Pop und Poesie: „Sting meets Rilke” in der Stadtmühle

Das dreiköpfige Musikerensemble „Absolute live“ mit Frontfrau Lynn Haetzel in der Stadtmühle.

„Sting meets Rilke“ – unter diesem Titel luden Literaturfreund Uwe Friedrich und das Musikerensemble „Absolute live“ am Wochenende in die Stadtmühle. Bei der Veranstaltung am Samstagabend sowie bei der Matinee am Sonntagvormittag genossen die Besucher im historischen Ambiente der Stadtmühle jeweils etwa zwei Stunden eine gelungene Verbindung von Pop und Poesie.

Uwe Friedrich hielt ein beeindruckendes Repertoire an Geschichten und Gedichten bekannter Lyriker bereit, jeweils abgestimmt auf die musikalischen Beiträge. So geht es im Gedicht „Leonce und Lena“ von Georg Büchner nicht zuletzt um die innere Zerrissenheit der Akteure. Ebenso wie im Song „Free fallin´“ von Tom Petty, der von starken Gegensätzen und Konflikten in seiner Heimatstadt Los Angeles singt.
Wie die eigentlich tragischen Gedichte und Prosatexte in schöne Worte verpackt sind, so ist es oft auch bei Liedern, besonders solchen in einer fremden Sprache, sagte Sängerin Lynn Haetzel. „Meist genießt man nur die wohlklingenden Melodien und achtet dabei nicht so sehr auf den Text. Es lohnt sich aber, genauer hinzuhören, denn die Lieder sagen oft viel über den Künstler sowie über gesellschaftliche oder persönliche Beziehungen.“ Mit Daniel Dietmann am Keyboard und Jan Palkoska am Schlagzeug adaptierte Lynn Haetzel den gleichermaßen beschwingten wie etwas melancholischen Song von Tom Petty.
Uwe Friedrich spannte danach gekonnt den Bogen zum vielleicht bekanntesten Gedicht von Berthold Brecht – „Erinnerung an die Maria A.“. Allein mit diesem einen wundersamen Gedicht hätte sich Brecht in den Poeten-Olymp schreiben können, schrieb einmal der Literaturkritiker Fritz J. Raddatz, sagte Friedrich, bevor er das „wundersame“ Gedicht auf eine so gefühlvolle Weise vortrug, dass es Berthold Brecht sicher ebenso gefallen hätte wie dem Publikum in der Stadtmühle.
Die Vergänglichkeit als zentrales Thema des Gedichts diente als Überleitung zum Song der Band „Train“, das der Sänger der Gruppe, Pat Monahan, nach dem Tod seiner Mutter geschrieben hatte. „Drops of Jupiter“ habe einige spirituelle Elemente, sagte Lynn Haetzel, wovon sich die Gäste daraufhin selbst überzeugen konnten.
Und Sting und Rilke? Sie kamen natürlich ebenfalls zu Wort, jeder auf seine Weise – als Pop und Poesie.      mel

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