In dem von der Emmaus-Gemeinde zur Verfügung gestellten Saal tummeln sich fleißige Sortierer und Packerinnen. Freiwillige, die sich für diesen Tag freigenommen haben und nun alles daransetzen, die Päckchen auf Inhalt, Gleichwertigkeit und Sicherheitsaspekte hin zu überprüfen, umzupacken und zu kennzeichnen. Gepackt wird getrennt für Mädchen oder Jungen, der Inhalt ist auf die drei Altersgruppen Zwei- bis Vierjährige, Fünf- bis Neujährige und Zehn- bis Vierzehnjährige zugeschnitten. Das Initiatoren-Team hatte in einem Flyer Packhinweise zusammengestellt und sogar passende und eigens entworfene Aufkleber zur Verfügung gestellt, die wiederum von Sabine Frank, einer Babenhäuser Unternehmerin, gespendet wurden. „Alle Spender, ob Schulen, Kitas oder andere Gruppen, aber auch Privatleute, haben sich an unseren Vorgaben orientiert und uns ganz hervorragend zugearbeitet. Die Schuhkartons sind toll zusammengestellt worden,“ freut sich Alexandra Hilzinger, die die Aktion im kleinen Starterteam angestoßen hat und seitdem die Fäden zusammenhält.
Den Stein ins Rollen gebracht hatten die Teams der Babenhäuser Kitas. Begonnen hatte alles mit einer Anfrage aus der Kita Wuselkiste in Harreshausen. Dort war man auf die Emailadresse des Helferkreises aufmerksam geworden, hinter der ein Zwei-Mann-Team zur Spendenerfassung und –vermittlung steht. Und so lautete damals die Anfrage aus Harreshausen: „Wir Mitarbeiter der Kita Wuselkiste würden gerne das Thema „Flüchtlingshilfe“ auch unseren Kindern näherbringen und haben deshalb überlegt, bei uns eine Spendenaktion „Kinder helfen Kindern“ durchzuführen“. Damit war die Idee geboren. Ursprünglich war seitens der Flüchtlingshelfer gedacht, die Aktion in kleinem Rahmen anlässlich einer Weihnachtsfeier im Rathaus für die Kontingentflüchtlinge zu planen. Als Vorbild sollte die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ dienen, an der sich schon im Herbst zahlreiche Babenhäuser beteiligt hatten.
Dann ging alles Schlag auf Schlag: Die Kaserne als Außenstelle der HEAE kam ins Gespräch, kurze Zeit später begannen die Arbeiten dort und die ersten Flüchtlingsfamilien leben seit Anfang Dezember auf dem Gelände.
„Wir mussten uns schnell entscheiden: Machen wir diese Geschenkeaktion nur für die Flüchtlingskinder, die Babenhausen zugewiesen wurden und schon einige Zeit hier leben? Oder wollen wir es wagen und auch an die neuhinzugekommenen Flüchtlingskinder in der HEAE denken, als Art Willkommensbegrüßung?“, berichtet Alexandra Hilzinger.
Sie haben es gewagt. Mit viel Unterstützung, vor allem vom Fachbereich 5 der Stadtverwaltung, aber auch der Kirchen und Christlichen Gemeinden, und mit vielen kreativen Ideen und organisatorischem Geschick ist die Aktion gestartet. „Das ist erst drei Wochen her. Was wir seitdem an Hilfsbereitschaft und Spenden erfahren haben, macht uns froh und zeigt uns, dass sich die Verwirklichung dieser Idee gelohnt hat.“ Nicht nur die rege Teilnahme der Schulen und Kitas, die gleichsam die Aktion nutzten, um in den Einrichtungen auf die Situation der Flüchtlinge einzugehen und das Thema mit den Kindern zu behandeln, sei beachtlich gewesen. „Es kamen ganz unverhofft gute Nachrichten beispielsweise aus Eppertshausen, wo sich die Katholische Gemeinde Sankt Sebastian ebenso mit Paketen angemeldet hat wie die Stephan-Gruber-Schule. Von Nachbar zu Nachbar geholfen, einfach schön!“
Doch nicht nur Kinder wollten helfen, auch Unternehmen aus Rhein-Main sind auf die Situation in Babenhausen aufmerksam geworden und haben spontan ihre Unterstützung angemeldet. Die Abteilung einer großen Bank etwa, deren Leiter in Babenhausen lebt, hat im Rahmen ihres vorweihnachtlichen Abteilungsmeetings Geschenke für ganze 66 Kartons eingekauft und stundenlang gepackt. Trotzdem mussten die Helfer am Freitag noch mal jeden einzelnen der mehr als 600 Kartons überprüfen, denn der ASB als Betreiber der HEAE-Außenstelle und das Regierungspräsidium haben Vorgaben gesetzt, denn sie sind für die Sicherheit der Flüchtlinge verantwortlich.
Dass die Babenhäuser Ehrenamtlichen eine so hohe Zahl an Paketen zur Verfügung haben, ist auch der konfessionellen Organisation ‚Geschenke der Hoffnung‘ zu verdanken, die bereits jährlich die Sammlung „Weihnachten im Schuhkarton“ weltweit durchführt. Die Organisation mit Sitz in Berlin hat sich in diesem Jahr entschlossen, die Sammlung an Schuhkartons zu erweitern. Damit soll Flüchtlingsarbeit vor Ort in ganz Deutschland unterstützt werden. Eine grenzenlose Hilfsbereitschaft zeigt sich auch darin, dass in Babenhausen Muslime und christliche Gemeinden bei der Aktion zusammenarbeiten. So beteiligt sich auch die Ahmadiyya-Gemeinde mit einer großen Spendenanlieferung.
Christoph Habeck freut sich mit den Helfern. Er ist Pastor bei der Emmaus-Gemeinde und steht dem Team nicht nur mit Rat und Tat, sondern auch mit Raum- und Lagermöglichkeiten zur Seite. Vor allem sind seine Gedanken bei den Flüchtlingskindern, die in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten – je nach Ankunft - Willkommenspakete erhalten werden. Er sei froh, dass etwas so Schönes für die Kinder getan werde. „Eine Idee ist dann die Beste, wenn sie umgesetzt wird“.
Und die Idee wurde umgesetzt: Die Pakete konnten am Dienstagnachmittag (22.) in der Außenstelle der HEAE an die Flüchtlingskinder überreicht werden! (Fotos von der Geschenkübergabe unter Galerien)
Kontakt: fluechtlingshilfe-babenhausen[at]t-online[dot]de
hz
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