Landgasthof „Bretzel” und Bahnhof Langstadt: Europäische Förderung – „Mehr Urbanität aufs Land bringen ohne die ländliche Region zu verleugnen”

Besichtigung des Bahnhofsgebäudes in Langstadt mit Europastaatssekretär Mark Weinmeister.

Vom Land über den Bund bis zur Europäischen Union gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten, die Kommunen und Regionen in ihrer Entwicklung unterstützen sollen. Das bedeutendste Förderprogramm auf europäischer Ebene ist die Leader-Initiative, die sich besonders den ländlichen Regionen widmet.

24 Leader-Fördergebiete gibt es in Hessen. Eine von ihnen umfasst 14 Kommunen im östlichen Landkreis. Europastaatssekretär Mark Weinmeister machte auf seiner Reise durch die Förderregionen nun auch in Langstadt und Altheim Halt, um sich über bereits umgesetzte Maßnahmen sowie geplante Förderprojekte zu informieren.
Für die Beratung der regionalen Akteure und die Vergabe der Fördermittel ist das Regionalmanagement des Landkreises für den ländlichen Raum zuständig. 2018 bewilligte das Regionalmanagement Projekte mit einem Fördervolumen von 663.000 Euro. Projekte mit einem Volumen von etwa 350.000 Euro sind in der Bearbeitung.  Von den fünf Handlungsfeldern, in die die Projekte eingeteilt werden, bildet das Feld „Leben und Versorgung in den Ortskernen“ einen Schwerpunkt.
Zwischen den weiteren Handlungsfeldern „Mobilität und Arbeit“ sowie „Förderung des gesellschaftlichen Miteinanders“ und „Welterbe, Tourismus und Natur“ gibt es Schnittmengen. So ist der Ausbau des Hofguts in Habitzheim zu einem Gesundheitszentrum mit 16 Praxen bedeutend für die Gesundheitsversorgung wie für den Bereich Arbeit. Die Maßnahme wurde mit 45.000 Euro Leader-Mitteln gefördert. Auch das „Wohnprojekt Holzapfel“ in der Groß-Umstädter Kernstadt, das ebenfalls 45.000 Euro erhielt, berührt die Handlungsfelder Leben, Mobilität und Miteinander.
„Wir möchten mehr Urbanität aufs Land bringen ohne die ländliche Region zu verleugnen“, sagte Dorte Meyer-Marquart vom Regionalmanagement. In diesem Spannungsfeld aus Infrastrukturverbesserung und Modernisierung auf der einen, Erhaltung der dörflichen Strukturen auf der anderen Seite bewegen sich viele Projekte.
Tobias Metzler, der in sechster Generation das Landgasthaus Bretzel in Langstadt betreibt, sah sich vor der Aufgabe, den Familienbetrieb zu erhalten und dem Sterben der Landgasthäuser entgegen zu wirken. Zugleich sei klar gewesen, dass eine bauliche und konzeptionelle Umgestaltung unumgänglich sei. Man müsse Anpassungen behutsam  vornehmen, sagte er. Den Umbau des denkmalgeschützten Traditionsgasthauses förderte Leader mit 25.000 Euro.
Nur wenige hundert Meter entfernt erfuhr Europastaatssekretär Weinmeister von den Hürden, die mitunter die Umsetzung innovativer Ideen erschweren. Das Bahnhofsgebäude in Langstadt beispielsweise harrt seit Jahren der Sanierung. 2011 hat ein Bauunternehmer aus Groß-Umstadt das Gebäude gekauft, drei Jahre später gründete sich ein Trägerverein, der Teile des Bahnhofs für Kultur und Bildungsangebote nutzen möchte. Mindestens ein halbe Million Euro werde die Sanierung kosten, sagte Klaus Schüler vom Vereinsvorstand. Das Netzwerk Bahnhof Langstadt möchte im historischen Gebäude eine Medienwerkstatt sowie Räume für kulturelle Veranstaltungen sowie für Bildungsangebote einrichten.
Ein Förderantrag ist gestellt und hat das Wohlwollen des Regionalmanagements. „Doch nur maximal die Hälfte der Kosten wird gefördert. Der Verein ist nicht in der Lage, den finanziellen Eigenanteil zu leisten.“ Eine gemeinnützige GmbH, wie sie derzeit in der Überlegung ist, könne wiederum keinen Förderantrag stellen, sagte Meyer-Marquart.
Die bürokratischen Hürden konnte Mark Weinmeister bei seinem Besuch nicht beseitigen. „Aber es ist sehr hilfreich, von den Problemen vor Ort zu erfahren und Anregungen zu bekommen, um die Leader-Förderung zu optimieren.“      mel

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