Jeder, der schon einmal umgezogen ist, weiß um den Aufwand und die Anstrengungen, die damit verbunden sind. Umso erstaunlicher ist es, dass der Umzug der Babenhäuser Privatbrauerei Michelsbräu von ihrem Stammsitz in der Fahrstraße in das neue Domizil an der Darmstädter Straße (B26) still und nahezu unbemerkt vonstatten ging.
Seit einer Woche wird der Vertrieb der Michelsbräu-Biere vom neuen Standort aus organisiert. Die Brauerei hat sich an der Darmstädter Straße in Lager- und Büroräume des Bauunternehmens Aumann eingemietet. Das etwa 6000 Quadratmeter große einstige Michelsbräu-Gelände mit dem 1899 errichteten Sudhaus hat die Privatbrauerei an das Unternehmen Aumann verkauft.
Schon seit knapp vier Jahren wird in Babenhausen kein Bier mehr gebraut. Die Produkte unter der Marke Michelsbräu werden seit Ende 2011 in der Brauerei in Arnstein hergestellt. Der Vertrieb bleibt aber in Babenhausen. Obwohl es für das Unternehmen ein Jubiläumsjahr ist – die Brauerei wurde 1815 gegründet – hat Michelsbräu auf eine 200-Jahr-Feier verzichtet.
„Das Jahr 2015 war geprägt vom Verkauf des Geländes in der Fahrstraße und dem Umzug an den neuen Standort“, sagte Firmeninhaberin Susan Schubert am Freitagabend zur Eröffnung des traditionellen Bockbieranstichs auf dem Babenhäuser Marktplatz. Zwar sei alles reibungslos verlaufen. Etwas Wehmut und Abschiedsschmerz seien dennoch spürbar gewesen.
Nach der Einstellung des Braubetriebs war die Aufgabe des alten Standorts eine logische Folge. Zudem sei die Stückelung des Areals in der Fahrstraße mit zwei Einfahrten, Büro- und Abfüllgebäude, Lagerhallen und Sudhaus ungünstig gewesen, sagte Reiner Strohfuß, Prokurist der Michelsbräu. Auch für den Lieferverkehr sei die Lage an der B26 besser als in der Kernstadt.
Zwar interessierten sich am Freitagabend viele Gäste für die Veränderungen innerhalb der Brauerei, doch im Mittelpunkt stand ein Produkt, das es nur für kurze Zeit gibt und auf das sich Freunde des Gerstensafts jedes Jahr auf Neue freuen. Das Starkbier mit dem maskulin klingenden Namen „Hexator“ ist das gehaltvolle Pendant zum Exportbier „Hexe“. Die Hexator-Saison wird stets Mitte Oktober auf dem Babenhäuser Marktplatz eröffnet, immer begleitet von Blasmusik und Fackelschein.
Seit einigen Jahren haben Kinder die Aufgabe, die Fackeln zu tragen. Annika ist die Enkelin des ehemaligen Wirts der Gaststätte „Hanauer Tor“, in der nach dem Bieranstich eine Hexator-Party steigt. Sie ist mit ihren neun Jahren schon ein alter Hase, beleuchtet bereits zum dritten Mal die Szenerie, wenn der Bürgermeister der Stadt das Bierfass ansticht. Für Rathauschef Achim Knoke ist es hingegen eine Premiere – eine, die gelingt. Nur einen Versuch braucht Knoke, damit der Zapfhahn sitzt, etwa 100 Liter Hexator in die Bierkrüge fließen können. mel
Rubrik: Babenhausen und Umgebung
19.10.2015
Kommentare