Es war am Sonntag nach Weihnachten, als sich während des Läutens plötzlich der Ton der kleinsten Glocke der Babenhäuser Stadtkirche veränderte. Es habe „bäng“ gemacht, dann habe die Glocke plötzlich „blechern gescheppert“, berichtet Kirchenvorstandsvorsitzender Christoph Kleinert, der an diesem Tag als Küster im Einsatz war.
632 Jahre lang hat die Glocke gehalten, nun hat sie einen Riss und wurde außer Betrieb genommen. „Jetzt läutet an ihrer Stelle die, die sonst nur zum Vaterunser genommen wird“, sagt Christoph Kleinert. Babenhausens Stadtkirche hat fünf Glocken, die auf unterschiedlichen Ebenen angeordnet sind und zusammen ein Gewicht von 2,6 Tonnen haben. Die größte Glocke stammt aus dem Jahr 1955 – in diesem Jahr wurden drei Glocken gegossen und eingesetzt – mit einem Durchmesser von 1,18 Metern und einem Gewicht von 940 Kilo. Die kleinste Glocke stammt aus dem Jahr 1383, hat einen Durchmesser von 72 Zentimeter und wiegt 200 Kilo.
Wann welche Glocke erklingt, ist in der Läuteordnung festgeschrieben. Die kaputte Glocke mit der Inschrift „Wenn ich fromm erklinge, gedenke deines Volkes, Maria!“ hat den höchsten Ton – das Es; sie wird eine Stunde vor dem Gottesdienst geläutet und natürlich im Gesamtläuten.
Die Kirchengemeinde meldete dem Glockensachverständigen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) den Schaden. Die Firma Höckel und Schneider, die sich um Glocken und Kirchturmuhren kümmert, wurde informiert und zusammen mit dem Architekten die Vorgehensweise besprochen. Die Reparaturkosten belaufen sich laut Kleinert auf geschätzte 10.000 bis 14.000 Euro. Was vor allem damit zu tun hat, dass der Ausbau kompliziert ist.
Ein Kran muss kommen, um die Glocke nach unten zu bringen. Dafür muss das Dach abgedeckt und die Treppe im engen Glockenturm ausgebaut werden. Die Glocke wird zur Reparatur nach Holland gebracht, wo sie gereinigt, eingepackt, aufgeheizt, geschweißt und wieder ausgepackt wird. Am Dienstag nach Pfingsten soll die Glocke geholt werden. Kleinert geht davon aus, dass die Reparatur mindestens acht Wochen dauert. Die Kosten dafür muss die Kirchengemeinde aufbringen; Spenden werden gerne entgegengenommen.
Die Stadtkirche Babenhausen ist eine mittelalterliche Kirche. Von 2001 bis 2006 wurde sie aufwendig renoviert.
(Text/Fotos: S. Rummel)
Rubrik: Babenhausen und Umgebung
07.05.2015
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