Auf Spurensuche in Langstadt Barbara Topolosky und ihre Wetzler-Vorfahren – Ortsrundgang und Friedhofsbesuch

Barbara W Topolosky mit ihren Töchtern Eliza und Lauren mit Bürgermeiser Achim Knoke vor dem Stadtwappen. Foto: Georg Wittenberger.

Auf den Spuren ihrer Vorfahren war dieser Tage Barbara Wetzler Topolosky (67) mit ihren Töchtern Eliza (38) und Lauren (31) aus den USA in Babenhausen und seinem Stadtteil Langstadt unterwegs. In Langstadt lebten vornehmlich drei jüdische Familien: die Wetzlers, die Lichtensteins und die Oestreichs. Der Großvater von Barbara Topolosky war der 1881 in Langstadt geborene Hermann Wetzler, der später nach Frankfurt übersiedelte. Ein Teil der Familie überlebte den Holocaust nicht.

Den Auftakt der Spurensuche bildete ein Besuch im Rathaus. Dort wurde das Trio von Bürgermeister Achim Knoke begrüßt. Dabei wurde deutlich, dass die schreckliche Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten dürfe. Angesprochen wurde auch das Projekt „Stolpersteine“. Im Stadtteil Langstadt waren 2013 die ersten Stolpersteine innerhalb der Stadt Babenhausen verlegt worden. Neben einem kurzen Besuch des jüdischen Denkmals an der Bleiche galt die Aufmerksamkeit der Gäste den Grabsteinen ihren Vorfahren auf dem jüdischen Friedhof. Dort gedachten die Wetzler-Nachfahren aus den USA ihrer Urgroßeltern, dem Schneider Benjamin Wetzler (1844-1899) sowie dessen erster Ehefrau Settchen (1840-1889), eine geborene Kahn. Dabei sang der aus Langstadt stammende und heute in Frankfurt lebende evangelische Pfarrer Reiner Haberstock, der neben dem Ehepaar Wittenberger die Gäste betreute, einen Kaddisch. Auch weitere Gräber der Vorfahren konnten entdeckt werden. In Langstadt selbst wurde ein Ortsrundgang vorgenommen zu den Häusern, die die Großfamilie Wetzler im Laufe der letzten 250 Jahre einmal bewohnt hatte. Die letzten Wetzlers waren um 1900 nach Frankfurt gezogen, nachdem Urgroßvater Benjamin Wetzler 1899 gestorben war. Seine zweite Frau Auguste Wetzler, eine geborene Tannenbaum aus Eschollbrücken, sah für ihre Kinder und Stiefkinder in der Mainmetropole eine bessere Lebensmöglichkeit. Sie sollte den Holocaust in Theresienstadt nicht überleben. Auch die Großeltern der Besucher, Hermann Wetzler und Ehefrau Bertha, eine geborene Stern, der älterer Bruder Benzion Wetzler sowie die jüngere Schwester Jenny Wetzler, die mit Gustav Abraham aus Okriftel verheiratet war, wurden von Frankfurt aus deportiert und ermordet. Glück hatte der 1911 in Frankfurt geborene Vater Berthold Wetzler, Tapezierer von Beruf, dem die Emigration gelang und der in den Staaten eine Familie aufbaute. Berthold Wetzler hatte zwei Kinder, die jetzt zu Besuch weilende Barbara und den sieben Jahren jüngeren Howard, der vor vier Jahren bereits mit seiner Familie Langstadt einen Besuch abgestattet hatte. Sein Besuch und seine Erzählungen waren für Barbara Topolosky Anlass, sich ebenfalls auf Spurensuche zu begeben. (Text / Foto: wi)

 

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