Ortsbeirat und Freiwillige Feuerwehr Harpertshausen: Historisches und Aktuelles beim 42. Grenzgang

Bürgermeister Achim Knoke und Ortsvorsteherin Dr. Martina Seuß begrüßten viele interessierte Bürger zum mittlerweile 42. Grenzgang in Harpertshausen.

Bereits zum 42. Mal haben der Ortsbeirat und die Freiwillige Feuerwehr in Harpertshausen zum Grenzgang eingeladen. Rund 50 Mitläufer fanden sich dazu am kalten, aber sonnigen Samstagmorgen bei der Linde in der Ortsmitte ein. Ortsvorsteherin Dr. Martina Seuß begrüßte die interessierten Harpertshäuser und freute sich auch über die Teilnahme von Bürgermeister Achim Knoke und Tanja Wöber von Hessenforst, die im Laufe des Rundgangs ebenfalls Wissenswertes aus Stadt und Wald beitragen wollten.

Die Freiwillige Feuerwehr unterstützte die Veranstaltung, indem sie am Startpunkt Hochprozentiges zum Warmwerden anbot und nach dem etwa eineinhalbstündigen Grenzgang im Feuerwehrhaus mit einem deftigen Mittagessen aus der Gulaschkanone und später noch Kaffee und Kuchen aufwartete. Die Jugendfeuerwehr wandte sich an die Teilnehmer mit der Schätzfrage, wie viele Liter an Getränken im vergangenen Jahr bei diversen Festen mit Feuerwehrbeteiligung in Harpertshausen konsumiert wurden.
In ihrer kleinen Rede bezog Seuß sich auf Begebenheiten aus dem Jahre 1970, das als „Europäisches Naturschutzjahr“ deklariert war. Während damals im Fernsehen der erste „Tatort“ ausgestrahlt wurde, wurde vom Deutschen Sportbund die „Trimm-Dich“-Bewegung ins Leben gerufen. Die ersten Farbfernseher kamen auf den Markt und bei der WM wurde die „Rote Karte“ eingeführt. Diese trug der Schiedsrichter in seiner Gesäßtasche, damit die Zuschauer zuhause an den Schwarz-weiß-Geräten sie von der aus der Brusttasche gezückten „Gelben Karte“ unterscheiden konnten. Dieser Umstand führte übrigens zu der viel zitierten „Arschkarte“.
Zu den Errungenschaften des vergangenen Jahres gehörte zweifelsohne die Eröffnung des Waldkindergartens in Harpertshausen, der am 18. November mit 13 Kindern an den Start ging. Als schlechte Nachricht aus dem Rathaus verbuchte Seuß hingegen die Streichung der Zuschüsse für das kleine Freibad des Ortsteils. Klaus Kurbel hatte aus diesem Anlass eine Unterschriftensammlung initiiert, die mit der Bitte um den Fortbestand des Bades an den Magistrat gehen soll. Er gab die Liste in die Runde und hofft auf viele Unterschriften der Dorfbevölkerung.
Bürgermeister Achim Knoke bedankte sich im Namen des Bauhofs bei den Harpertshäuser Bürgern, die bei den städtischen Arbeitern als der „reinlichste Ortsteil“ bekannt seien. Auch er freue sich stets auf seine Besuche in Harpertshausen, betonte er gutgelaunt.
Unterwegs kamen die Wanderer an etlichen Stellen in Wald und Flur vorbei, die Försterin Tanja Wöber nutzte, um anschaulich über die Verkehrssicherungspflicht der Eigentümer zu informieren. Für Wege und Straßen mit öffentlichen Anliegern sei Hessen Mobil zweimal im Jahr kontrollierend unterwegs. Gefahrenträchtiger Baumbestand werde dabei mit roten Bändern gekennzeichnet und zeitnah von Hessenforst entfernt. Private Eigentümer haften ebenfalls für eventuell ausgehende Gefahren, stünden jedoch selbst in der Kontrollpflicht. Am Weg entlang der Grenze zwischen Langstadt und Harpertshausen wies Wöber auf etliche dicke Eichen und Buchen hin, die markiert waren und demnächst gefällt werden müssten, da sie den Klima-Strapazen der letzten Jahre nicht gewachsen waren. Die Naturverjüngung durch Neubepflanzung werde zeitnah durchgeführt, wobei man auf besonders widerstandsfähige Pflanzen achten werde. In der „Hisslache“ werden größtenteils nordamerikanische Robinien gepflanzt, da sie mit Trockenheit gut zurechtkämen. Ihr zähes und elastisches Holz sei sehr wertvoll, denn der ungerade Wuchs könne mit den technischen Möglichkeiten der holzverarbeitenden Industrie heutzutage sehr gut zu Leimbindern verarbeitet werden. Der Klimawandel ziehe weite Kreise, die mehr als „nur“ die Natur beeinflussten, führte Wöber in diesem Zusammenhang aus. Bienen erfreuten sich ebenfalls an den schönen weißen Blüten der Robinie, die auch als „Scheinakazie“ bezeichnet würde und der eigentliche Lieferant für sogenannten Akazienhonig sei. Da jedoch nur maximal 20 Prozent der Aufholzung mit fremdländischen Baumarten erfolgen dürfe, seien die tiefwurzelnden Stiel- und Traubeneichen die einheimischen Favoriten, denn die Zukunft werde regelmäßig heiße und trockene Sommer bescheren. Aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald bliebe kaum Zeit für die regelmäßigen Pflegearbeiten im Forst, klagte die Forstexpertin. Während die Anfälligkeit von Fichten schon lange bekannt sei, hätten mittlerweile sämtliche Baumarten unter den geänderten Bedingungen gelitten, schloss Wöber ihren interessanten Vortrag.       wna

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