Freiwillige Feuerwehr Sickenhofen: Mit wildem Freudentoben liefen die Feuerwehrleute durch die Straßen ...

Vor der Kirche sammelten sich am ersten Sonntag im Januar rund 40 lauffreudige Sickenhöfer, um den traditionellen Waldspaziergang zu starten. Vorsitzender Norbert Kolb hatte in diesem Jahr Interessantes zur Brandbekämpfung im mittelalterlichen Frankfurt zusammengestellt.

... nein – nicht in Sickenhofen, aber damals im Mittelalter in Frankfurt! So jedenfalls heißt es in den Quellen, aus denen der Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr, Norbert Kolb, die Fakten zu seinem kleinen historischen Vortrag nahm.

Für den traditionellen Waldspaziergang am ersten Sonntag des Jahres hatte er einen kleinen Rückblick in die Organisation des kommunalen Löschwesens vorbereitet, heutzutage auch gerne als „Risikomanagement“ bezeichnet.
Am Beispiel der Stadt Frankfurt schilderte er ein paar historisch belegte Situationen, die er aus einer „Depeche zur Gründung der Berufsfeuerwehr“ entnommen hatte. Dabei griff er bis ins Jahr 1390 zurück, in dem bereits eine behördliche Feuerschau für Frankfurt belegt ist. Die erste Feuerordnung der Stadt erschien 1439, doch erst nach einigen großen Katastrophen, dem „Großen Judenbrand“ von 1711 und dem „großen Christenbrand“ 1719 erschien im Jahre 1728 endlich eine verbesserte Feuer-Ordnung. Die Brandbekämpfung wurde in Frankfurt damals auf verschiedenste Weise organisiert, indem man alle erwachsenen Einwohner zur Hilfeleistung verpflichtete und die vorhandenen Spritzen etwa einzelnen Quartieren oder Handwerkszünften zuordnete. Eine große Rolle spielte damals aber auch das sogenannte Bürgermilitär. 1812 wurde das Frankfurter Löschbataillon mit einer Stärke von 700 Mann erschaffen, das neben der 3.000-köpfigen Pflichtfeuerwehr zur Brandlöschung gerufen wurde. Damit glaubte der Magistrat, die Brandbekämpfung hinreichend abgesichert zu haben. Jedoch führten das „tummultarische Verfahren“ beim Löschen oft zu mehr Wasser- als Brandschäden und das „wilde Zusammenströmen der Volksmasse“ begünstigte „Unfug aller Art und Diebstahl bei Feuer“ doch sehr. Ebenso roh war auch „das wilde Freudentoben nach gelöschtem Brand“, wenn „eine wilde Rotte“ die Straßen durchrannte. Deshalb wurde 1849 die Bürgerwehr außer Dienst gesetzt und nur das unentbehrliche Löschbataillon verblieb in seiner Funktion. Obgleich schon damals der Ruf nach einer Berufswehr laut wurde, konnte dies aus Kostengründen noch viele Jahre nicht umgesetzt werden.
Dem mittelalterlichen Durcheinander haben sich die Berufswehren und vielen Freiwilligen Feuerwehren in Form von gemeinnützigen Vereinen längst entzogen und sind heute mit modernen Geräten zu stets einsatzbereiten schlagkräftigen Einrichtungen geworden.
Mit dieser mit witzigen Anekdoten gespickten Rede schickte Kolb die rund 40 Mitläufer auf den fünf Kilometer langen Spaziergang, der auf befestigten Wegen erst zur Konfurter Mühle führte, die um diese Zeit mehr Wasser als üblich zu bewältigen hatte, da der Wasserpegel mit den Regenfällen der letzten Wochen stark angestiegen war. An der Reiterhalle vorbei ging es entlang der Eppertshäuser Chaussee Richtung Pflanzenhäuschen, an dem bereits der Grill und das Lagerfeuer wartete. Ein Vortrupp der Sickenhofer Brandbekämpfer hatte schon alles vorbereitet, damit man sich bei Glühwein, Kaffee und Kuchen vom vielen Laufen etwas erholen konnte, um später gestärkt den Heimweg anzutreten. Dieser Spaziergang zum Jahresanfang ist ein traditionsgemäß gern besuchter Termin im Veranstaltungskalender von Sickenhofen und Norbert Kolb versteht es immer wieder, interessante Geschichten mit auf den Weg zu geben.
    kb

 

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