Orte des Erinnerns und Erlebens

Friedhofsroute im Landkreis Darmstadt-Dieburg eröffnet – Träger ist das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald

Der Friedhof in Schaafheim mit seinem Ehrenhain für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs ist Teil der Friedhofsroute Darmstadt-Dieburg, die jetzt eröffnet wurde. (Foto:  Evangelisches Dekanat Vorderer Odenwald)

Zwei Jahre lang haben Evangelisches Dekanat Vorderer Odenwald, Regionalmanagement, Untere Denkmalschutzbehörde und Ehrenamtliche  an der Friedhofsroute „Gärten der Erinnerung“ gearbeitet. Am Samstag vor dem Ewigkeitssonntag wurde sie eröffnet.

Die milde Novembersonne lässt das Laub leuchten. Schlichte Erinnerungskreuze  verteilen sich auf der Wiese neben der evangelischen Kirche in Schaafheim. Der Ehrenhain gedenkt der Gefallenen des Ersten Weltkriegs und ist eine Besonderheit des Friedhofs in Schaafheim. Neben 25 anderen Friedhöfen des Landkreises Darmstadt-Dieburg, darunter auch die jüdischen in Dieburg, Groß-Bieberau, Sickenhofen und Babenhausen,  ist er Teil der Friedhofsroute „Gärten der Erinnerung“, die am Samstag in Schaafheim eröffnet wurde. Zwei Jahre lang haben Evangelisches Dekanat Vorderer Odenwald, Regionalmanagement, Untere Denkmalschutzbehörde und Ehrenamtliche an der Friedhofsroute gearbeitet.
Kreisdenkmalpflegerin Angela Exo hatte 2010 die Idee einer solchen Route und ging damit zum Regionalmanagement. Das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald übernahm schließlich Ende 2012 die Trägerschaft. „Es gibt Friedhöfe, die sind uns zu Schätzen geworden“, sagte Annette Claar-Kreh, Referentin für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat. Der Friedhof als letzte Ruhestätte, als Ort der Trauer und der Begegnung, als Zeugnis der Kultur und der Geschichte eines Ortes. Fast jeder Friedhof hat etwas Besonderes: In Ober-Ramstadt etwa gibt es – einzigartig im Kreis – noch einen kirchlichen Teil. In Rohrbach wird die Geschichte der Waldenser spürbar. Auf dem Friedhof im katholischen Dieburg sind viele Mönche, Nonnen und Pfarrer begraben. Der Friedpark in Nieder-Modau wurde in jüngster Zeit von einer Landschaftsarchitektin gestaltet. „Beispielhaft“, nannte Angela Exo das bei ihrer Präsentation.
„Wir hoffen, dass Menschen, die die Orte besuchen, auch Antworten finden für das eigene Sterben“, sagte Annette Claar-Kreh. Für Martina Rosanski vom Regionalmanagement ist es eine wünschenswerte Vorstellung, dass Menschen, die mit dem Fahrrad im Landkreis unterwegs sind, anhalten und die Friedhöfe anschauen: „Diese Friedhöfe sind wirklich für die Öffentlichkeit gedacht, das wollten wir herausheben.“
Ihm gefalle die Bezeichnung „Garten der Erinnerung“ als Synonym zum herkömmlichen Wort Friedhof, sagte Dekan Joachim Meyer, „denn das ist ein Friedhof: ein Garten der Erinnerung.“ Friedhöfe seien besondere Orte, hier berührten sich Trauer und Dankbarkeit, Schmerz und Freude, hier träfen sich Zeit und Ewigkeit, Himmel und Erde, Vergangenheit und Gegenwart, Leben und Tod. „Friedhöfe sind Orte von Grenzerfahrungen“, so Meyer.
Er selbst sei häufiger auf dem Friedhof, weil er das Grab seiner Eltern und Großeltern pflege, schilderte Landrat Klaus Peter Schellhaas sein persönliches Erleben. „Die Begrenzung des eigenen Lebens wird einem bewusst“, so Schellhaas. „Ich habe gemerkt, dass mir die Zeit, die ich dort verbringe, immer wertvoller wird, weil es automatisch geschieht, dass ich mich erinnere.“ Erinnern sei auch Lernen – und  Friedhöfe wie etwa die Kriegsgräberstätte in Brandau ein „Mahnmal“. Die Grabsteine bezeugten ein fast vergessenes Handwerk. „Was man mir aber nicht erklären kann, ist, warum man nicht Grabsteine aus den eigenen Steinbrüchen holt, statt aus China und Südamerika“, sagte der Landrat.
Künftig werden Hinweistafeln an den Eingängen und Flyer auf die Besonderheiten der beteiligten Friedhöfe aufmerksam machen. Sie sind ein Geschenk an die Kommunen und wurden möglich durch Mittel des Dekanats und Spenden der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Dieburg, der EKHN-Stiftung, dem bischöflichen Ordinariat, der Stiftung Andere Zeiten e.V. und der Merck Rest-Cent-Aktion.  „Es  ist ein herausragendes Projekt, das wir gerne gefördert haben“, sagte Manfred Neßler, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dieburg, als er den Spendenscheck über 5000 Euro übergab. Ein besonderer Dank ging bei der Eröffnung, die vom Schaafheimer Bläserchor und Renate Filip am Klavier begleitet wurde, an die vielen Ehrenamtlichen, die ihr Wissen und ihre Zeit eingebracht haben. Im kommenden Jahr soll es eine Broschüre und eine Tour zu einzelnen Stationen geben. Zudem können sich weitere Friedhöfe an der Route beteiligen.    S. Rummel

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