„Die ist noch vollständig aus Metall“ wurde sofort bemerkt, und die genauen Daten der Tender-Lokomotive gingen spontan die Runde. Als aufmerksamer Besucher beim Reparatur Café konnte man durchaus sagen: „Von siebzig auf sieben in null Sekunden“, wenn also bei erwachsenen Männern plötzlich die Augen strahlen und innerhalb den Bruchteil einer Sekunde wieder zu Eisenbahn-spielenden Kindern werden.
„Na schaun mer mal“ war die Aussage von Wulf Heintzenberg, der an diesem Abend als „Eisenbahn-Spezialist“ das Team des Reparatur Cafés ergänzte. Gespannte Augenpaare richteten sich auf die Hände von Wulf Heintzenberg und beobachteten aufmerksam jeden Handgriff des Experten, der Federn wie Kohlen überprüfte und das Gefährt anschließend fast liebevoll auf das bereits aufgebaute Gleis setzte. Ein kurzes ruckeln und zuckeln und tatsächlich, die Lok fährt ihre ersten Zentimeter – nach über dreißig Jahren im Karton. Toll !
Am anderen Ende der Tischreihe steht ein ebenso bemerkenswertes Stück Zeitgeschichte – ein Radio. Aber nicht irgendein Radio, sondern ein „richtiger“ Radio, wie er bei Oma und Opa in der „guten Stube“ stand. Peter Schlegel vom Reparatur-Café widmet sich den „Innereien“ und staunt wie die interessierten Besucher welch umfangreiches Material damals noch verbaut wurde. Der Schaden wurde vom gelernten Meß- und Regeltechniker zwar schnell ausgemacht, aber eine Reparatur konnte an diesem Abend nicht erfolgen, da die Teile für eine richtige Instandsetzung erst besorgt werden müssen. Hier ist wie bei der Reparatur der alten Geräte Kreativität erforderlich, denn für viele Geräte werden keine Originalersatzteile mehr geliefert und der Fachmann findet allerdings Wege, wo der Laie nur staunen kann.
Begeistert ist auch Brigitte Bassenauer die das Reparatur-Café in Hergershausen leitet. Sie ist die Fachfrau für alle Fragen rund um Handarbeiten und Spezialistin für „Upcycling“, also scheinbar nutzlose Gegenstände wieder in neue handgemachte Produkte aufzuarbeiten. Sie ist auch die erste Ansprechpartnerin wenn Fragen zu Nähmaschinen auftauchen und praktische Hilfe angefragt wird „wie nähe ich einen Knopf an“ oder „wie nähe ich einen Reisverschluss richtig ein“. Wobei sie feststellt, dass das Reparatur-Café keine Konkurrenz zu einer Änderungsschneiderei darstelle, sondern man mit Anleitungen „Hilfe zur Selbsthilfe“ gebe.
Das Reparatur-Café bei Herigar, in der alten Schule in Hergershausen, öffnet immer am letzten Mittwoch eines Monats. Von 17 bis 20 Uhr widmen sich dann ehrenamtliche Helfer um defekte Geräte und geben hilfreiche Informationen und Tipps bei Anfragen zu defekten Produkten und Geräten. Bei Rückfragen steht für die Babenhäuser Ehrenamtsagentur (BEA), die das Reparatur-Café ins Leben gerufen hat, Annemarie Gaßmann zur Verfügung. Sie ist während der Öffnungszeiten des Babenhäuser Rathauses unter der Rufnummer 06073/ 60248 erreichbar.
Das Reparatur-Cafè öffnet das nächste Mal am Mittwoch, den 30. Januar 2019. Aufgrund der großen Nachfrage ist dann auch wieder Wulf Heintzenberg anwesend, der sich erneut den (defekten) Schmuckstücken auf Gleisen widmet. hz
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Rubrik: Babenhausen und Umgebung
20.01.2019
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