„Bei einem solchen Treffen ist vor allem der Austausch wichtig. Tipps und Ideen hole ich mir hier. Zum Stricken nimmt man sich lieber etwas Einfaches mit“, erzählt Susanne Gutermuth. Gleichzeitig hält die Darmstädterin ein feines Cape mit kompliziert scheinendem Strickmuster in die Höhe. So schwierig sei das nicht, winkt sie lächelnd ab. Seit einiger Zeit trifft sie sich mittwochs mit zwei Freundinnen in der Biblioteek zum Stricken. „Ich habe zuerst Socken gestrickt, bevor ich Susanne getroffen habe“, schaltet sich Freundin Daniela Knorr aus Kleestadt ein. Mittlerweile wagt sie sich an viel kompliziertere Maschen, strickt Fingerhandschuhe und Pullover.
Nur ungern legen die Strickdamen die Nadeln fürs Essen aus der Hand. Das Werkzeug bleibt meist neben dem Teller liegen. An vielen Tischen sieht man die Damen Socken stricken. Einfach eben, meinen sie. „Stricken ist wieder im Trend“ stellt eine Dame in der Runde fest. Strickbegeisterte treffen sich sogar in speziellen Strickforen im Internet.
Den persönlichen Austausch finden die meisten allerdings netter. Deshalb hat Steffi Spengler mit Renate Mertens und Sonja Giebeler vor zwei Jahren einen Stricktreff in einem Schaafheimer Bistro gegründet. Immer mehr gesellten sich zu den regelmäßigen Treffen. „Mittlerweile sind wir 15 Mädels“, erzählt Mertens stolz. Zwei Stricktreff-Damen haben sich sogar beschlossen, mit Wollknäul und Nadeln anderen zu helfen. Sie stricken für Frühgeborene und „Sternenkinder“ Kleidung und Nestchen.
„Alte Handwerkstechniken von Frauen sollen fortgeführt werden. Dazu gehört auch das Stricken“, betont Mertens. Sie plädiert dafür, dass Frauenhandwerk mehr in die Öffentlichkeit getragen wird und freut sich über den Strickboom, dem sich übrigens auch schon Männer angeschlossen haben. In Schaafheim bleibt die Strickkunst vorerst weiblich besetzt. Alle Teilnehmer haben die Nadelkunst einmal im Unterrichtsfach Handarbeit gelernt. Nahezu jede Dame legte schon einmal Strickpausen von mehreren Jahren ein, um danach umso motivierter wieder dahin zurückzukehren.
Mit 76 Jahren ist Erna Bauer wohl die älteste Stricknacht-Fee. Ihre Leidenschaft ist von jeher ungebrochen. Sie stattet die Familie seit Jahrzehnten mit Gestricktem aller Art aus. „. Ich stricke etwas für die Dauer. Irgendwann war ich nicht mehr bereit, Dinge nur noch für eine Modesaison zu stricken“, erzählt sie bereitwillig von dem Gebaren ihrer Enkelschar. Jetzt stricke sie eben nur noch Socken. Das sei zeitlos und werde immer gebraucht. Mit ihrem Hobby hat sie die 23 Jahre jüngere Nachbarin Evelyn Krämer angesteckt. „Als mir Erna beibrachte, wie man die Verse eines Sockens strickt, war mein Hobby geboren“, sagt sie stolz.
Information: Der Stricktreff findet jeden ersten Samstag im Monat ab 15 Uhr im Café der Biblioteek statt. nda
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Rubrik: Babenhausen und Umgebung
19.05.2015
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