben Larissa Romann arbeiten drei Erzieherinnen in der Ausbildung im Waldkindergarten, der rund zehn Gehminuten von Harpertshausen entfernt sein Domizil hat. Wobei mit Domizil kein Gebäude gemeint ist, sondern ein Bauwagen und ansonsten das schützende Blätterdach der Bäume. Dort beginnt jeder Tag mit einem Morgenkreis, bei dem alle zusammenkommen und den Tagesablauf besprechen. Dabei wird ein „Zimbelwicht“ gewählt, der die verschiedenen Aktivitäten des Tages einläutet.
Die Zutaten für das gemeinsame Frühstück bringen die Kinder von zu Hause mit, das Mittagessen wird geliefert. Auf der Speisekarte stehen ausschließlich vegetarische Gerichte. „Das ist Teil unseres Konzepts“, erklärt Larissa Romann. Überhaupt betraten die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung mit dem Konzept des Waldkindergartens in Babenhausen pädagogisches Neuland. Mit der Sense-Ability-Academy haben die Stadt und vor allem die Eltern der „bunten Vielfalter“ jedoch einen erfahrenen Kindergartenbetreiber an der Seite. Davon konnten sich junge Familien und alle Interessierten nun bei einem Aktionsnachmittag überzeugen.
14 Kinder besuchen gegenwärtig den Waldkindergarten mit Platz für 20 Kinder. „Bis zum Sommer werden wir ausgebucht sein“, sagte Umweltpädagogin Asha Scherbach. „Gegenüber Waldkindergärten gibt es einige Vorbehalte“, führte Scherbach weiter aus. Welche Gefahren gibt es draußen in der Natur? Werden die Kinder gut auf die Schule vorbereitet? Solche Fragen stellen sich viele Eltern. Gefährlich ist das Kindergarten-Leben im Wald nicht. Dafür sorgt nicht zuletzt das Dieburger Forstamt, speziell Revierförsterin Tanja Wöber. Sie ist immer für die Erzieherinnen erreichbar und sieht bei Bedarf nach dem Rechten.
Auf die Einschulung werden die Kinder bestens vorbereitet, nur eben anders. So gibt es statt Legosteinen, Barbiepuppen und anderen konventionellen Spielzeugen viel Platz, der erobert und erkundet werden will und einen Bollerwagen voller Werkzeug und Inspiration. „Wir vertrauen den Kindern und ihrer Fähigkeit, Wünsche und Ideen zu haben, sie zu äußern und umzusetzen. Die Kinder dürfen hier ihre Persönlichkeiten entwickeln können, daher gibt es bei uns kein Leistungslob“, erklärte Scherbach.
Regina Lange vom zuständigen Verwaltungs-Fachbereich fügte an: „Der Begriff Kindergarten enthält bereits das Wort „Garten“, also einen Hinweis auf die Natur als Bewegungs- und Lebensraum. Wir sind froh, dass die Stadt Eltern für ihre Kinder ein andersartiges Angebot der Lernerfahrung machen kann.“       mel

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