Freiwillige Feuerwehr und Ortsbeirat Harpertshausen: 2018 war ein katastrophales Jahr für die Forstwirtschaft

Ortsvorsteherin Dr. Martina Seuss und Magistratsmitglied Wulf Heintzenberg (Mitte) wanderten die knapp zweistündige Wegstrecke entlang der „Altheim-Route“ mit. Unterwegs und im Anschluss sorgte die Feuerwehr für eine köstliche Verpflegung.

Zum 41. Mal luden der Ortsbeirat und die Freiwillige Feuerwehr die Harpertshäuser Bürger und andere Interessierte zum traditionellen Grenzgang ein. Trotz nasskalter Witterung konnte Ortsvorsteherin Dr. Martina Seuss rund 40 wetterfest gekleidete Mitläufer an der Linde in der Ortsmitte begrüßen. Sie fasste in wenigen Worten zusammen, was sich im letzten Jahr im kleinsten Ortsteil von Babenhausen getan hatte.

Hauptthema war sicher die Sanierung der Raiffeisenstraße, die mittlerweile erfolgreich abgeschlossen ist und auf deren finale Abrechnung man nun warte. Die Kirchensanierung sei in vollem Gange und werde wohl erst im kommenden Jahr zum Abschluss kommen. An den Ortseingängen seien wieder Geschwindigkeitsanzeigen installiert worden und zu Weihnachten habe es auch wieder einen Weihnachtsbaum gegeben. Der genehmigungsfreie Haushalt für 2019 sorge dafür, dass in diesem Jahr wieder einige Dinge möglich seien, die in den vergangenen Jahren auf Eis lagen. Hier wies die Ortsbeirätin vor allem auf die Seniorennachmittage hin, die von der Stadt wieder unterstützt werden können. „Aus dem Vollen schöpfen“ sei aber weiterhin nicht möglich. Was sich vor 41 Jahren in der Welt getan hätte, umriss sie auch mit Stichworten wie „VW Golf läutete neue Ära ein“, „Dirk Nowitzki und Adel Tawil wurden geboren und Theo Lingen starb“. „Dollarschwäche“ und „Drei-Päpste-Jahr“ und die „Weltrekord-Bogenschützin aus Babenhausen“, ließen so manchen der älteren Zuhörer nicken. Dass im Jahr 1978 auch das DRK-Heim durch die Bürgerschaft errichtet wurde und Harpertshausen im Zuge der Ortsverschönerung in Gesamthessen den 4. Platz belegte, wusste Kurt Kratz zu ergänzen. Auch im letzten Jahr sei Einiges für ein schönes Erscheinungsbild des Ortes geschehen: so hoffe man im Frühling auf rund 1000 blühende Krokusse auf dem Wittmunder Platz und mit rund 7000 Narzissen sei das Band zwischen Harpertshausen und Langstadt verdichtet worden. Nach dem Sturm „Fabienne“ hätten im Ort alle gemeinsam für eine schnelle und unbürokratische Beseitigung der Sturmschäden gesorgt, worauf man sehr stolz sein könne, schloss Dr. Seuss.
Bevor es nun endlich losgehen konnte, richtete Wulf Heintzenberg liebe Grüße von Bürgermeister Achim Knoke aus, der leider gesundheitlich verhindert war. Vorsichtshalber habe Heintzenberg sich zwar mit Regenschirm bewaffnet, aber er hoffe natürlich, dass diese Prophylaxe nicht zum Einsatz kommen müsse. Der Streckenverlauf sei wegen Bruchholz am Waldesrand leicht modifiziert worden und wäre nun etwas kürzer. Die Wanderer schien das nicht zu stören, solange die zwei geplanten Zwischenstopps nicht betroffen seien, bei denen die Feuerwehr für Verpflegung sorgte. Gegen 12 Uhr wurden die durchgefrorenen Grenzgänger im Feuerwehrhaus mit warmen Mittagessen, sowie Kaffee und Kuchen erwartet.
Während im Hintergrund eine Bildershow mit Fotos aus dem Dorfleben vom vergangenen Jahr abgespielt wurde, gab es auch die Auflösung des Schätzspieles, das die Jugendfeuerwehr durchgeführt hatte. Mit einer Dose waren sie beim Rundgang mitgelaufen und jeder hatte die Möglichkeit, einen Schätzwert abzugeben, wie viele Schrauben sich in dem Behälter befanden. Das erwies sich als gar nicht so einfach, da auch Nägel untergemischt waren.
Unterwegs gab es aber auch viele Informationen durch die Revierförsterin Tanja Wöber. Sie zeigte auf, welch katastrophale Auswirkungen der „Jahrhundertsommer 2018“ auf die Wälder hatte. Die viel zu trockene und heiße Witterung setzte die Bäume unter starken Stress und als dann Ende September „Fabienne“ durch Deutschland fegte, legte sie eine Schneise der Verwüstung in die Wälder rund um Babenhausen. Besonders schlimm habe es die Flächen zwischen Babenhausen, Schaafheim und Langstadt getroffen, aber auch Harpertshausens Gemarkung war nicht verschont geblieben. Südlich von Harpertshausen (in der Aue) seien viele sehr alte Eichen abgebrochen. Die Stümpfe müssten aus Gründen der Verkehrssicherung abgemacht werden, obwohl das Holz entwertet sei. Einzelne Bruchstümpfe blieben jedoch wegen Spechthöhlen stehen. Für die Stadt bedeutet der Sturm einen erheblichen Vermögensverlust. Durch die Vorschädigung, die der Wassermangel im Vorjahr hervorrief, und durch den bislang viel zu milden Winter bekäme jetzt auch ein Pilz die Oberhand, der vor allem Kiefern schädige: der Diplodia Pinea. Er rufe ein Triebsterben hervor, das fast über Nacht durch rotbraune Nadeln an den Kiefern sichtbar werde. Sowohl jüngere als auch ältere Kiefern könnten dem Pilz zum Opfer fallen. Abgestorbene Triebe und Knospen könnten schnell auch zum Absterben ganzer Äste bis hin zum Totalausfall von Bäumen führen. Latent sei der Pilz schon immer vorhanden und führe in normaler Ausprägung zu der bekannten, aber wenig dramatischen Blaufäule im Splintholz von Kiefern. Gestresste Bäume hätten aber nicht genügend Widerstandskraft und so sterbe das Holz ab. Noch sei der Befall nicht flächig, aber doch schon auffallend, wie Wöber bedauernd ausführt. Milde, feuchte Winter und trockene, heiße Sommer würden die Ausbreitung des Pilzes begünstigen.
Bei einem Grenzgang kann man also Vieles lernen und der Blick wird durch die fachlichen Vorträge für Details geschärft, die bei einem gewöhnlichen Spaziergang womöglich nie auffallen würden.    kb

 

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