Mit Spannung wurde der Bericht des Bürgermeisters über den Stand und den Fortgang der Hallen in Hergershausen und Sickenhofen erwartet. Der Verwaltungschef erläuterte in seinem rund 20minütigem Redebeitrag die rechtlichen Hintergründe der Schließung, zu die sich der Magistrat der Stadt Babenhausen aufgrund des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung gezwungen sah, da ihm „keine Manövriermöglichkeit“ mehr blieb. Achim Knoke blickte anschließend zurück und erläuterte die verschiedenen Zuständigkeiten und Prioritäten, die in den vergangenen Jahren dazu führten, dass die beiden Hallen in Hergershausen und Sickenhofen brandschutztechnisch nicht modernisiert wurden.
Nach einem gemeinsamen Ortstermin mit dem Kreisbrandinspektor, Ralph Stühling, konnte der Bürgermeister allerdings eine mögliche (kurzfristige) Nutzung der beiden Hallen in Aussicht stellen. Er hoffe, teilte Achim Knoke, dass man in der Stadtverordnetenversammlung am 23. März 2017 die engen Fesseln des bestehenden (Schließungs-)Beschlusses aufweichen könne und eine Kompensation der festgestellten Mängel möglich sei. Dies würde den Spiel- und Sportbetrieb für bis zu fünfzig Personen wieder ermöglichen. Man habe bereits einen Plan entworfen, mit dem wir „die Kuh vom Eis bekommen“. Für größere Veranstaltungen (ab 200 Personen) gelte allerdings das „enge Korsett“ der Versammlungsstättenverordnung, aus welchem man versuche rauszukommen. Eine Nutzung für Veranstaltungen mit höheren Besucherzahlen sei zeitlich und finanziell aktuell nicht umsetzbar.
Nach dem Bericht des Bürgermeisters hatten die Ortsbeiratsmitglieder nun die Möglichkeit Fragen zu stellen, bevor den rund 150 Bürgern die Möglichkeit gegeben wurde sich bei Politik und Verwaltung zu informieren um Fragen bzw. offene Punkte direkt anzusprechen. Zuvor erläuterte Wolfgang Heil von den Freien Wählern Babenhausen aber noch wie es zu dem Antrag kam, der die Schließung der Hallen zur Folge hatte. Er ging auf das Brandschutzgutachten ein und schilderte die Problematik „Gefährdung der Nutzer“. Mit Buh-Rufen begrüßt, erhielt Wolfgang Heil in der anschließenden Aussprache aber auch Respekt gezollt, dass er sich der Versammlung gestellt hat und die Gründe seiner Entscheidung nachvollziehbar darlegte.
In der Diskussion wurde insbesondere die schlechte Informationspolitik der Stadt bemängelt. Die Vereine seien zu spät informiert worden, so hätten Kinder-Turngruppen bei Regenwetter vor der vorschlossen Halle gestanden, da weder der Vereinsvorstand noch die Betreuer über die kurzfristige Schließung informiert wurden. Die Schließung der Hallen habe die Vereine vollkommen unerwartet getroffen, schilderten die Vereinsvertreter unisono.
Die Diskussion der anwesenden Politiker, ob das vorliegende „Papier des Gutachters“ ein Brandschutzkonzept sei, oder einen gutachterlichen Charakter habe und als Gutachten angesehen werden könne, kann als „parteipolitische Spielwiese“ der Babenhäuser Lokalpolitik angesehen werden. Den zahlreichen Bürgern war die möglichst kurzfristige Nutzung für die Vereinsaktivitäten wesentlich wichtiger und so wurden Themen über mögliche Brandwachen und des eigentlichen Modernisierungsbedarfes besprochen. Auch die Breite der Fluchtwege und der Einsatz von nicht brennbaren oder nur schwer entflammbaren Materialen wurde hier angesprochen. Fragen, nach den zu erwarteten Kosten, konnten von Seite der Verwaltung noch nicht beantwortet werden, man gehe aber davon aus, informierte Bürgermeister Knoke, dass für die brandschutztechnische Ertüchtigung pro Halle etwa 500.000 Euro aufgewendet werden müsse. Hier sei vor allem eine umfangreiche Modernisierung der Elektrik erforderlich. Die von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen 80.000 Euro für eine erste Ertüchtigung der Halle kann daher nur ein Provisorium sein.
Achim Frankenberger, aktiver Feuerwehrmann und „Vereinsmensch“ aus Sickenhofen skizzierte aus seiner Sicht die Möglichkeiten um die Halle in Sickenhofen brandschutztechnisch auf Vordermann zu bringen. Er stellte abschließend fest dass man in Sickenhofen eine funktionstüchtige Halle brauche und keine „Super-Halle“.
Alexander Buia aus Hergershausen, sowohl in ortsansässigen Vereinen aber auch als langjähriger Notarzt aktiv, schilderte seine Sichtweise des vorliegenden Gutachtens und die Möglichkeiten, die man als Stadt Babenhausen habe, um auch größere Veranstaltungen in den beiden Hallen durchführen zu können. Seinen Argumenten folgte von Seiten der anwesenden Politiker und Mitarbeiter der Verwaltung kein Widerspruch und so bleibt am Ende der „Krisensitzung“ die optimistische Feststellung, dass es für die Hallen und somit auch für die zahlreichen Veranstaltungen der rührigen Ortsvereine wieder einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt.
Ob dieser Hoffnungsschimmer auch nach der Stadtverordnetensammlung am 23. März besteht muss abgewartet werden. Mit Spannung wird dann auch erwartet, ob bei der kommenden Abstimmung alle Parlamentarier teilnehmen, oder ob sich ein großer Teil erneut „nicht zuständig“ fühlt und ein Votum verweigert. Dem gesamten Parlament gilt es an diesem Abend glaubhaft zu machen, dass eine Gefährdung der Nutzer nicht mehr besteht und daher gegen eine zukünftige - eingeschränkte - Nutzung keine Einwände mehr bestehen. Gelingt dies nicht, stehen die Stadtverordneten wieder vor einer Gewissensfrage, die bei der vergangenen Abstimmung zu der Schließung der Hallen führte. Es bleibt spannend. hz
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Rubrik: Politik und Parteien
17.03.2017
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