Babenhäuser Ehrenamtsagentur: Hilfe zur Selbsthilfe im Reparatur-Café

Brigitte Bassenauer, Initiatorin des ersten Reparatur-Cafés in Hergershausen, zeigt der siebenjährigen Emma, wie sie eine kaputte Naht an ihrem Lieblingsrock flicken kann.

In der alten Schule in Hergershausen eröffneten nun die Babenhäuser Ehrenamtsagentur und der Kulturverein Herigar das erste Reparatur-Café im Babenhäuser Stadtgebiet. Wenn der Toaster statt zart geröstetem Weißbrot nur noch verkohlte Brotscheiben produziert, der Drucker ständig unleserliche Tintenflecke aufs Papier bringt, an Jacke, Rock oder Hose eine Naht gerissen ist, dann sind dies meist Fälle für die Mülltonne. Ob Toaster, Drucker oder ein Kleidungsstück – meist haben solche Produkte nicht viel gekostet, scheint ihre Reparatur im Vergleich zur Neuanschaffung zu aufwendig und zu teuer.

Doch häufig lohnt sich die Reparatur noch, lassen sich streikende Elektrogeräte wieder in Gang bringen, beschädigte Kleidungsstücke wieder flicken. Die Instandsetzung vermeintlich kaputter Dinge kann sogar großen Spaß machen, wenn man sie gemeinsam repariert, andere am eigenen Wissen und den Fähigkeiten teilhaben lässt, voneinander lernt. Möglich ist dies in Reparatur-Cafés, die in den vergangenen Jahren vor allem in Großstädten starken Zulauf erhielten.
Am Samstag eröffnete die „Babenhäuser Ehrenamtsagentur“ (Bea) in Hergershausen das erste Reparatur-Café im Stadtgebiet. Der Hergershäuser Verein „Herigar“ stellt die Räume zur Verfügung, in denen ab Januar einmal im Monat gewerkelt und geschraubt, genäht und gestrickt, gebastelt und geflickt wird.
„Unser Reparatur-Café soll als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden werden“, sagt Initiatorin Brigitte Bassenauer. „Wir sind keinesfalls eine Konkurrenz zu Änderungsschneidereien oder Werkstätten, denn man kann uns nicht einfach ein defektes Gerät hinstellen und es nach ein paar Stunden funktionstüchtig wieder abholen.“ Vielmehr gehe es darum, ein Bewusstsein für den sorgfältigeren Umgang mit Gebrauchsgegenständen zu schaffen.
Für Menschen in wirtschaftlicher Notlage, die es sich schlicht nicht leisten können, ständig Neues zu kaufen, seien Reparatur-Cafés besonders wichtig. Nicht nur, um Kaputtes wieder Instand zu setzen, sondern auch zur Kommunikation. Schließlich soll das Hergershäuser Café in der alten Schule dazu beitragen, dass traditionelle Handarbeiten wie Nähen, Stricken und Häkeln nicht in Vergessenheit geraten.
Emma (7) lernt den Umgang mit Nadel und Faden gerade im Handarbeitsunterricht in der Schule. Im Reparatur-Café versucht sie sich erstmals an einer der fünf Nähmaschinen, die Privatleute der Ehrenamtsagentur gespendet haben. „Wir haben zudem Nähgarn, Stoffe und Wolle bekommen sowie einen gut ausgestatteten Werkzeugkoffer“, erzählt Anne Gassmann, die vor einem Jahr die Agentur mit gegründet hat.
Arbeitsmaterial ist im Reparatur-Café also reichlich vorhanden. Auch hätten bereits viele Bürger ihr Know How angeboten: Ein Elektrikermeister will den angehenden Handwerkern mit Rat und Tat zur Seite stehen, ebenso wie ein leidenschaftlicher Radfahrer, der sein Wissen über das Flicken von Fahrradschläuchen und das Reparieren von Gangschaltungen weitergeben möchte.
Mit der Zeit soll ein Netzwerk entstehen, das neben den kleinen Alltagshilfen noch ein größeres Ziel hat: Dem Kreislauf aus Herstellung, Konsum und Vernichtung wertvoller Ressourcen eine nachhaltige, verantwortungsvolle Lebensweise entgegensetzen.
Das Reparatur-Café der Babenhäuser Ehrenamtsagentur in der alten Schule in Hergershausen ist jeden letzten Mittwoch im Monat von 17 bis 20 Uhr geöffnet; erstmals am 27. Januar, das zweite Treffen findet am 24. Februar statt.  mel
 

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