Kerb in Sickenhofen: Kleiner, aber feiner traditioneller Umzug

Hoch auf dem blauen Wagen des Ortsverschönerungsvereins fuhr Ortsvorsteher Friedel Sahm ganz vorne mit beim kleinen Festumzug, an dem sich alle örtlichen Vereine mit Fußgruppen oder Wagen beteiligten. Dabeisein ist eine Sache der Ehre!

Damit die zahlreichen Zuschauer nicht so lange in der prallen Sonne stehen mussten, wurde die Zugstrecke am Sonntagnachmittag in Sickenhofen kurzerhand um zwei Schleifen durch die Wohnbebauung abgekürzt. Wer da nicht strategisch positioniert war, konnte also auch leer ausgehen. Entlang der Hauptstraße marschierten jedoch einige Zugnummern vom Startpunkt auf dem Sportplatz bis zum Festplatz vor der Friedel-Wiesinger-Halle. Allen voran mit schwungvoller Marschmusik der evangelische Posaunenchor aus Langstadt, der auch im Festzelt den Nachmittag und Abend musikalisch begleitete.

Seit vergangenem Jahr findet die Kerb wieder mitten im Ort statt, wo sie auch hingehört. Das große Zelt verdeckt die „marode Halle“, die in diesem Jahr für Schlagzeilen sorgte und deshalb auch nicht in der Kerbred fehlen durfte. Achim Frankenberger, der den Kerbvadder zum dritten Mal darstellte, hatte auch sonst noch so manches Schmankerl zu bieten in seiner als „aktuellste Kerbred in ganz Hessen, ganz Deutschland oder sogar in ganz Europa“ gepriesenen Rede. Hatte er doch am Vorabend nur 14 Sprüche, so wurde ihm beim „Rock im Hof“ der Familie Scheuermann noch so manche Idee zugetragen, die er am Morgen handschriftlich in seine Notizen einfügte.
Von der neuen Ampelschaltung, die die Langstädter Fußgänger von Sickenhofen fernhalten soll, über das Unkraut, das der städtische Sparzwang sprießen lässt, bis hin zu der langen Leitung der Hergershäuser, die die Telekom in großen Löchern vergraben will, bekamen viele kleine Sticheleien zu hören. Aber auch einige kuriose Feuerwehreinsätze ließ der Stadtbrandinspektor aufblühen: so ging es um den mysteriösen Autounfall nach dem Seebeben, der ganz ohne Fahrer immerhin einigen Bäumen das Leben kostete und auch der nächtliche Einsatz zur Tierrettung war ein paar humorige Zeilen wert, als ein Wellensittich sich in der häuslichen Nachttischlampe verklemmt hatte. Mit dem gemeinsam gesungenen Sickenhöfer Kerblied schloss der Kerbvadder seinen Vortrag und wünschte allen Gästen noch schöne Stunden auf der Kerb.
Die Veranstaltung hatte auch einiges zu bieten: Eine kleine Bimmelbahn erfüllte den sehnlichen Wunsch vieler Sickenhöfer nach einer eigenen Bahnhaltestelle sogar mitten im Ort. Ein Box Champion-Gerät lud zum Kräftemessen ein, Dosenwerfen und Schießstand, süße Crepes und ein Worschtwagen waren auch vertreten. Von den teilnehmenden Vereinen wurden eine Kuchentheke (TV Sickenhofen), Waffeln vom Ortsverschönerungsverein, der Getränkestand vom Karnevalverein und der Bierwagen durch die SV Sickenhofen betrieben. Dem Vereinsgremium, der die Gesamtorga- nisation des Traditionsfestes übernommen hatte, gehören außerdem noch die Feuerwehr, der Angelsport und der Elferrat an. Durch Feste wie dieses würde der Gemeinschaftssinn eines Ortes gestärkt, wie Achim Frankenberger betonte.
So eine Kerb hält den kleinen Ortsteil für drei Tage fest in der Hand: neben der Samstagsveranstaltung, die vor zwei Jahren wieder aufgelegt wurde und bei der „Duodix“ rund 180 Gäste aller Altersklassen bestens unterhielt, gibt es den Sonntag mit Zeltgottesdienst, Umzug und Festbetrieb bis in den Abend und dann am Montag noch den Frühschoppen mit dem beliebten Haspelessen als Ausklang. Über 160 Portionen würden allein schon von Firmen vorbestellt, und durch großzügige Getränkespenden gebe es vergünstigtes Bier. Diese Getränkespenden decken auch einen großen Teil der Unkosten, die für Zeltmiete oder Gema-Gebühren etc. anfielen, und dafür sei das Vereinsgremium sehr dankbar.
Da die Veranstalter auch dieses Jahr mit bestem Sommerwetter gesegnet waren, wird die 2017er Kerb in sehr guter Erinnerung bleiben.     kb

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