Der junge Mann leistete seinen siebenmonatigen Freiwilligendienst im Waldkindergarten in Brensbach und in den Evangelischen Kindergärten in Reichelsheim und Fränkisch-Crumbach. Zudem half er an der Georg-August-Zinn-Schule in der Teestube mit, einem Raum für Begegnung, Gespräch und Spiel, und unterstützte in der Englischklasse. An der GAZ besuchte er auch selbst einen Deutschkurs. Der Freiwilligendienst fand im Rahmen des Süd-Nord-Austausches vom ökumenischen Jugendfreiwilligendienst des EMS (Evangelische Mission in Solidarität) statt und ist ein gemeinsames Projekt von EMS, Evangelischem Dekanat Vorderer Odenwald und den Kirchengemeinden Reichelsheim und Fränkisch-Crumbach. Grant Hendricks gehört in Kapstadt zur Moravian Church, der Herrnhuter Brüdergemeine Südafrika, zu der das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald seit 30 Jahren eine intensive Partnerschaft pflegt.
Mit dem Hessenticket unterwegs
Sein Deutsch ist mittlerweile so gut, dass das Gespräch problemlos auf Deutsch geführt werden kann. Wie war die Zeit in Deutschland? Was hat er erlebt? Wie ist es, aus der Millionen-Metropole Kapstadt ins beschauliche Gersprenztal zu kommen? „It was great“, sagt Grant Hendricks, „es war großartig.“ Die ersten drei Monate waren wegen der Sprache etwas schwierig, aber dann ging’s. Er habe ein wunderbares Osterfest gefeiert und neue Erfahrungen gesammelt. Während er sonst mit der Familie in Elim feierte, einer ehemaligen Missionsstation, die nahe Kapstadt 1824 von deutschen Brüdern der Herrnhuter Brüdergemeine gegründet worden war, besuchte er nun die Osternacht in Reichelsheim und den Gottesdienst. Den Brauch, nach dem Gottesdienst Osterhasen zu suchen, hat Nina Nicklas-Bergmann, Pfarrerin in Fränkisch-Crumbach, von ihm übernommen.
Geburtstag auf dem Jugendkirchentag
Grant war viel unterwegs, zum Beispiel auf dem Jugendkirchentag in Weilburg, wo er auch seinen 22. Geburtstag feierte, bei der Dekanatsveranstaltung „Rock the Church“ in Groß-Umstadt, mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Jens Zimmermann in Berlin. Höhepunkte seines Aufenthalts waren die EMS-Treffen in Berlin und Stuttgart, bei denen Freiwillige aus Südafrika, Südkorea, Malaysia, Indonesien und Deutschland zusammenkamen.
Die ländliche Region sei kein Problem gewesen, erzählt Grant. Von Reichelsheim aus sei er in eineinhalb Stunden in Frankfurt, in Kapstadt benötige er oft mehr Zeit. Mit seinem Hessenticket hat er sich verschiedene Städte in der Umgebung angeschaut – Frankfurt, Aschaffenburg, Mainz, Wiesbaden, Heidelberg, Mannheim. Auch Herrnhut, die „Mutterstadt“ seiner Kirche konnte er besuchen, zusammen mit einer Delegation aus Kapstadt, die im Mai im Dekanat Vorderer Odenwald zu Besuch war. Grant hat Volleyball gespielt, am Gemeindeleben teilgenommen, im Jugendchor gesungen, das internationale Café in Reichelsheim des Öfteren besucht und die christliche Jugendgruppe in Brensbach. Zudem half er Pfarrerin Nina Nicklas-Bergmann, die mit Kindern in Fränkisch-Crumbach ein Feld bestellt, das zum Erntedankfest abgeerntet wird, beim Wässern. Für die Zeit seines Aufenthaltes haben ihn drei Gastfamilien aufgenommen, in denen er sich sehr wohlgefühlt hat.
Religion – hier privat, dort öffentlich
Grant Hendricks studiert in Kapstadt Informatik und lebt dort mit seinen Eltern und der Oma zusammen. Die Familie geht oft in die Kirche, er selbst engagiert sich in der Moravian Church als Kindergottesdienstlehrer. Abenteuerlust war ein Antrieb für den Freiwilligenaustausch, er habe sich aber auch die Kinder- und Jugendarbeit anschauen wollen, um die neu gewonnenen Erfahrungen zu Hause anzuwenden. Von klein auf engagiert sich der 22-Jährige in der Kirche, bei den Moravians besuchen meist die kompletten Familien die Gottesdienste und helfen mit. „Hier ist die Religion etwas Persönliches – privat, in Südafrika ist die Religion öffentlich – man bekennt sich zu seinem Christsein“, sagt er. Überhaupt werde dort die Religionszugehörigkeit offener gehandhabt, Menschen unterschiedlichen Glaubens feierten miteinander.
Wenn es Ende des Monats zurück nach Kapstadt geht, freut sich Grant schon aufs Essen, am meisten auf Potjiekos, einem Eintopf, der auf dem Feuer gekocht wird, und auf Gatsby, ein riesiger Sandwich für mehrere Personen, der mit Pommes, Steak, Fisch und anderem belegt werden kann. Sein Lieblingsessen in Deutschland? „Maultaschen.“ Grant nimmt mehr als 2000 Fotos mit nach Hause und sein Video-Tagebuch, in dem er seine Eindrücke festgehalten hat. Die Mitbringsel sind schon gekauft – darunter Apfelwein, Schokolade, eine Puppe und verschiedene Souvenirs. Eine Rückkehr nach Deutschland ist nicht ausgeschlossen: Bis Februar arbeitet er bei einer Telefongesellschaft, dann studiert er weiter. In voraussichtlich zwei Jahren ist er fertig und überlegt schon jetzt, ob er dann seinen Master in Deutschland macht.
(S.Rummel)
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