Literaturkreis Babenhausen: „Es war einmal im fernen Osten” in der Amtsgasse

In trauter Runde treffen sich Lesebegeisterte im Territorialmuseum, um einmal im Monat ein gemeinsam gelesenes Buch zu besprechen. Dabei kommen oft rege Diskussionen um die verschiedenen Aspekte auf. „Stets eine Bereicherung“, finden die Teilnehmerinnen. Neue Mitleser sind herzlich willkommen bei den kostenlosen Treffen.

Na ja, eigentlich treffen sich die 12 Teilnehmerinnen, die sich regelmäßig am ersten Montag im Monat zur Buchbesprechung zusammenfinden, im Territorialmuseum in der Amtsgasse und nicht etwa im „Fernen Osten“. Das ist aber der Titel der Lektüre, zu der man sich für den Monat Januar entschieden hatte.

Die Autorin und Filmemacherin Xiaolu Cuo beschreibt in ihrer Autobiografie ihr Leben zwischen zwei Welten und das war auch eines der Hauptkriterien, die zur Wahl dieses Werkes führte. In Deutschland sei die chinesische Literatur zu Unrecht unterrepräsentiert, wie Claudia Winterling ausführt. Sie und Vera Häfele, ihre Freundin aus Studienzeiten, leiten seit einiger Zeit federführend den kleinen, aber feinen Literaturkreis, der einst aus dem Frauenforum hervorging und früher von Ute Wittenberger als „Spiritus Rector“ gepflegt wurde.
Der heute besprochene Roman liegt eingebettet in den historischen Zusammenhang der gesamten chinesischen Geschichte und so hoffen die Leser, die aufstrebende chinesische Großmacht besser verstehen zu können. Jede der Teilnehmerinnen hatte in den vergangenen Wochen Zeit, den Roman zu lesen und sich Gedanken über für sie interessante Passagen zu machen. Das Buch wird an dem Abend kurz kapitelweise durchgegangen und immer wieder finden sich Themen, die intensiver besprochen werden. Dabei geht es nur peripher um die verwendete Sprache oder grammatische Stilmittel. Viel mehr wiegen die soziale, politische und historische Einbettung des Werkes. Anhand von Szenen aus dem Buch werden „Ahnenkult“, „Aberglaube“, „Kulturrevolution“ und „Ein-Kind-Politik“ heiß diskutiert, denn die Damen hatten sich mit diversen Hintergründen vertraut gemacht.
Nicht immer sind die Protagonisten der gelesenen Werke Frauen, denn der Literaturkreis stehe auch Männern offen, obgleich sich nur selten welche dazugesellen. Momentan kämen 12 Damen regelmäßig zu den monatlichen Treffen, aber neue Mitleser würden gerne aufgenommen. Die Treffen sind kostenlos und finden immer an Montagen im Territorialmuseum statt. Etliche Bücher werden von Claudia Winterling und Vera Häfele gelesen und dann eine Auswahl vorgestellt. Jedes Jahr entscheide man sich demokratisch für acht Werke, die gelesen und danach gemeinsam besprochen werden. In manchen Jahren gab es bestimmte übergeordnete Kriterien wie „Berühmte Frauen“ oder „Buchpreis des Dt. Buchhandels“ anhand  man die Buchauswahl traf.
Stets achte man aber auf literarisch und thematisch anspruchsvolle Literatur. Auch Klassiker wie Goethes „Wahlverwandtschaften“, Fontanes „Frau Jenny Treibel“ oder Victor Hugos „Der Glöckner von Notre Dame“ seien schon untersucht worden. Die unterschiedlichen Sichtweisen der verschiedenen Leserinnen machten den Kreis bereichernd, weil manche Aspekte einen ganz neuen Blick auf das Gelesene werfen. Es würde keine germanistische Analyse des Buches angestrebt, sondern es käme den Damen stets auf die inhaltliche Erfassung an, betont Häfele, die schon immer in einem literarischen Kreis mitmachen wollte und jeden Monat extra aus Darmstadt angereist komme, um hier mit Gleichgesinnten zu lesen. Die regen Diskussionen, die sich zuweilen entwickelten, zeigen den Enthusiasmus aller Beteiligten. „So macht Lesen gleich noch mehr Spaß!“ sind sich alle einig.
Die Termine für die nächsten Monate liegen schon fest: 4. Februar, 18. März, 8. April, 6. Mai und 3. Juni, jeweils von 19-21 Uhr. Wer noch mehr Informationen sucht, darf sich gerne bei Claudia Winterling unter der Nummer 06073-61165 oder bei Vera Häfele unter 06151-24941 erkundigen.    kb

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