Flüchtlinge aus Pakistan, Eritrea, Somalia, Iran, Irak, Türkei und Syrien, aber auch viele Deutsche, Helfer und Interessierte, sind gekommen. Das Kuchenbuffet wartet mit nationalen und internationalen Spezialitäten auf. Essen und Trinken scheint an dem Nachmittag allerdings die kleinste Nebensache der Welt zu sein, angesichts der vielen Gespräche, die an den Tischen unter den Flüchtlingen und mit den Deutschen entstehen.
Unter ihnen ist Naturschützer Winfried Blößer. „Ich bin wieder ‚Opa‘ geworden“, strahlt der 78-Jährige und blickt dabei den zweijährigen Elias auf seinem Arm an. Er lernte das Eritrea-Paar Hirut Abera und Fekado Gebre und deren Zwillingen kennen, denen er mit einem privaten Computerkurs half, als er merkte, dass „viel mehr Hilfe notwendig ist“. Er ist überzeugt: „Integration ist nur durch Mobilität und Sprache möglich.“ Deshalb gab es Fahrräder und Anhänger, dass die Familie „raus kommt“. Fahrten zum Integrationsamt inklusive Babysitterservice kosten zwar Zeit, aber ‚Opa‘ Winfried ist mit neuen Aufgabe glücklich.
Eine pakistanische Familie schaut etwas unsicher, beginnt aber zu strahlen, als die Fotokamera auf sie gerichtet wird. Anschließend berichten sie bereitwillig, wie froh sie sind, den Unterdrückungen ihres Landes entflohen und den Neuanfang in Mosbach wagen zu dürfen. Seit einer Woche steht der Deutschkurs für die Eltern an, die Kinder gehen seit einem Monat zur Schule und sind dort schon so gut, dass einer der Söhne von der Haupt- auf die Realschule gestuft wurde.
Überhaupt scheint die Integration der Kinder und Jugendlichen schon vollzogen. Nahezu alle sprechen sehr gutes Deutsch, fungieren bei den Ansprachen als Übersetzer, und toben ballspielend durch die Mehrzweckhalle. Die Jugendliche Nawres aus dem Irak hat sich bei Aya aus Syrien eingehakt. Sie sind gute Freunde geworden. Auch Jungen aus Somalia und Syrien verabreden sich schon länger zum Fußballkicken.
Eine interessierte Besucherin hat bei Gerlinde Bachmann, die sich aufopfernd nahezu um jeden Flüchtling in Schaafheim kümmert, ihre Hilfe angekündigt. Auch Ruth und Harald Mischler sind wegen der netten syrischen Nachbarsfamilie gekommen und erhalten prompt eine weitere Einladung zum Kaffeekränzchen bei einem pakistanischen Ehepaar. „Wir Deutschen sind doch eher zurückhaltend. Flüchtlinge sind gleich so gastfreundlich und offen, eine ganz andere Mentalität“, sagt Ruth Mischler.
Die offene und freundliche Mentalität hat Mohammed Jad und seiner Familie schon viel geholfen. Einen anderen Ort wie Mosbach kann sich die sechsköpfige Familie mit Asylstatus mittlerweile nicht mehr vorstellen. Die vier Kinder sprechen fließend Deutsch, Mohammed Jad absolviert schon das zweite Praktikum als Elektroniker und hofft, bald sein eigenes Geld mit seinem Beruf verdienen zu können.
Nebenbei begrüßt er gemeinsam mit Gerlinde Bachmann jeden neuen Flüchtling in Schaafheim. Als „Botschafter“ für die gute Sache gibt der Syrer aber auch offen zu: „Es ist schon schwer, die unterschiedlichen Kulturen zusammenzubringen. Das ist ganz schön viel Arbeit.“
Hintergrund: Zahl der Flüchtlinge und Runder Tisch
In Schaafheim leben nach Angaben der Gemeindeverwaltung 110 Flüchtlinge. Die Zahl schwanke leicht – je nachdem, welcher Aufenthaltsstatus den Menschen zugeteilt wird. Die Flüchtlinge seien sowohl in Wohnungen als auch in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Viele seien bereits anerkannte Flüchtlinge, bei einigen sei das Asylverfahren noch nicht abgeschlossen, teilt die Verwaltung mit.
Der runde Tisch für Flüchtlinge sucht noch Hilfe bei seiner Arbeit. Der Flüchtlingskreis betont, dass es keine Verantwortung auf Dauer sein muss. Je nach Zeit und Gelegenheit werden Leute gesucht, die beispielsweise den Flüchtlingen Nachhilfe geben können, beim Sprachunterricht montags und/oder mittwochs helfen, Fahrdienste übernehmen, mit Flüchtlingen Sport treiben oder Gesellschaftsspiele spielen. Interessierte melden sich bitte bei Gerlinde Bachmann Telefon 06073-8229, Hannelore Kraft Telefon 06073-88742, Ingrid Jakob Telefon 06073-87946, Michael Epah Telefon06073- 980146.
nda
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