Der Schulseelsorger an der Babenhäuser Joachim-Schumann-Schule ist überzeugt: „Jugendliche sehen kaum Unterschiede bei Herkunft, Nationalität oder Religion ihrer Mitschüler. Unsere einzige Chance, die jungen Leute gegen Fremdenfeindlichkeit oder gar Scharfmacherei zu impfen, besteht darin, die Gleichheit zu entdecken und das Kennenlernen zu fördern.“
Die Idee der städtischen Jugendförderung, in Kooperation mit der integrierten Gesamtschule und ortsansässigen Unternehmen eine Ausstellung über die „Nationen in Babenhausen“ zu erarbeiten, griffen Schulseelsorger Stracke und Schulleiter Reiner Becker daher gerne auf. „Wir hatten bereits mehrere Aktionen und Projekte unter der Überschrift „Miteinander der Kulturen in Babenhausen“, ergänzt Jugendpfleger Michael Spiehl. Das Besondere des aktuellen Projekts liege in der Zusammenarbeit verschiedener Akteure und der Öffentlichkeit, die die Aktion über einen langfristig angelegten Zeitraum erhalten wird.
Seit Beginn des Schuljahres im September 2016 arbeiteten Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klasse im Unterricht von Micha-Steffen Stracke an fünf großformatigen Tafeln, die neben Deutschland neun weitere in Babenhausen vertretene Nationen gegenüberstellen. Auf einer sechsten Tafel sind unter einer Weltkarte die Flaggen aller 77 Nationalitäten dargestellt. Die Tafeln sollen zuerst in der Stadtbücherei ausgestellt werden und nach einer Tour durch weitere Babenhäuser Einrichtungen im Jugendcafé einen dauerhaften Platz finden.
Die 23 beteiligten Schüler arbeiteten in fünf Gruppen ein Mal pro Woche an dem Projekt. „Wir haben einen Fragebogen entwickelt, in dem wir zum Beispiel wissen wollten, welche Nationalität die Menschen in Babenhausen haben und welche Rolle ihre Religion spielt“, erzählt der 15-jährige Aaron, der in der Gruppe „Kultur“ mitarbeitete. „Auf den Tafeln steht, wie viele Menschen in den Herkunftsländern leben und wie viele in Babenhausen. Wir haben herausgefunden, dass in der Türkei knapp 75 Millionen Menschen leben, Babenhausen hat 584 türkische Mitbürger.“
„Die Informationen haben wir vom Einwohnermeldeamt der Stadt“, ergänzt Tim. Die Ergebnisse wurden an die „Technikergruppe“ weitergegeben, die die Informationen über Einwohnerzahl, Sprache und Schrift, über die geografische Lage, die aktuelle Präsidentschaft sowie die offizielle Währung des jeweiligen Landes in Grafiken und Bilder übertrug. „Bei der Firma Kreher-Druck hat die Gruppe einen Grundlagenkurs in Bildbearbeitung bekommen“, berichtet Jugendpfleger Spiehl. „Das fertige Layout wurde dann beim gleichen Unternehmen gedruckt.“
Zuvor musste eine Gruppe Sponsoren suchen, um Material für die Tafeln aber auch für die entsprechende Umgestaltung des Jugendcafés zu organisieren. „Eine Spende des Bauzentrums Andre und Oestreicher an die Stadt, die an die Verwendung für soziale Zwecke gebunden ist, hat einen Teil der Materialkosten gedeckt“, so Spiehl. Hinzu kam die metallbearbeitende Firma M8, die das Material für die Tafeln spendete.
Eigentlich sollten auf den fünf Tafeln die zehn am stärksten in Babenhausen vertretenen Nationen abgebildet sein. Doch die Schüler wollten es etwas anders. „Wir haben in den Klassen gefragt, welche Länder dargestellt werden sollen“, erzählt Noa (15). „Viele wollten Brasilien, obwohl nur elf Brasilianer in der Stadt leben.“ mel
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Rubrik: Babenhausen und Umgebung
30.03.2017
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