Regierungspräsidium Darmstadt informiert: Gerhard Gossens – 25 Jahre im Dienst der öffentlichen Sicherheit

Der Leiter des Hessischen Kampfmittelräumdiensts beim Regierungspräsidium Darmstadt geht in den Ruhestand

Gerhard Gossens zeigt eines seiner Fundstücke aus seiner Zeit beim Kampfmittelräumdienst in Darmstadt. Dieses wurde von einem Schmied zu einer Friedensskulptur verarbeitet.

Gerhard Gossens, der langjährige Leiter des Hessischen Kampfmittelräumdiensts (KMRD), geht zum Jahresende in den Ruhestand – Anlass genug, den Mann zu würdigen, der beim Regierungspräsidium (RP) Darmstadt über 25 Jahren diese so verantwortungsvolle Arbeit verrichtete und der seine schwärzesten Stunden glücklicher Weise außerhalb der eigenen Dienstzeiten erlebte.

Als Gerhard Gossens vor 25 Jahren zum Hessischen Kampfmittelräumdienst nach Darmstadt kam, wurde er auf Anhieb dessen Leiter. Sein Vorgänger und dessen Stellvertreter hatten zuvor bei einer Entschärfung in Wetzlar ihr Leben verloren. Gerhard Gossens kann sich noch sehr gut an den Tag erinnern, als er davon erfuhr, genau wie an die Nachricht vom Tod von gleich drei Berufskollegen aus Niedersachsen, die erst vor einigen Jahren bei einem Einsatz ums Leben gekommen sind. Die obligatorische Frage nach der schwärzesten Stunde erübrigt sich also, doch schwere Momente hatte Gerhard Gossens zuhauf - dafür ist die Gefahr bei den Einsätzen und die damit verbundene Verantwortung für ihn und seine Kollegen zu groß. Doch wer Gerhard Gossens begegnet hat keine Zweifel daran, dass dieser Mann stets besonnen und mit großer Umsicht und Kompetenz gehandelt hat. Beispiel gefällig?
Als vor ein paar Jahren eine Bombe auf – oder besser UNTER – der A3 gefunden wurde und zwar auf einer der Fahrbahnen bei Offenbach, musste nicht nur schnell, sondern geradezu radikal gehandelt werden. „So eine Bombe kann jeden Moment hochgehen“, sagt Gerhard Gossens mit seiner trockenen Art, die keine Zweifel lässt. Als er sie mit seinen Kollegen in Augenschein genommen hatte, entschied er ohne Umschweife, nicht nur die Autobahn, sondern auch den Luftraum zu sperren – die Haupteinflugschneise zum Frankfurter Flughafen wohlgemerkt, am helllichten Tag, mit allen Auswirkungen auf den Verkehrsbetrieb. Kritische Nachfragen bleiben da nicht aus, doch wer dem ehem. Bundeswehrsoldaten gegenübersitzt spürt, dass sich Gerhard Gossens so schnell nicht aus der Ruhe bringen lässt. „Wir haben ein gutes Team“, sagt er bescheiden auf die Frage, was er seinem künftigen Nachfolger auf den Weg mitgibt. Alles sei besprochen. In jedem Fall hinterlässt Gerhard Gossens beim KMRD in Darmstadt ein bestens bestelltes Haus.
Kleiner Rückblick: Die Kampfmittelräumung nach dem Ende des 2. Weltkriegs entwickelte sich wider Erwarten zu einer Daueraufgabe. Erst Mitte der 80er Jahre lagen den deutschen Behörden Luftbilder der Alliierten mit den Bombentrichtern vor. Gossens Vorgänger hatte deren systematische Auswertung noch angestoßen, doch erst ihm und seinem Team gelang es, dies in die Tat umzusetzen. Heute kann der hessische KMRD in Darmstadt auf ein datenbankgestütztes Kartensystem zurückgreifen. Dies ermöglicht ihm, Anfragen grundstücksgenau und effizient zu beantworten. „Das läuft sehr gut“, sagt Gerhard Gossens zufrieden, der die kleine Schaltzentrale unter dem Dach des Darmstädter Kollegiengebäudes schon so manchem Gast erläutert hat. Die dort zu bestaunenden Exponate haben eher musealen Charakter – die eigentliche Arbeit spielt sich hier – auch dank Gerhard Gossens – digital, sprich am Bildschirm – ab. Doch wenn es ernst wird, rücken sie von dort zu ihren gefährlichen Einsätzen in ganz Hessen aus. Daran hat sich in all den Jahren nichts geändert.
Zum Lebenslauf –  Oder, wie wird man eigentlich Kampfmittelräumer?
Gerhard Gossens wurde als Zeitsoldat bei der Bundeswehr zum Feuerwerker ausgebildet. Doch weil man sich dort vorwiegend mit der heute verwendeten Munition beschäftigt, absolvierte Gossens anschließend noch eine staatliche Spezialausbildung für Weltkriegsmunition. Dann war er zehn Jahre Betriebsleiter einer Kampfmittelräumfirma in Nordrhein-Westfalen. 1991 wechselte Gerhard Gossens zum Hessischen Kampfmittelräumdienst beim RP Darmstadt als dessen Leiter.
 

Hintergrund: Was ist der hessische KMRD und wie arbeitet er?
Der Hessische Kampfmittelräumdienst (KMRD) ist beim Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt angesiedelt – sprich, immer wenn irgendwo in Hessen eine Bombe oder andere Kampfmittel unschädlich gemacht (entschärft oder gesprengt) werden müssen, rücken die Experten vom KMRD an. Dabei arbeitet der KMRD eng mit einer Fachfirma zusammen – dies stellt ein schnelles, umfassendes und flächendeckendes Reagieren sicher.
Das Team des KMRD beim RP Darmstadt besteht aus drei Feuerwerkern und zwei Verwaltungskräften. Schließlich nimmt auch die Büroarbeit viel Zeit in Anspruch nimmt - pro Jahr gehen beim KMRD tausende Anfragen von Behörden und Bürgern ein. Eine der Hauptaufgaben ist die Prüfung von Luftbildern sowie die systematische Sondierung bestimmter Gebiete – etwa der Wälder.
Pro Jahr wird der Kampfmittelräumdienst in Hessen etwa 400 Mal zu Funden von Granaten, Munition und Bomben gerufen. 30 bis 40 Bomben müssen jedes Jahr im Schnitt von den Feuerwerkern entschärft (oder, falls nicht möglich, gesprengt) werden. Insgesamt werden jährlich rund 80 Tonnen Material entsorgt - dies geschieht über ein Zwischenlager in Mittelhessen; von dort wird es in regelmäßigen Abständen zu einer zentralen Entsorgungsanlage nach Sachsen gebracht.
Der KMRD arbeitet für das Land Hessen(etwa Hessenforst), berät Bundesbehörden, Kommunen – und Privatpersonen. Kampfmittelräumungsarbeiten sind insbesondere:
-  Aufsuchen, Bergen und Lagern von Kampfmitteln
- Systematische Untersuchung und Entmunitionierung von Flächen mit Sonden
Die geborgenen Kampfmittel, Munitionsteile sowie alle anderen Objekte, die im Zusammenhang mit Kampfmitteln stehen, müssen erfasst werden. Sofern Kampfmittel nicht transportfähig sind, muss die jeweils tätige Kampfmittelräumfirma  unverzüglich den KMRD zu verständigen. Bei Gefahr im Verzug wird die zuständige Gefahrenabwehrbehörde (Polizei, Kommune) sofort verständigt und das entsprechende Areal abgesperrt. Die Entschärfung, Sprengung sowie der Abtransport von Kampfmitteln ist ausschließlich dem KMRD oder der von ihm beauftragten Person (Fachfirma) überlassen.
Für die Kampfmittelabsuche von Privatgrundstücken (Sondierung) sind die Grundstückseigentümer verantwortlich. Für die Überprüfung/Räumung des Grundstücks sollten immer eine anerkannte Kampfmittelräumfirma beauftragt werden.
Der KMRD gibt auf Anfrage darüber Auskunft, ob auf dem jeweiligen zu bebauenden Grundstück mit einer Kampfmittelbelastung zu rechnen ist, beispielsweise weil sich die Fläche in einem Bombenabwurfgebiet befindet.
Der KMRD wertet dazu die alliierten Kriegsluftbilder aus. Auf den Luftbildern sind die Bombenabwurfstellen und Bombenkrater zu erkennen. Das Absuchen eines Grundstücks geht zu Lasten des Eigentümers/Investors. Der Kampfmittelräumdienst veranlasst den Abtransport sowie gegebenenfalls die Entschärfung und die Vernichtung der Kampfmittel.

(ohl)

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