Die Faszination wurde zur Leidenschaft und aus Stefan Keim ein begeisterter Mineraliensammler. In den langen Jahren hat er feststellen dürfen, dass man die schönsten Stücke nicht einfach am Wegesrand findet. „Die Suche und das Finden, also immer auf der Jagd zu sein, sei genauso faszinierend wie die Fundstücke selbst“, stellt der Fliesenleger (Fliesenlegerfachbetrieb Keim) aus Babenhausen fest.
„Die Mineraliensammler sind ein Volk für sich und haben ihre Eigenarten“ meint Stefan Keim augenzwinkernd, als er seine beliebtesten Fundorte nennen sollte – Tipps gebe er keine, denn es gehört zum (richtigen) Mineralien-Sammeln einfach mehr dazu als ein Loch zu buddeln und Glück zu haben. Rechtliche Bestimmungen und die Einhaltung von Naturschutzbestimmungen müssen eingehalten werden und auch die Absprache mit dem Grundstückseigentümer oder anderen Mineraliensammlern gehört zum „Ehrenkodex“. Was aber nicht heißt, dass sich Interessierte bei Fragen an ihn wenden können.
In Babenhausen finden sich keine Mineralien, weil das mineralhaltige Tiefengestein zu tief verborgen liegt. Bei uns finden sich beispielsweise versteinertes Holz (etwa 25 Mio. Jahre alt) oder Eiszeitfossilien (Mammut-Zähne). Die Gegend um Babenhausen entstand zur Trias (vor 250 Mio. Jahren). Zu dieser Zeit hingen alle Landmassen noch zusammen und bildeten den Urkontinent Pangaea. Dieser zerbrach später und triftete wegen der sogenannten Plattentektonik auseinander und bildet heute die verschiedenen Kontinente, die immer noch in Bewegung sind. Unsere Region lag seiner Zeit in der Wüstenzone. Dadurch, dass sich der Wüstensand immer mehr auftürmte, wurde die untere Sandschicht zusammen gepresst und durch Druck und Kristallisation sich zu Sandstein ausgebildet. Durch die Plattentektonik wurden diese Sandsteinschichten nach oben gedrückt und haben ein Sandsteingebirge gebildet aus dem auch größtenteils der Odenwald besteht. Durch Korrosion wurde dieses dann wieder über Millionen Jahre abgetragen und der gelöste Sand ist in eine Ebene gerutscht - die Rhein/Main Ebene wie wir sie heute kennen. Dadurch ist teilweise der Sandstein so weit abgetragen worden, dass sich heute in Bereichen des vorderen Odenwaldes das mineralienreiche Tiefengestein wie Baryt und Quarz stellenweise an der Oberfläche befindet.
Da in unterschiedlichen Regionen auch unterschiedliche Mineralien zu finden sind, bekommt man durch das schöne Hobby auch viele schöne Ecken zu sehen. In der nähe von Warstein konnte Stefan Keim schon so einige Malachite, Quarze und Sphalerite finden. Im Hunsrück konnte er sogar Bergkristalle mit einer Größe von bis zu zehn cm ausfindig machen. Bei der Kristalljagd in Bad Ems konnte er Zinkblende, Malachit, Bleiglanz, Kupferkies, Pyromorphit und noch weitere Mineralien finden. Während Quarze fast in allen Regionen auftauchen, sind bestimmte Gegenden auch für ihre besonderen Mineralien bekannt. Fachleute erkennen daher an der Form und Farbe wo das gute Stück gefunden wurde. Jedes Gebiet hat seine eigenen Besonderheiten, seine Spezialitäten, denn das auskristallisieren der Mineralien ist für die Form und Farbe von entscheidender Bedeutung und daher oft einzigartig. Leider sind diese Besonderheiten nicht sofort erkennbar, denn meist wird nur ein unförmiger Lehmbrocken gefunden, dem man sein mineralisches Geheimnis erst noch entlocken muss. Die Mineraliensammler nutzen daher die Kälteperiode für das Säubern dieser Lehmbrocken. Nach mehreren Bädern in speziellen Säurelösungen wird dann aus dem hässlichen Lehmbrocken (vielleicht) ein richtiges Schmuckstück.
Die Mineraliensammler haben durch ihr Hobby nicht nur viele Mineralien angesammelt (leider nicht steinreich, dafür reich an Steinen), auch das Wissen rund um die Mineralien ist erstaunlich umfangreich – gute Kenntnisse in Geologie gehören ebenso zum Handwerkszeug wie ein breites Wissen in Chemie und Physik. Eine Eigenart haben die Mineraliensammler ebenfalls: Obwohl sie ein wunderschönes Mineral gefunden haben geht die Jagd weiter – immer auf der Suche nach „noch schöner“ und „noch besser“ – wenn man weiß wo man suchen muss... hz
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Rubrik: Babenhausen und Umgebung
29.05.2018
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